Menschenfeind (Film)

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Film
Titel Menschenfeind
Originaltitel Seul contre tous
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 89 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Gaspar Noé
Drehbuch Gaspar Noé
Produktion Lucile Hadzihalilovic
Gaspar Noé
Kamera Dominique Colin
Schnitt Lucile Hadzihalilovic
Gaspar Noé
Besetzung

Menschenfeind ist ein französisches Filmdrama aus dem Jahr 1998. Gaspar Noé schrieb das Drehbuch und führte Regie. Der Film ist eine Fortsetzung seines Kurzfilms Carne von 1991 und wurde unter dem französischen Originaltitel Seul contre tous (dt.: „Allein gegen alle“) veröffentlicht.

Der Film beginnt in einer französischen Bar, in der eine unbekannte Person mit einer Pistole angibt und den Besitz dieser mit Phrasen begründet, die, wie man im weiteren Filmverlauf feststellt, der Gedankenwelt des Protagonisten auffallend gleicht. Daraufhin folgt die eigentliche Geschichte, erzählt aus der Ich-Perspektive, welche mit einer bildlichen Zusammenfassung des ersten Teils Carne beginnt.

Der ehemals selbstständige Metzger hatte Frau und Tochter. Seine Frau verlässt ihn und seine Tochter wegen eines anderen, begeht Selbstmord und er muss das stumme Mädchen allein aufziehen. Als sie eines Tages, verstört durch ihre ersten Regelblutung, zu ihrem Vater in die Metzgerei laufen will, versucht sie ein Bauarbeiter zu verführen. Ein Freund des Vaters kommt hinzu und bringt sie zu ihm. Dieser glaubt beim Anblick des Blutfleckes, sie sei vergewaltigt worden. Daraufhin versucht der Metzger, mit einem Messer bewaffnet, den Schuldigen zu töten. Er trifft auf eine völlig unbeteiligte Person und sticht zu. Die Person überlebt, der Metzger verliert seine Metzgerei und wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Seine Tochter kommt in ein Heim. Nach seiner Entlassung beginnt er eine Beziehung mit einer Frau, die er selbst immer nur als „die Dicke“ bezeichnet. Sie wird von ihm schwanger. Er zieht zu ihr und ihrer Mutter in eine kleine Provinzwohnung und ist finanziell von seiner Freundin abhängig. Als ihm sein Wunsch, erneut eine eigene Metzgerei zu eröffnen, durch ihre Ablehnung, ihn finanziell so hoch zu unterstützen, verwehrt wird, beginnt er einen regelrechten Hass auf seine Umgebung zu entwickeln. Er tritt eine Stelle als Nachtwächter in einem Altenheim an. Eines Morgens bringt er eine erschöpfte Altenpflegerin nach Hause. Als er nach Hause kommt, unterstellt ihm seine hochschwangere Freundin, er hätte mit einer anderen Frau geschlafen und provoziert ihn. Daraufhin schlägt er ihr mehrmals so brutal in den Bauch, dass diese sehr wahrscheinlich ihr ungeborenes Kind verliert.

Der Metzger verlässt, im Anschluss an die Tat, mit einer Pistole aus dem Schrank der Mutter seiner Freundin die Wohnung und flüchtet zurück nach Paris. Dort angekommen versucht er wieder Arbeit und Unterstützung durch alte Freunde zu finden, was ihm aber nicht gelingt. Als er bei einem Vorstellungsgespräch in einem Schlachthof, welcher früher ein Zulieferer seiner eigenen Metzgerei war, von einer Person abgelehnt wird, von der er zu wissen glaubt, dass diese homosexuelle Handlungen praktizieren würde, beschließt er, mit dem unfairen System abzurechnen, welches ihm nicht anrechne, dass er seit 35 Jahren arbeite, und nun, wo er auf Hilfe angewiesen sei, ihm ebendiese vollständig verwehrt werden würde. Als er mit seinem letzten Geld in einer Bar nicht ganz den geforderten Betrag für den verzehrten Wein ausgleichen kann, wird er von einer Person verspottet, welche sich im Anschluss an ein Wortgefecht als der Sohn des Barbesitzers entlarvt. Er wird daraufhin vom Barbesitzer selbst unter Androhung von Gewalt mit einem Gewehr aufgefordert, die Bar zu verlassen. Auf dem Heimweg kennt seine Wut keine Grenzen mehr. Mit geladener Waffe und dem festen Vorsatz, den Barbesitzer, dessen Sohn sowie eine weitere Person, welche ihn kurz zuvor in der Bar verspottet hatte, umzubringen, kehrt er kurze Zeit später zurück zu dieser, die jedoch bereits geschlossen ist.

Am Tag darauf redet sich der Metzger ein, dass seine Tochter in einer derartig schlechten Welt nicht aufwachsen soll und kann, und beschließt, sie, sich selbst und die von ihm so genannte „Schwuchtel“ vom Schlachthof zu erschießen, statt seine drei Patronen an die Personen aus der Bar zu verschwenden. Er holt seine Tochter aus dem Heim und nimmt sie mit zu sich in die Absteige, für die er schon seit einigen Tagen nicht mehr das Geld aufbringen kann. Im Hotel angekommen, durchlebt der Hauptdarsteller darauf den sexuellen Missbrauch an seiner Tochter, sowie ihren anschließenden Mord und seinen Selbstmord geistig. Einer verstörenden Szene, in der die Gedankenwelt eines Mörders bzw. potentiellen Selbstmörders dargestellt wird, folgt die Realität, in welcher sich der Misanthrop seiner auch körperlich verstandenen Liebe zu seiner Tochter gewahr wird und man den Protagonisten sie umarmen sieht. Diese Phase der Besinnung wird jedoch durch neue unmoralische Gedankengänge beendet, wie etwa dem des Missbrauchs als Befreiungshandlung zu wahrhaftigem Leben.

Während des gesamten Filmes werden immer wieder kurze kontextbezogene Schlagwörter oder Sätze auf schwarzem Hintergrund eingeblendet. Diese dienen sowohl der Wiederholung wichtiger Gedankengänge, als auch der kritischen Kommentierung der Handlung. Zudem untermauern sie die avantgardistische Note des Films.

„Eine gnadenlos brachiale Geschichte, die sich weniger für die narrative Ebene interessiert als für das momentane soziale Wie und zu einem Angriff auf die Sinne und die Ethik des Zuschauers wird. Ein befremdlicher Film, dessen unerbittliche Gesamtkomposition gleichwohl ein nachhaltiges Erlebnis darstellt.“

Lexikon des internationalen Films[2]
  • In diesem Werk von Noé wird gezeigt, wie es mit dem Metzger weitergeht, der zuvor in Noés Kurzfilm Carne versuchte den vermeintlichen Vergewaltiger seiner Tochter zu töten und nun freigelassen wird.
  • Die Figur des Metzgers scheint auch im Film Irreversibel einen kurzen Auftritt zu haben. Dort sitzt er zu Anfang des Streifens nackt in einem Hotelzimmer auf seinem Bett und erzählt einer unbekannten Person seine Geschichte und sagt dabei, dies wäre alles, was noch übrig geblieben wäre.

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Menschenfeind. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, März 2004 (PDF; Prüf­nummer: 97 350 V/DVD).
  2. Menschenfeind. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.