Deutsche Fußballmeisterschaft 1904/05

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Deutsche Fußballmeisterschaft 1904/05
Abgebildet ist das Logo des Deutschen Fußball-Bundes von 1900 – 1945. Es stellt einen Freis dar, der in blau und gold gehalten ist. Am äußeren Rand wird der Schriftzug DEUTSCHER-FUSSBALL-BUND im Kreis geführt. In der Mitte befindet sich die Abkürzung "DFB": Jeder Buchstabe in einer anderen Farbe, weiß schwarz und rot.
Meister Berliner TuFC Union 92
Mannschaften 11
Spiele 8
Tore 37 (ø 4,63 pro Spiel)
Torschützenkönig Deutscher Paul Herzog
Deutscher Reinhard Richter (je 4)
Deutsche Meisterschaft 1903/04

Die dritte Deutsche Fußballmeisterschaft fand vom 9. April bis zum 11. Juni 1905 statt. Nach der abgebrochenen Meisterschaft im Vorjahr wurde mit Union 92 Berlin erstmals seit zwei Jahren wieder ein neuer Meister gekürt. Das Finale gegen den Karlsruher FV in Köln wurde 2:0 gewonnen.

Sichtbar wurden in diesem Jahr die finanziellen Schwierigkeiten, unter denen die Fußballvereine litten. Zwei Mannschaften (Schlesien Breslau und überraschend der seit 1903 amtierende Meister VfB Leipzig) verzichteten aufgrund zu hoher Reisekosten auf ihre Begegnungen. Der Spielausschuss des Deutschen Fußball-Bunds war auf dergleichen nicht vorbereitet und reagierte jeweils mit Neuansetzungen, die den Ablauf unübersichtlich machten und dazu führten, dass statt vier nur drei Vereine im Halbfinale standen. Die Kosten der Endrunde wurden, bisher vom DFB finanziert, auf die Verbände übertragen und waren letztendlich von den Vereinen oder den Platzbesitzern selbst zu finanzieren.

Dem DFB gehörten am 21. Mai 1905 erst 262 Vereine als Mitglied an. Die Runde brachte einen neuen Teilnehmerrekord; zehn regionale Verbände meldeten ihre Meister für eine Teilnahme. Wie in den beiden Jahren zuvor war auch diesmal jeweils der Meister der dem DFB angeschlossenen Lokal- und Regionalverbände teilnahmeberechtigt. Als elfter Verein sollte der Titelverteidiger hinzukommen, der jedoch verzichtete. Diese hohe Zahl an Teilnehmern und die großen Leistungsunterschiede veranlassten den DFB, vor dem Viertelfinale eine Ausscheidungsrunde der vermeintlich schwächeren Verbandsvertreter durchzuführen. Das Neutralitätsgebot der Austragungsorte wurde in dieser Spielzeit, nach dem Skandal im Vorjahr, zum ersten Mal eingehalten.

Verein Qualifiziert als
SC Schlesien Breslau Meister des Verbandes Breslauer Ballspiel-Vereine
SC Alemannia Cottbus Meister des Verbandes Niederlausitzer Ballspiel-Vereine
Berliner TuFC Union 92 Meister des Verbandes Berliner Ballspielvereine
Dresdner SC Meister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine
VfB Leipzig Titelverteidiger
Magdeburger FC Viktoria 96 Meister des Verbandes Magdeburger Ballspiel-Vereine
FC Victoria Hamburg Meister des Hamburg-Altonaer Fußball-Bundes
FuCC Eintracht Braunschweig Meister des Fußballbundes für das Herzogtum Braunschweig
Hannoverscher FC 1896 Meister des Verbandes Hannoverscher Ballspiel-Vereine
Duisburger SpV Meister des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes
Karlsruher FV Meister des Verbandes Süddeutscher Fußball-Vereine

Ausscheidungsrunde

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Datum Ergebnis Stadion
9. April 1905 SC Schlesien Breslau 5:1 (0:0) SC Alemannia Cottbus Dresden, DSC-Platz an der Nossener Brücke
9. April 1905 FuCC Eintracht Braunschweig 3:2 n. V. (2:2, 2:0) Hannoverscher FC 1896 Magdeburg, Platz von Viktoria 96

Nach einem souveränen Sieg gegen Alemannia Cottbus, bei dem die Tore nicht aufgezeichnet wurden, verzichtete Schlesien Breslau eine Woche später wegen zu hoher Reisekosten auf die Teilnahme am Spiel gegen Viktoria 96 in der zweiten Runde.

