Will McBride

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Will McBride und Modell, Südfrankreich 1975

Will McBride (* 10. Januar 1931 in St. Louis, Missouri; † 29. Januar 2015 in Berlin[1]) war ein in Deutschland lebender US-amerikanischer Fotograf und bildender Künstler.

Das Grab von Will McBride auf dem Französischen Friedhof II in Berlin

McBride verbrachte seine Kindheit und Jugend in Chicago. Er studierte unter anderem von 1950 bis 1951 Malerei an der National Academy of Design und von 1951 bis 1953 Kunstgeschichte, Malerei und Illustration an der Syracuse University, beide in New York. Daneben nahm er Privatunterricht bei Norman Rockwell.

Während seines Militärdienstes in der US Army war er zwischen 1953 und 1955 in Würzburg stationiert; danach blieb er in Deutschland und studierte Philologie an der Freien Universität Berlin. Ab 1959 etablierte er sich als freischaffender Fotograf, zunächst in Berlin, ab 1961 in München. Dort gründete er 1965 auch ein eigenes Fotostudio,[2] in dem er hauptsächlich für die Werbebranche arbeitete z. B. für die Zigarettenmarke HB und den Jeans-Hersteller Levi’s.[2]

Ab 1959 war McBride mit Barbara Wilke verheiratet. Die beiden bekamen drei Söhne. Seine Frau verließ ihn 1969, heiratete den Gastrokritiker Wolfram Siebeck[3] und erhielt das alleinige Sorgerecht für die Söhne. Damals war er durch Drogen und Alkohol und durch die Entdeckung seiner Homosexualität in schwere persönliche Krisen geraten.[2] Als dann twen (s. u. Abschnitt „Werk und Bedeutung“) eingestellt wurde und 1972 sein Münchener Studio insolvent wurde,[2] erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der einen Sanatoriumsaufenthalt erforderte.[4]

Von 1972 bis 1982 zog sich McBride aus dem Berufsleben zurück und lebte zusammen mit einem Freund in der Nähe von Casoli bei Camaiore in der Toskana, wo er sich mit Malerei und Bildhauerei befasste. Im Jahre 1983 eröffnete er in Frankfurt am Main ein Fotostudio, das er bis 1998 betrieb. Danach lebte McBride als freischaffender Künstler in Berlin, wo er nach eigenen Aussagen zwar noch täglich fotografierte, die Bilder jedoch ausschließlich als Material für die Malerei nutzte. Seine gemalten Bilder, oft Akte junger Männer, stießen auf wenig Interesse.[2]

McBride wurde auf dem Französischen Friedhof II in Berlin-Mitte beigesetzt.

Werk und Bedeutung

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McBride arbeitete als Bildreporter für Illustrierte wie Quick, Brigitte, Film und Frau, Eltern, Geo, Stern,[5] Life, Look, Playboy und Paris Match. Bekannt wurde er vor allem durch seine Fotostrecken oder Foto-Essays in Zeitschriften, allein 30[2] in den insgesamt 129 Ausgaben Jugendzeitschrift twen. Sein dort 1960 veröffentlichtes Porträt seiner schwangeren Frau Barbara im Profil im eng anliegenden Pulli und einer aufgeknöpften Jeans[6] löste einen Skandal aus.[7]

Empörung erregten auch McBrides Fotodokumentation der Geburt seines Sohnes und insbesondere sein Aufklärungsbuch Zeig mal!,[8] das erstmals auch Sexualität von Kindern und Jugendlichen thematisierte. Das Buch mit Texten der Psychologin Helga Fleischhauer-Hardt wurde 1974 in dem der evangelischen Kirche nahestehenden Jugenddienst-Verlag (der damals bereits im Peter Hammer Verlag aufgegangen war) veröffentlicht. In den Folgejahren erschienen auch Übersetzungen ins Englische, Französische und Niederländische.[9] Es wurde international beachtet: einerseits preisgekrönt, aber auch in seiner englischen Ausgabe in vielen Staaten der USA verboten. Der Verlag und McBride nahmen das Buch 1996 vom Markt.[2]

Sitz des Will-McBride-Archivs, Gutshof 9 in Bristow.

Ikonographisch ist sein Schwarzweißphoto der nackten Darsteller der deutschen Uraufführung des Musicals Hair in übereinandergestapelten Kartons von 1968.[10]

Das Eigentum an McBrides gesamten künstlerischen Nachlass einschließlich 65 Jahren fotografischer Produktion und Korrespondenz wurde in das Will-McBride-Archiv[11] in Bristow, Mecklenburg-Vorpommern, aufgenommen.

