Mohlomi

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Mohlomi [moˈɬomi] (* um 1720 in Fothane,[1] heute in der Provinz Freistaat, Südafrika; † 1816 in Ngoliloe,[1] heute Freistaat) war ein Oberhaupt (Sesotho morena, englisch Chief) einer Gruppe der Bakoena, die später mit anderen Ethnien die Basotho bildeten und heute überwiegend in Lesotho leben. Er wird als weiser Philosoph beschrieben und bis heute rezipiert.[2]

Mohlomi wurde um 1720 in Fothane nahe dem heutigen Fouriesburg geboren. Sein Name bedeutet „Pflanzer“.[3] Er war der zweite Sohn, den der morena Mothane mit seiner Erstfrau hatte, so dass er auch Mohlomi mor’a Monyane genannt wurde („Mohlomi, Monyanes Sohn“).[1] Sein Großvater war Monaheng, auch Kali genannt, der die Bakoena in das Tal des Caledon geführt hatte.[2] Ein Erlebnis während seiner Initiation, als er angeblich von einem Adler durch das offene Dach getragen wurde und auf einer Bergspitze mit seinen Ahnen gesprochen hatte, bestärkte ihn darin, dass er mit Friedenswillen und Hingabe regieren solle.[4]

Mohlomi war morena der Bamonaheng-Gruppe der Bakoena.[4] Er lebte in Ngoliloe nördlich des Caledon nahe dem heutigen Clocolan und war ein bekannter Heiler und Regenmacher, so dass er ein hohes Einkommen hatte. Als erster morena der Region setzte er seinen Reichtum als Brautgeld ein und heiratete rund 40 bis 50 Töchter anderer barena, so dass er an Einfluss gewann.[5] Mit etwa 50 Jahren begann er jedoch, asketisch zu leben.[6] Er war bekannt für seine gerechten Urteilssprüche, bewertete Menschen unabhängig von ihrem Reichtum, lehnte den weitverbreiteten Viehdiebstahl ab und unterband die Verfolgung angeblicher Hexen.[4] Ihm wird der Satz A chief is a chief by the grace of his people (etwa: „Ein Anführer ist ein Anführer durch die Gnade seines Volkes“) zugeschrieben. Ebenso soll er den Ausspruch Khotso ke khaitseli („Der Frieden ist [wie] die eigene Schwester“) getan haben.[2] Auch führte er den Gruß Khotso! („Frieden!“) ein, der bis heute von Basotho verwendet wird.[2] Er setzte durch, dass Botschafter bei Besuchen anderer Völker Immunität genossen – auch die kriegerischen Zulu befolgten diese Regel. Seine Philosophie wird als botho bezeichnet, deutsch etwa „Menschsein“.[2] Mohlomi unternahm weite Reisen zu Fuß, da er bei vielen Völkern als Heiler und Regenmacher bekannt war. Er überquerte den Limpopo und gelangte so in das heutige Simbabwe. Auch in die Kalahari und zur Delagoa-Bucht führten ihn seine Reisen.[5] Unterwegs gelang es ihm häufig, in zerstrittenen Gemeinschaften Frieden zu stiften oder von anderen Menschen zu lernen.[6]

Peete, der Großvater des jungen, gewaltbereiten Lepoqo, führte diesen zu Mohlomi.[7] Lepoqo gehörte zur Bakoena-Gruppe Mokoteli und sollte deren morena werden. Peete wollte, dass Lepoqo mit traditioneller Medizin gestärkt würde, Mohlomi lehrte Lepoqo aber, nach seinem Vorbild zu regieren. Auch riet er ihm, durch geschickte Wahl seiner Ehefrauen seinen Einfluss zu vergrößern.[5] Die Unterweisung dauerte mehrere Tage.[2] Schließlich stattete Mohlomi Lepoqo mit Ohrring, Schild und Speer als Insignien eines großen Herrschers aus.[5] Kurz vor seinem Tod soll Mohlomi die Leidenszeit Mfecane vorhergesagt haben, die er als „roten Sturm aus dem Osten“ beschrieb, also aus dem Gebiet der Zulu.[5]

Es gibt keine direkten Zeugnisse von Mohlomis Wirken. Maliepollo, ehemalige Lieblingsfrau Mohlomis, berichtete dem Missionar Thomas Arbousset von der Société des Missions Evangéliques de Paris frühestens 1833 aus dem Leben ihres verstorbenen Mannes. Arbousset schrieb ihre Berichte auf. Ab 1941 forschte der spätere Premierminister Ntsu Mokhehle über Mohlomi, indem er mehrere alte Basotho befragte, die Mohlomi vom Hörensagen kannten.[8]

