St. Petrus und Jakobus maior (Nendingen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
St. Petrus und Jakobus maior (1861)
St. Petrus und Jakobus maior (2009)
Innenansicht (1904)
Innenansicht mit Erntedankteppich im Altarraum (2009)

Die Kirche St. Petrus und Jakobus maior ist die katholische Pfarrkirche von Nendingen, einem Stadtteil von Tuttlingen im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zum Bistum Rottenburg-Stuttgart.

Die jetzige Kirche wurde in den Jahren 1754/1755 erbaut, wobei der untere Teil des Turms der früheren Kirche erhalten blieb. Die Kirchenpatrone St. Petrus und Jakobus maior sind urkundlich erstmals im Jahr 1736 erwähnt und wurden von der Vorgängerkirche übernommen. Erneuerungen am Inneren und Äußeren des Kirchengebäudes fanden in den Jahren 1881, 1902/1903 bei der Donauverlegung, 1933/1934, 1972–1975, 1994/1995 und 2001 statt.

Die ansehnliche Kirche mit dem schlanken, das Ortsbild prägenden Turm (1863 auf 42,5 Meter Höhe aufgestockt) zeigt barocken Baustil mit Anklängen an das Rokoko. Das Glockenhaus und der Turmaufsatz sind der Gotik und der Romanik zuzuordnen.

Im Innern findet sich eine reiche Ausstattung in verschiedenen Stilrichtungen. Jüngste Ausstattungsstücke sind der von Wendelin Matt (Trossingen) im Jahr 1994 geschaffene Zelebrationsaltar mit Ambo. Der Maler Joseph Ignaz Schilling (1702–1773), wahrscheinlich aus Villingen, malte die Blätter der Seitenaltäre bereits 1751. Die Skulpturen stammen vom Barock-Bildhauer Franz Korb aus Mühlheim. Beachtenswert ist vor allem das Ensemble der Taufe Jesu im Jordan, das Vortragekreuz und der in der Osterzeit zu sehende Auferstehungs-Christus. Von schlichter Schönheit sind die beiden Barockfiguren Maria und Josef auf den Seitenaltären. Das Deckengemälde „Die Einführung der Bruderschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament durch den Bischof von Konstanz“ malte 1933/1934 August Braun aus Wangen im Allgäu. Das Deckenbild im Chor „Huldigung der katholischen Jugend vor Christus“ fertigte zu gleicher Zeit sein Neffe.

Der um 1880 neu gefasste Hochaltar (Das Originalbild „Abendmahl Jesu“ von Ignaz Schilling hängt im Gemeindesaal) zeigt eine Kreuzigungsgruppe und darüber das Bild „Das Opfer des Melchisedech“ mit der Darbringung von Brot und Wein. Die beiden Figuren im Chor, die hl. Verena und die hl. Margaretha, sind der Spätgotik zuzuordnen. Das Altarblatt des Marienaltars hat die Aufnahme Mariens in den Himmel zum Thema, darüber Joseph mit der Lilie. Wie bei der Darstellung der gekrönten Maria mit dem Kind handelt es sich hier um Werke aus der Barockzeit. Am rechten Seitenaltar ist das Martyrium der hl. Agatha dargestellt, ebenfalls dem Barock entstammend.

Die Pietà in der vorderen linken Wandnische der Kirche ist ein Werk des aus Nendingen stammenden Bildhauers Berchtold und wurde am Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die beiden Figuren an der Schiffswand, nochmals eine hl. Verena und eine Anna selbdritt, sind barock, ebenso die imposante Kreuzigungsgruppe an der gegenüberliegenden Schiffswand. Vermutlich stammen diese Figuren von der abgebrochenen Wallfahrtskirche Maria Hilf auf dem Welschenberg bei Mühlheim. Gute Volkskunst zeigen die Gipsreliefs der zwölf Apostel, die an den Wänden verteilt sind (1756). Die Medaillons am Chorbogen, die hl. Elisabeth und den hl. Konrad darstellend, fertigte in den 1930er Jahren der Bildhauer Alfred Tönnes aus Sigmaringen.

Die Orgel aus dem Jahr 1952 stammt aus der Orgelbauwerkstatt Späth in Ennetach, wurde jedoch 2009 abgebaut. Im Juli 2011 wurde eine neue Orgel der Firma Jäger & Brommer aus Waldkirch eingeweiht.[1] Das Geld für die neue Orgel wurde auch durch den dafür errichteten Orgelbauverein Nendingen e. V. gesammelt, unter anderem durch Orgelpatenschaften. Für die Feierlichkeiten hat dazu zum ersten Mal in der tausendjährigen Geschichte mit Walter Kasper ein Kardinal in Nendingen zelebriert.[2]

I Grand Orgue C–g3
1. Bourdon 16′
2. Montre 8′
3. Bourdon 8′
4. Flûte harmonique 8′
5. Prestant 4′
6. Flûte douce 4′
7. Doublette 2′
8. Fourniture IV 2′
9. Trompette 8′
II Schwellwerk C–g3
10. Bourdon 8′
11. Viole de gambe 8′
12. Voix céleste 8′
13. Flûte 4′
14. Quinte 223
15. Tierce 135
16. Plein jeu III-IV 2′
17. Octavin 2′
18. Basson 16′
19. Hautbois 8′
Pedal C–f1
20. Soubasse 16′
Bourdon (= Nr. 8) 16′
21. Montre 8′
Bourdon (= Nr. 10) 8′
22. Octave 4′
23. Bombarde 16′
Trompette (= Nr. 16) 8′

Im Turm hängen vier Glocken. Die tiefste ist die Christusglocke (c' 1945 kg), die zweite die Wetterglocke (e' 1000 kg), die dritte die Marienglocke (g' 689 kg), die vierte die Petrus- und Jakobusglocke (a' 463 kg). Die wertvollste von den vier Glocken ist die aus dem Jahre 1712 stammende Wetterglocke. Sie hat alle Stürme der Zeit überstanden und wurde bei der Glockengießerei Rosenlaecher in Konstanz gegossen. Die übrigen drei Glocken wurden 1955 von Friedrich Wilhelm Schilling in Heidelberg gegossen.

Jahr Pfarrer
1239 Liutfried Plebanus
bis 1362 Heinrich Linder
ab 1362 Friedrich von Wartenerb
1414 Gottlieb Stöder
bis 1467 Hainrich Krancz
1467 Walther de Mälstetten
Jahr Pfarrer
1654–1658 Lukas Binder
1659–1661 Andreas Brea
1661–1664 Johannes Cesar
1664–1688 Johannes Haizmann
1688–1691 Johann Georg Huber
1691–1706 Andreas Dizinger
1861–1862 Franz Anton von Scharpff
Jahr Pfarrer
1958–1970 Alwin Weber
1971–1978 Franz Ladenburger
1979–1981 Pater Anton Lipp
1981–1983 Jan Houben
1984–1997 Hubert Schydlo
ab 1997 Matthias Koschar, Richard Grotz
Commons: St. Petrus und Jakobus maior Nendingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Gespannt: Der Klang wird facettenreich (kostenpflichtiger Webcontent)
  2. Nendinger Kirche weiht neue Orgel ein (kostenpflichtiger Webcontent)

Koordinaten: 48° 0′ 25,2″ N, 8° 51′ 30,6″ O