Preise und Auszeichnungen

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2004 wurde McBride für sein „stilbildendes Lebenswerk“ mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geehrt.[12] Für sein Lebenswerk zeichnete ihn im Jahr 2011 der Deutsche Designer Club mit der Ehrenmitgliedschaft aus.[13]

  • 1992 fand die Retrospektive Will McBride – 40 Jahre Fotografie statt, die u. a. in Frankfurt, Bonn, Hamburg und München gezeigt wurde.
  • mehrere Ausstellungen in der Galerie argus fotokunst[14]
  • Ausstellung von Werken McBrides im Kunsthaus Kaufbeuren (Dezember 2007 bis Februar 2008)[15]
  • 31. Oktober 2014 bis 16. Januar 2015: Ich war verliebt in diese Stadt in der C/O Berlin-Galerie[16]
  • 11. März 2015 bis 24. April 2015: Salem Suite – Photographies de 1963 in der Galerie Au Bonheur du Jour in Paris[17]
  • 17. April – 19. Juni 2016 Ein sensibler Realist im KuK – Kunst- und Kulturzentrum Monschau[18]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

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  • 2009: Nude Visions. 150 Jahre Körperbilder in der Fotografie. Münchner Stadtmuseum/Sammlung Fotografie, München
  • 2010: Eros und Stasi. Ostdeutsche Fotografie Sammlung Gabriele Koenig. Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
  • 1958: mit Lynn Millar: Berlin und die Berliner von Amerikanern gesehen. 60 Aufnahmen von Lynn Millar. 27 Aufnahmen von Will McBride. Rembrandt-Verlag, Berlin.
  • 1965: Adenauer, ein Portrait. Joseph Keller Verlag, Starnberg.
  • 1970: mit Martin Goldstein: Lexikon der Sexualität – 400-mal Auskunft, Antwort und Beschreibung. Mit ca. 112 Fotos auf Tafeln und im Text, 224 Seiten. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal-Barmen.
  • 1972: Martin Goldstein, Will McBride: Lexikon der Sexualaufklärung. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1972.
  • 1974: Zeig mal! Ein Bilderbuch für Kinder und Eltern. Vorwort von Helmut Kentler. Jugenddienst-Verlag, Wuppertal, 1974, ISBN 978-3-7795-7318-0.
  • 1975: Show Me! A Picture Book of Sex for Children and Parents. St Martins Press, ISBN 0-312-72275-3 (Englische Ausgabe von Zeig mal!)
  • 1979: Knips. Berliner Bilder aus den 50er Jahren. Berlin, ISBN 3-7925-0264-X.
  • 1979: Das Vater Unser. Jugenddienst Verlag, Wuppertal, ISBN 3-7795-7332-6.
  • 1982: Siddhartha. 130 Seiten. SWAN, Kehl, ISBN 3-88230-502-9.
  • 1983: Foto-Tagebuch 1953–1961. 175 Seiten. ISBN 3-88725-085-0.
  • 1985: Will McBride, Uwe Seidel: Das Hohe Lied. Liebesgedichte übertragen aus dem alten Testament. Burckhardthaus-Laetare Verlag, Offenbach, ISBN 3-7664-9204-7.
  • 1986: Boys. 117 Seiten. Verlag C. J. Bucher, München, ISBN 3-7658-0520-3.
  • 1988: Zeig Mal Mehr. Beltz, Weinheim / Basel 1988, ISBN 3-407-85089-1.
  • 1988: „R“ Gedichte und Briefe Richard Geldmacher, Fotografien Will McBride, ISBN 3-9802000-0-0
  • 1992: Will McBride. 40 Jahre Fotografie. 192 Seiten. Schaffhausen, ISBN 3-908162-02-5. (Katalog des Frankfurter Kunstvereins u. a.)
  • 1994: My Sixties. (Text auf Englisch, deutsch und französisch). 80 Seiten. Verlag Taschen, ISBN 3-8228-9452-4.
  • 1998: I, Will McBride. 460 Seiten. Verlag Könemann, ISBN 3-89508-452-2.
  • 1999: Coming of Age. 112 Seiten. Aperture, ISBN 0-89381-853-4.
  • 2000: Situationen – Projekte. Ein Fotobuch. 63 Seiten. Rimbaud-Verlagsgesellschaft, Aachen, ISBN 3-89086-956-4.
  • 2002: Romy. 160 Seiten. Knesebeck, Berlin, ISBN 3-89660-142-3.
  • 2003: Mein Italien. 232 Seiten. Knesebeck, Berlin, ISBN 3-89660-111-3.
  • 2005: In Focus American Photo, Ed Hirsch.
  • 2013: Berlin im Aufbruch. Fotografien 1956–1963. Lehmstedt, Leipzig 2013, ISBN 978-3-942473-67-5.