Eintracht Braunschweig ging im ersten landesweiten Meisterschaftsspiel gegen den späteren Erzrivalen Hannover 96 in der 15. Minute durch Rudolf Detmar in Führung, bis zur Pause stand es 2:0 dank Wilhelm Kämpfer. Doch in der zweiten Hälfte kamen die Hannoveraner mit Toren von Stanley Dobinson und Wilhelm Bühring zurück und erzwangen die Verlängerung. In dieser siegte die Eintracht mit einem weiteren Tor von Detmar in der 110. Minute.

Datum Ergebnis Stadion
16. April 1905 Magdeburger FC Viktoria 96 ausgefallen SC Schlesien Breslau Leipzig, Sportplatz Leipzig
30. April 1905 FuCC Eintracht Braunschweig 2:1 n. V. (1:1, 0:0) Magdeburger FC Viktoria 96 Berlin-Tempelhof, Germania-Platz

Durch den Zweitrundenverzicht von Schlesien Breslau hätten eigentlich die Teams aus Magdeburg und Braunschweig bereits im Viertelfinale gestanden, doch ließ sie der Spielausschuss nunmehr in einer neu angesetzten Qualifikation gegeneinander antreten, so dass die Eintracht drei Wochen später ein zusätzliches Spiel absolvieren musste:

Hans Adam brachte die Magdeburger in der 61. Minute gegen die Eintracht aus Braunschweig in Führung. Doch schon sieben Minuten später fiel durch einen umstrittenen Elfmeter, verwandelt von Kurt Hagemann, der Ausgleich. Etwa in der 80. Minute gab es für den Magdeburger Geyer einen Platzverweis. Es folgte eine Verlängerung, in der Wilhelm Kämpfer in der 106. Minute das Siegtor zum Viertelfinale schoss.

Datum Ergebnis Stadion
7. Mai 1905 FuCC Eintracht Braunschweig ausgefallen VfB Leipzig
14. Mai 1905 Berliner TuFC Union 92 4:1 (0:1) FuCC Eintracht Braunschweig Magdeburg, Platz von Viktoria 96
28. Mai 1905 Karlsruher FV 1:0 (1:0) Duisburger SpV Hanau, Exerzierplatz Hanau
28. Mai 1905 Dresdner SC 5:3 (2:2) FC Victoria Hamburg Tempelhof bei Berlin, Germania-Platz

Der amtierende Meister VfB Leipzig zog sich zurück und verzichtete aus Kostengründen auf sein Spiel. Den Braunschweigern wurde daraufhin vom DFB für die folgende Woche die Mannschaft von Union 92 als Gegner zugeteilt, die bis dato für das Viertelfinale ein Freilos gezogen hatte.

Die Eintracht konnte zwar zunächst überraschend durch Wilhelm Kämpfer in Führung gehen und diese bis zur Halbzeitpause halten, doch schon zwei Minuten nach Wiederanpfiff glichen die Berliner mit Alfred Wagenseil aus. Darauf folgten zwei Tore von Willi Pisara in der 56. und der 66. Minute. Schließlich schoss Reinhold Bock noch das 4:1.

In einer engen Partie entschied zwei Wochen später der Favorit Karlsruher FV das zweite Viertelfinale gegen den Duisburger SpV für sich. Nach zwei Jahren war es der erste Meisterschaftssieg für die bisher glücklosen Karlsruher, die danach sogar ein Freilos für das Endspiel bekamen. Den Siegtreffer hatte Julius Zinser in der ersten Hälfte besorgt.

Im letzten Viertelfinale führte Victoria Hamburg dank Hermann Garrn bereits nach vier Minuten gegen den Dresdner SC. Dieser drehte jedoch etwa eine Viertelstunde später durch einen Doppelschlag von Arno Neumann innerhalb von fünf Minuten die Partie. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit folgte der Hamburger Ausgleich durch Berthold Hagenah; doch nach dem Seitenwechsel erzielte der Dresdner Reinhard Richter in der 48. und 50. Minute erneut zwei schnelle Tore für seinen Verein. Zehn Minuten später verkürzte Max Fricke für die Hamburger auf 3:4. In der Schlussphase fiel allerdings die Entscheidung für die Dresdner mit dem 5:3 von Arno Große.

