Dimethyldiazomethylphosphonat

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Strukturformel
Strukturformel von Dimethyldiazomethylphosphonat
Allgemeines
Name Dimethyldiazomethylphosphonat
Summenformel C3H7N2O3P
Kurzbeschreibung

gelbliche ölige Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 27491-70-9
PubChem 5115033
Wikidata Q27292692
Eigenschaften
Molare Masse 150,07 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Schmelzpunkt

59 °C (0,1 hPa)[1]

Löslichkeit

löslich in organischen Lösungsmitteln[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dimethyldiazomethylphosphonat (DAMP), auch Seyferth-Gilbert-Reagenz, ist eine organische Verbindung die zu den Phosphonsäureestern und den Diazoverbindungen gehört. Es dient hauptsächlich der Herstellung von Alkinen aus Carbonylverbindungen und zeigt somit Ähnlichkeit zu den in Horner-Wadsworth-Emmons-Reaktionen eingesetzten Phosphonaten, aus welchen jedoch Alkene gebildet werden.

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Synthesemethode für DAMP stammt aus dem Jahr 1971. Dabei wird zunächst eine Michaelis-Arbusow-Reaktion von Trimethylphosphit und N-Brommethylphthalimid durchgeführt. Das erhaltene Intermediat wird dann durch Umsetzung mit Hydrazin in ein Amin überführt. Im letzten Schritt wird durch Umsetzung mit Natriumnitrit die Diazogruppe aufgebaut.[4]

Eine neuere Methode aus dem Jahr 1996 geht von Dimethylmethylphosphonat aus und basiert auf einem Diazo-Gruppen-Transfer. Das Edukt wird zunächst durch Trifluormethylierung mit 2,2,2-Trifluorethyltrifluoracetat aktiviert und dann mit 4-Acetamidobenzolsulfonylazid umgesetzt, wodurch die Diazogruppe eingeführt und die Trifluormethylgruppe spontan abgespalten wird.[4]

Eine weitere Synthesemöglichkeit ist die Umsetzung von Dimethyl-2-oxopropylphosphonat mit Fluorsulfonylazid und Magnesiumoxid als Base.[5]

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DAMP wird insbesondere verwendet, um Carbonylverbindungen zu Alkinen umzusetzen. Die erste solche Reaktion, die publiziert wurde, war die Colvin-Umlagerung, bei der DAMP mit Butyllithium deprotoniert und dann mit der Carbonylverbindung umgesetzt wurde.[6] Deutlich bekannter ist die Seyferth-Gilbert-Reaktion, bei der DAMP mit Kalium-tert-butanolat deprotoniert wird, um Carbonylverbindungen Alkine zu überführen. Beim Einsatz des verwandten Ohira-Bestmann-Reagenzes wird durch Reaktion mit Kaliumcarbonat in Methanol in situ DAMP gebildet.[4]


Seyfert-Gilbert-Reaktion: Sind R1 und R2 Organylreste, ist das Edukt ein Keton und das Produkt ein internes Alkin.
Ist einer der Reste ein Wasserstoffatom, ist das Edukt ein Aldehyd und das Produkt ein terminales Alkin

DAMP eignet sich außerdem, um Tetrazole mit einem Phosphonat-Substituenten herzustellen. Dazu wird die Verbindung mit einem Diazoniumsalz in einer [3+2]-Cycloaddition umgesetzt. Die Reaktion gelingt in Tetrahydrofuran als Lösungsmittel, mit Caesiumcarbonat als Base sowie einem Silberkatalysator wie Silberacetat, Silbernitrat oder Silbertetrafluoroborat.[7] Durch Umsetzung von DAMP mit 2-Benzylidenindan-1,3-dion in Gegenwart von Caesiumfluorid in Aceton wird eine Spiroverbindung erhalten, in der der Fünfring des Indans und ein Pyrazolin-Ring über ein gemeinsames Atom gebunden sind.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c R. Edmundson: Dictionary of Organophosphorus Compounds. Taylor & Francis, 1988, ISBN 978-0-412-25790-2, S. 191 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Robert M. Coates, Scott E. Denmark: Reagents, Auxiliaries, and Catalysts for C-C Bond Formation. Wiley, 1999, ISBN 978-0-471-97924-1, S. 265 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. a b c Damien Habrant, Vesa Rauhala, Ari M. P. Koskinen: Conversion of carbonyl compounds to alkynes: general overview and recent developments. In: Chemical Society Reviews. Band 39, Nr. 6, 2010, S. 2007, doi:10.1039/b915418c.
  5. Shuo Liu, Yufei Liang, Long Xu, Jiajia Dong: Base‐Regulated Synthesis of the Bestmann‐Ohira or Seyferth‐Gilbert Reagent Utilizing FSO2N3. In: European Journal of Organic Chemistry. Band 27, Nr. 17, 3. Mai 2024, doi:10.1002/ejoc.202301282.
  6. Ernest W. Colvin, Brendan J. Hamill: One-step conversion of carbonyl compounds into acetylenes. In: Journal of the Chemical Society, Chemical Communications. Nr. 5, 1973, S. 151, doi:10.1039/c39730000151.
  7. Shi-Jing Zhai, Xing Peng, Fa-Guang Zhang, Jun-An Ma: Catalytic Direct Regioselective Synthesis of Phosphonylated Tetrazoles from Aryl Diazonium Salts and Seyferth-Gilbert Reagent. In: Organic Letters. Band 21, Nr. 24, 20. Dezember 2019, S. 9884–9888, doi:10.1021/acs.orglett.9b03800.
  8. Ashis Kumar Gupta, Narendra Kumar Vaishanv, Ruchir Kant, Kishor Mohanan: Rapid and selective synthesis of spiropyrazolines and pyrazolylphthalides employing Seyferth–Gilbert reagent. In: Organic & Biomolecular Chemistry. Band 15, Nr. 30, 2017, S. 6411–6415, doi:10.1039/C7OB01417A.