Samenstau

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Der Samenstau ist eine moderne Legende, die besagt, dass der männliche Hoden unter fortwährender Spermienproduktion bei sexueller Enthaltsamkeit und fehlender Entleerung durch Geschlechtsverkehr oder Masturbation zu verstärkter Libido sowie zu einer angeblichen Anschwellung des Hodensackes führe.

Tatsächlich werden im Hoden zwar andauernd neue Spermien produziert, jedoch werden ungebrauchte Spermien vom männlichen Körper früher oder später entweder resorbiert und damit aufgelöst oder in einer Pollution ausgestoßen. Somit kann ein dauerhafter „Rückstau“ der Samenflüssigkeit nicht entstehen.[1]

Nach einem Sexualakt oder längerer, starker Erregung ohne Samenerguss kann es jedoch zu Druckempfinden oder Schmerzen in den Nebenhoden und den Samenleitern kommen. In der Umgangssprache wird dies auch Samenstau genannt. Tatsächlich handelt es sich aber um Kavaliersschmerzen (auch „Bräutigamsschmerz“), die durch Krämpfe der glatten Muskulatur ausgelöst werden.

Medizinisch ist ein echter Samenstau vorübergehend nach operativer Unterbrechung der Samenleiter möglich.[2] Aber auch in diesem Falle werden nach einiger Zeit die produzierten Spermien ohne Krankheitsanzeichen vom männlichen Körper resorbiert.

Die Legende wird gelegentlich in literarischen Werken verarbeitet, insbesondere in den Genres „Junger Roman“[3] und „Gesellschaftssatire“, wie zum Beispiel von dem österreichischen Schriftsteller Thomas Glavinic, der in seinem Roman Wie man leben soll[4] seine zeitgenössische und tragikomische „Taugenichts“-Erzählerfigur, Karl Kolostrum, an einem „permanenten Samenstau“[5] leiden lässt.

  • Stephan Dressler, Christoph Zink: Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-016965-7, S. 120, 453.

Einzelnachweise

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  1. Arne Hoffmann: Eine Frage der Größe: Wie oft Männer an Sex denken. - Und andere Fragen, die Sie noch nie zu stellen wagten. Heyne, München 2010, ISBN 978-3-641-04119-9, S. 183 (eingeschränkte Buchvorschau auf Googlebooks).
  2. Carlos Thomas: Spezielle Pathologie. Schattauer, Stuttgart 1996, ISBN 3-7945-2110-2, S. 388 (eingeschränkte Buchvorschau auf Googlebooks).
  3. So berichtet zum Beispiel der junge deutsche Schriftsteller Manuel J. Hartung in seinem Erstlingswerk Der Uni-Roman über die Rezeption des bekannten Scherzreims „Karohemd und Samenstau – ich studier’ Maschinenbau“ (Memento vom 20. Januar 2008 im Internet Archive) (In: Der Uni-Roman. Manuel J. Hartung liest in 1LIVE Klubbing aus seinem Erstlingswerk; Rezension von Jan Drees, TV-Sender 1Live, o. J.; Abruf: 11. Februar 2008)
  4. Thomas Glavinic: Wie man leben soll. (Roman) dtv, München 2004, ISBN 3-423-24392-9.
  5. Unruhe des Herzens. Thomas Glavinic: „Wie man leben soll.“ Rezension von Hajo Steinert, Deutschlandfunk, Auf: deutschlandfunk.de vom 7. Juli 2004.