„Was ich nicht fühle, kann ich nicht fotografieren.“

McBride: 2004

„Wenn ein Junge meinen Weg kreuzt, bleibe ich stehen, all meine Aufmerksamkeit ist auf das gerichtet, was er tut. Ich schaue und schaue, nach Lebenszeichen suchend, und werde nie enttäuscht, denn das Leben zeigt sich nirgends offensichtlicher als in einem Jungen. Der Junge macht mich verrückt, weil ich nicht mehr so bin wie er. Das Leben hat Gewalt über mich, über den Jungen in mir, und macht ihn alt und kraftlos. Ein Meisterfotograf, das bin ich, obwohl eigentlich nur ein Amateur.“

McBride: im Fotobuch „Boys“, ISBN 3-7658-0520-3
  • Monika Flacke: Will McBride. Adenauer und seine Kinder. Fotografien 1956–1968. Berlin 1994.
  • Christian Fricke: Will McBride. Gelebte Geschichte. In: Photographie Oktober 2004, S. 90ff.
  • Tom Moran: The photo essay. Will McBride & Paul Fusco (Masters of contemporary photography). New York 1974.
  • Franz H. Mösslang (Hrsg.): Report der Reporter. Wie sie zu ihren Fotoerfolgen kommen. Seebruck 1964.
  • Jordan Todorov: „Hey, das wäre ein Wahnsinnsbild, Herr Bundeskanzler!“. Gespräch mit dem Fotografen Will McBride (1931–2015). In: Fotogeschichte 35 (2015), Heft 136, S. 52–61.
  • Hans-Michael Koetzle: Fotografen A–Z. Taschen Deutschland 2015, ISBN 978-3-8365-1107-0, S. 376f.
  • Ulf Erdmann Ziegler: Die Erfindung des Westens. Eine deutsche Geschichte mit Will McBride. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-07499-2.

Einzelnachweise

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  1. Ulf Poschardt: Will McBride: Zum Tod des großen Fotografen. In: DIE WELT. 29. Januar 2015 (welt.de [abgerufen am 24. Dezember 2022]).
  2. a b c d e f g Die DGPh trauert um Will McBride. Deutsche Gesellschaft für Photographie, abgerufen am 11. Februar 2022.
  3. Ulrike Schumacher: Ein halbes Leben vor dem Teller. Wümme-Zeitung, 25. Juli 2015, abgerufen am 5. Dezember 2016.
  4. Christian Schröder: Nachruf auf Will McBride: Der Schatten auf der Mauer. Der Tagesspiegel, 31. Januar 2015, abgerufen am 11. Februar 2022.
  5. „Kinderwelten“ in der Fotokunst: Faszinierende Kinderaugenblicke: 3 Mädchen (Florenz 1957). stern.de, 23. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  6. Will McBride. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  7. Thomas Bärnthaler: „In den sechziger Jahren war ich meistens schwanger“. 25. Februar 2010, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  8. Der Nacktkriegs-Fotograf: Abschied von Will McBride. In: Berliner-Kurier.de. 11. Juli 2016, archiviert vom Original am 11. Juli 2016; abgerufen am 24. Dezember 2022.
  9. Fleischhauer-Hardt, Helga 1936-. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2022; abgerufen am 24. Dezember 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/worldcat.org
  10. Hair-Darsteller und Studiofreund, München. Abgerufen am 12. Februar 2022.
  11. Will McBride Archive. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. März 2020; abgerufen am 12. Februar 2022 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.willmcbride-archive.com
  12. Will McBride erhält Salomon-Preis 2004 der DGPh. Deutsche Gesellschaft für Photographie, 2003, archiviert vom Original am 30. Juni 2004; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  13. Ehrenmitglieder: Will McBride †. Deutscher Designer Club, 2011, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  14. Gallery argus fotokunst - fine photographic prints: Ergebnis. Abgerufen am 24. Dezember 2022.
  15. Will McBride. Eine Legende des deutschen Fotojournalismus. kunsthaus kaufbeuren, archiviert vom Original am 7. Juli 2011; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  16. News, Exhibitions: 31/10/14 bis 16/01/15: Will McBride. C/O Berlin, abgerufen am 5. Dezember 2016.
    Michael Sontheimer: Berlin-Fotos von Will McBride: Der Lebenshunger nach dem Krieg. Spiegel Online, 30. Oktober 2014, abgerufen am 5. Dezember 2016.
  17. Galerie Au Bonheur du Jour - Paris | Nus masculins. In: Au Bonheur du Jour. Abgerufen am 12. Februar 2022 (französisch).
  18. Veranstaltungen 2016. 27. April 2016, archiviert vom Original am 27. April 2016; abgerufen am 12. Februar 2022.