Datum Ergebnis Stadion
4. Juni 1905 Dresdner SC 2:5 (0:3) Berliner TuFC Union 92 Leipzig, Sportplatz Leipzig
  Karlsruher FV Freilos

Der Dresdner SC war gegen die Favoriten der Union deutlich unterlegen. In der 20. Minute brachte Paul Herzog die Berliner in Führung. Nach weiteren Treffern von Herzog und Fröhde stand es schon nach der ersten Halbzeit 3:0. Auch in der zweiten Halbzeit schoss Herzog ein Tor und komplettierte damit seinen Dreierpack. Reinhard Richter konnte bei dieser Niederlage jedoch noch zwei Ehrentreffer erzielen, mit denen er zum Torschützenkönig der Endrunde wurde. Zwischenzeitlich hatte Willi Pisara außerdem mit seinem dritten Endrundentreffer zum 4:1 getroffen.

Berliner TuFC Union 92 Karlsruher FV
Berliner TuFC Union 92
Sonntag, 11. Juni 1905 in Köln (Weidenpescher Park)
Ergebnis: 2:0 (1:0)
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Reginald Westendarp (Hamburg)
Karlsruher FV


Willy Krüger – Otto Kähne, Alexander Bock I – Felix Jurga, Kurt Heinrich (C)ein weißes C in blauem Kreis, Emil ReinkeReinhold Bock II, Alfred Wagenseil, O. Fröhde, Paul Herzog, Willi Pisara Willem Christiaan SchierbeekFritz Gutsch, Jacques Johannes Bouvy[1]Wilhelm Langer I, Ivo Schricker (C)ein weißes C in blauem Kreis, Max SchwarzeHans Ruzek, Louis Heck, Rudolf Wetzler, Julius Zinser, A. Holdermann
1:0 Wagenseil (10.)
2:0 Herzog (50.)

Die Meistermannschaft des Berliner TuFC Union 92

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Meistermannschaft des Berliner TuFC Union 92.
Heinrich, Reinke, Kähne, Wagenseil, Herzog, Girulatis, A. Bock, Thiel, Pisara, Jurga; vorne: Krüger

Nachfolgend ist die Meistermannschaft mit Einsätzen und Toren der Spieler angegeben.

Berliner TuFC Union 92
Wappen des Berliner TuFC Union 92

Torschützenliste

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Insgesamt sind 6 Torschützen von Schlesien Breslau (5) und Alemannia Cottbus (1) unbekannt.

Spieler Verein Spiele Tore
1. Deutsches Reich Reinhard Richter Dresdner SC 2 4
2. Deutsches Reich Paul Herzog Berliner TuFC Union 92 3 4
3. Deutsches Reich Wilhelm Kämpfer FuCC Eintracht Braunschweig 3 3
Deutsches Reich Willi Pisara Berliner TuFC Union 92 3 3
5. Deutsches Reich Arno Neumann Dresdner SC 2 2
Deutsches Reich Alfred Wagenseil Berliner TuFC Union 92 2 2
7. Deutsches Reich Rudolf Detmar FuCC Eintracht Braunschweig 3 2
8. Deutsches Reich Hans Adam Magdeburger FC Victoria 96 1 1
Deutsches Reich Wilhelm Bühring Hannoverscher FC 96 1 1
England Stanley Raine Dobinson Hannoverscher FC 96 1 1
Deutsches Reich Max Fricke FC Victoria Hamburg 1 1
Deutsches Reich Hermann Garrn FC Victoria Hamburg 1 1
Deutsches Reich Berthold Hagenah FC Victoria Hamburg 1 1
14. Deutsches Reich Arno Große Dresdner SC 2 1
Deutsches Reich Julius Zinser Karlsruher FV 2 1
16. Deutsches Reich Reinhold Bock Berliner TuFC Union 92 3 1
Deutsches Reich O. Fröhde Berliner TuFC Union 92 3 1
Deutsches Reich Kurt Hagemann FuCC Eintracht Braunschweig 3 1
  • Geschichte des deutschen Fußballsports. Band III der Schriftenreihe des Deutschen Fußball-Bundes. Carl Koppehel, Verlag Wilhelm Limpert, Frankfurt 1954, 4. erweiterte Auflage ohne Jahresangabe.
  • Deutsche Meisterschaft (1903-1923), IFFHS-Magazin Libero Nr. 36. International Federation of Football History & Statistics, Wiesbaden, II. Quartal 2002.
  • Das Goldene Buch des Deutschen Fußballs. Hardy Grüne, Dietrich Schulze-Marmeling, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2015.

Einzelnachweise

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  1. Karlsruher Fußballverein e.V. (Hrsg., 2016), Ein Stück deutscher Fußballgeschichte – 125 Jahre Karlsruher Fußballverein, Karlsruhe, 2016, S. 54.