  • Lepoqo nannte sich fortan Moshoeshoe und ging später als weiser und diplomatisch geschickter Gründervater der Basotho-Nation in die Geschichte ein.
  • Der 1972 von König Moshoeshoe II. eingeführte Most Meritorious Order of Mohlomi ist ein Verdienstorden des Königreichs Lesotho. Er wird für Verdienste „auf dem Gebiet des Gemeinwesens und sozialer Dienste“ verliehen.
  • Der südafrikanische Autor Max du Preez beschrieb Mohlomi 2003 in seinem Buch Pale native: Memories of a renegade reporter und 2009 in Warriors, lovers and prophets – unusual stories from South Africa’s past. Ein weiteres, 2012 erschienenes Buch du Preez’ über Mohlomi und andere afrikanische historische Anführer heißt A chief is a chief by the grace of his people – Once we had leaders.
  • Seit 2008 wird im lesothischen Ort Morija anlässlich des Morija Festival jährlich die Mohlomi Memorial Lecture abgehalten („Gedenkvorlesung für Mohlomi“). Dabei kommen Intellektuelle aus Lesotho und Südafrika zu Wort, etwa der Schriftsteller Zakes Mda.[1] Zu den Zielen heißt es: [Die Vorlesung] intends to encourage and elicit a spirit of broad understanding, of honest inquiry and a generous heart, of healing, and of his ’counter-intuitive’ logic (etwa: „soll einen Geist des umfassenden Verstehens, der ehrlichen Untersuchung und eines großzügigen Herzens, des Heilens und seiner ‚anti-intuitiven‘ Logik ermutigen und hervorrufen“).[1]
  • Eine südafrikanische IT-Firma nannte sich Mohlomi und berief sich auf Mohlomi.[9]
  • Das psychiatrische Krankenhaus in Lesothos Hauptstadt Maseru heißt Mohlomi Mental Hospital.
  • Scott Rosenberg, Richard W. Weisfelder, Michelle Frisbie-Fulton: Historical Dictionary of Lesotho. Scarecrow Press, Lanham, Maryland/Oxford 2004, ISBN 978-0-8108-4871-9, S. 262–263.
  • Samson Mbizo Guma: Morena Mohlomi, mora Monyane. Roman. Shuter & Shooter, Pietermaritzburg 1960.
  • Max du Preez: The African Socrates. In: Warriors, lovers and prophets – unusual stories from South Africa’s past. Random House Struik, Cape Town/Johannesburg 2009, ISBN 978-1868729012, S. 43–56. Digitalisat

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Beschreibung der Mohlomi Memorial Lectures (englisch), abgerufen am 17. Januar 2014.
  2. a b c d e f Max du Preez: Pale Native: Memories of a Renegade Reporter. Zebra Press, Cape Town 2003, ISBN 978-1-86872-913-5, S. 15–19. Digitalisat
  3. A. Mabille, H. Dieterlen: Sesuto-English Dictionary. Morija Sesuto Book Depot, Morija 1985, S. 257.
  4. a b c Scott Rosenberg, Richard W. Weisfelder, Michelle Frisbie-Fulton: Historical Dictionary of Lesotho. Scarecrow Press, Lanham, Maryland/Oxford 2004, ISBN 978-0-8108-4871-9, S. 262.
  5. a b c d e Scott Rosenberg, Richard W. Weisfelder, Michelle Frisbie-Fulton: Historical Dictionary of Lesotho. Scarecrow Press, Lanham, Maryland/Oxford 2004, ISBN 978-0-8108-4871-9, S. 263.
  6. a b Text der Mohlomi Memorial Lecture 2008 von L. B. B. J. Machobane (englisch, PDF zum Herunterladen, 41 kB)
  7. David Percy Ambrose: The Guide to Lesotho. Winchester Press, Johannesburg/Maseru 1976, ISBN 0-620-02190-X, S. 71.
  8. Max du Preez: Warriors, lovers and prophets – unusual stories from South Africa’s past. S. 44. Digitalisat, abgerufen am 18. Januar 2014.
  9. Website der Firma (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 24. Juli 2016. Der eigentliche Link mit der Berufung auf Mohlomi wurde nicht archiviert.