Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen

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Die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) mit Sitz in Hannover wurde 1977 gegründet, um die bisher noch ungelösten Fragen der Entsorgung der deutschen Atomindustrie gebündelt zu bearbeiten.

Die DWK ging aus der 1975 gegründeten „Projektgesellschaft Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen“ (PWK) hervor, deren Aufgabe bereits das Entsorgen von Atommüll war. Die DWK war ein Zusammenschluss von 12 Kernkraftbetreibern und Energieversorgungsunternehmen. VEBA und RWE waren die größten Anteilseigner der DWK.[1]

Bereits 1964 wurde die „Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (GWK)“ durch Unternehmen der chemischen Industrie gegründet, bevor auch diese 1979 nach deren Ausstieg aus dem Projekt Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen von der DWK übernommen wurde.[2]

1981 kontrollierte die DWK bereits eine Anzahl von Tochterunternehmen im Atomwirtschaftssektor der Bundesrepublik:

Hinzu kam die Einflussnahme über die KEWA auf die United Reprocessors GmbH (URG), die deren Partnern DWK, British Nuclear Fuels Ltd. (BNFL) und Commissariat à l'Energie Atomique (CEA) zum gegenseitigen Wissensaustausch auf dem Gebiet der Atommüllentsorgung diente.

Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf

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Seit ihrer Gründung 1977 suchte die DWK einen Standort für eine atomare Wiederaufbereitungsanlage. Die Standorte Wangershausen (Hessen), in Kaisersesch (Rheinland-Pfalz) und Dragahn (Niedersachsen) scheiterten hauptsächlich am Widerstand der örtlichen Bevölkerung. Am 18. Februar 1982 beantragte die DWK das Raumordnungsverfahren für den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage im bayerischen Wackersdorf.[3] Besonders der Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß unterstützte die Standortentscheidung[4] und versprach den Anlagebetreibern stabile politische Verhältnisse, Akzeptanz in der Bevölkerung und eine rasche, unkomplizierte Umsetzung behördlicherseits.[5]

Die DWK war Bauherrin der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf (WAA), gegen die es wider Erwarten massive Widerstände aus der Bevölkerung auch aus Österreich gab. Die deutsch-österreichischen Beziehungen litten darunter (Alpenfehde). Ein österreichischer Landwirt klagte 1986 auf Baustopp wegen Grundbesitzstörung gegen die DWK, weil er mit seinen Feldern nur 150 Kilometer entfernt von Wackersdorf durch die geplante WAA bedroht war.[6][7] 1987 wurde die erste atomrechtliche Teilgenehmigung gerichtlich aufgehoben.[8] 1989 wurde der WAA-Bau eingestellt.

Einzelnachweise

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  1. RWE mit Veba gegen Wackersdorf? In: taz vom 20. April 1989
  2. Historie der Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH. Abgerufen am 9. Mai 2024.
  3. Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf - (Oskar Duschinger, Bernhard von Zech-Kleber: Historisches Lexikon Bayerns)
  4. Franz Josef Strauß: "Es lebe die Radioaktivität". FJS und das Atom – das ist eine Geschichte, die früh begonnen hat, schon in den Fünfzigern, und Jahrzehnte später in Wackersdorf ein unrühmliches Ende gefunden hat. (Abendzeitung München vom 6. September 2015)
  5. Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf - (Oskar Duschinger, Bernhard von Zech-Kleber: Historisches Lexikon Bayerns)
  6. Oberösterreichisches Gericht erklärt sich für Besitzstörungsklage gegen WAA Wackersdorf zuständig / DWK setzt Bauer Amerstorfer mit existenzbedrohendem Streitwert unter Druck - (taz vom 25. September 1986)
  7. WAA–Klage von österreichischem Bezirksgericht zunächst abgewiesen. Rein formale Begründung des oberösterreichischen Gerichts „nach altem römischen Recht“ / Kläger geht jetzt in die nächste Instanz / Wiener Anwalt bereitet weitere Klage vor - (taz vom 30. Januar 1987)
  8. Sehr unschön - Erstmals könnten die Betreiber der atomaren Wiederaufarbeitung bei Gericht obsiegen - doch sie fürchten den Erfolg. - (Der Spiegel vom 05. Juni 1988)