Zhejiangopterus

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Zhejiangopterus

Zhejiangopterus

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Unteres Campanium)
~81,5 Mio. Jahre
Fundorte

Tangshang-Formation,
(Provinz Zhejiang; VR China)

Systematik
Flugsaurier (Pterosauria)
Kurzschwanzflugsaurier (Pterodactyloidea)
Ornithocheiroidea
Azhdarchoidea
Azhdarchidae
Zhejiangopterus
Wissenschaftlicher Name
Zhejiangopterus
Cai & Wei, 1994
Art
  • Zhejiangopterus linhaiensis

Zhejiangopterus ist eine Gattung der Kurzschwanzflugsaurier (Pterodactyloidea) aus der Gruppe der Azhdarchidae. Die einzige bekannte Art der bislang monotypischen Gattung ist Zhejiangopterus linhaiensis aus der Oberkreide der Tangshang-Formation in der chinesischen Provinz Zhejiang.

Forschungsgeschichte und Etymologie

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Erste fossile Überreste von Zhejiangopterus linhaiensis wurden bereits im April 1986 durch den jungen Amateur-Paläontologen Chengfa Xu in einem Steinbruch in der mittleren Tangshang-Formation in der Nähe der Stadt Linhai gefunden. Chengfa Xu meldete seinen Fund dem Naturkundemuseum Zhejiang (ZMNH) und es gelangen weitere Funde an derselben Lokation.[1]

Die Erstbeschreibung der neuen Gattung und Art erfolgte 1994 durch die ZMNH-Mitarbeiter Cai Zhengquan und Wei Feng. Als Holotypus wurde ein fast vollständiger Schädel (ZMNH M1330) festgelegt. Weitere, in der Erstbeschreibung berücksichtigte Exemplare umfassten einen zweiten, teilweise erhaltenen Schädel (ZMNH M1324), zwei weitgehend vollständige Skelette (ZMNH M1325 und ZMNH M1328) sowie zwei Teilskelette (ZMNH M1323 und ZMNH M1329).[1] Eine Neubewertung der Funde erfolgte 1997 durch David M. Unwin und Junchang Lü.[2]

Der Gattungsname Zhejiangopterus nimmt Bezug auf die Provinz Zhejiang[1] in Kombination mit der, bei Vertretern der Flugsaurier häufig verwendeten, Endung -(o)pterus, latinisiert nach dem altgriechischen πτερόν (pterón) „Flügel“. Der Artzusatz linhaiensis bezieht sich auf die Fundorte in der Nähe von Linhai. Der wissenschaftliche Name lässt sich dementsprechend grob mit „Zhejiang-Flügler aus Linhai“ übersetzen.

Alterszuordnung der Funde

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Die mittlere Tangshang-Formation, aus der die Funde stammen, setzt sich aus lakustrinen Sedimenten und mächtigen Tuff-Lagen zusammen. Letztere sind für radiometrische Datierungen geeignet. Mit der K-Ar-Methode wurde ein Absolutalter von etwa 81,5 Ma festgestellt, was chronostratigraphisch dem unteren Campanium entspricht.[1][2]

Interpretationsskizze des Exemplars ZMNH M1323; Maßstabsbalken: 10 cm

Zhejiangopterus ist ein relativ kleiner Vertreter der Azhdarchidae. Für das größte bislang bekannte Exemplar (ZMNH M1323) wird eine Flügelspannweite von etwa 3,5 m geschätzt.[2][3] In der Erstbeschreibung wird die Flügelspannweite noch mit mehr als 5 m angegeben.[1] In jüngeren Arbeiten wird für dieses Exemplar eine geschätzte Flügelspannweite von nur noch 2,5 m angegeben.[4]

Zhejiangopterus linhaiensis gilt, neben der Gattung Quetzalcoatlus, als einer der am besten dokumentierten Vertreter der Azhdarchidae, obwohl der Erhaltungszustand der sechs bekannten Exemplare bestenfalls als mäßig beschrieben werden kann.[4][5] Der niedrige, langgestreckte Schädel endet in einem schmalen, spitz zulaufenden Schnabel. Die Kiefer sind zahnlos. Das Nasoantorbitalfenster, ein Schädelfenster, das aus dem Zusammenschluss der externen Nasenöffnung mit dem Antorbitalfenster entstanden ist, nimmt etwa die Hälfte der gesamten Schädellänge ein. Ein Scheitelkamm oder andere sagittal verlaufende Knochenkämme am Schädel sind nicht vorhanden.[1] Die kreisrunden Orbitae sind verhältnismäßig klein und liegen deutlich unterhalb des dorsalen Randes des Nasoantorbitalfensters.[2]

(In Klammer angeführte Abkürzungen beziehen sich auf nebenstehende Abbildung)
Abgesehen von den miteinander verschmolzenen Atlas- und Axiswirbeln sind die übrigen sieben Halswirbel („cer“) schlank und langgestreckt. Ein Notarium ist vorhanden und besteht aus sechs miteinander verschmolzenen Brustwirbeln. Das Kreuzbein besteht aus fünf oder sechs Wirbeln, die vollständig, ohne erkennbare Suturen, miteinander verschmolzen sind. Die Schwanzwirbelsäule ist extrem kurz. Das Brustbein („st“) ist deutlich länger als breit und mit einem anterioren Kiel versehen. Sechs Λ-förmige Bauchrippen sind vorhanden.[1]

Der Oberarmknochen („hum“) ist kurz und gedrungen.[1] Die „Crista deltopectoralis“, eine Knochenleiste am Oberarmknochen, die als Muskelansatz dient, ist besonders deutlich ausgeprägt und steht im rechten Winkel zur Längsachse des Humerus ab. Der Mittelhandknochen des Flugfingers (mcIV) ist länger als Ulna („ul“) oder Radius („rad“) und das längste Skelettelement der vorderen Gliedmaßen. Die Phalangen II und III des Flugfingers sind im Querschnitt T-förmig. Der Oberschenkelknochen („fem“) ist schlank und erreicht etwa die 1,5-fache Länge des Oberarmknochens.[1][2] Wie bei allen Vertretern der Azhdarchidae sind die hinteren Gliedmaßen verhältnismäßig lang. Der Quotient aus der gemeinsamen Länge von Oberschenkelknochen, Radius und Mittelhandknochen des Flugfingers zur gemeinsamen Länge von Oberschenkelknochen und Schienbein („tib“) beträgt 1,45 und ist damit zwar niedrig, aber deutlich höher als etwa bei Quetzalcoatlus (Quotient=1,13).[3]

In Summe spricht der Befund dafür, dass Zhejiangopterus, ebenso wie Quetzalcoatlus, einer Formengruppe der Azhdarchidae mit eher „grazilem“ Bauplan angehörte, die sich durch lange, schlanke Hälse und Kiefer sowie stark verlängerte distalen Skelettelemente der vorderen Gliedmaßen auszeichnet. Dieser Formengruppe stehen „robuste“ Azhdarchidae, wie etwa Hatzegopteryx, mit kurzen, kräftigen Hälsen, verhältnismäßig kurzen Schädeln mit breiten Kiefern und weniger stark verlängerten Mittelhandknochen des Flugfingers gegenüber.[4]

Systematische Stellung von Zhejiangopterus innerhalb der Ornithocheiroidea
 Ornithocheiroidea 
 Pteranodontoidea 

Ornithocheiromorpha


 Pteranodontia 


Pteranodon


   

Ornithostoma


   

Volgadraco


   

Tethydraco


Vorlage:Klade/Wartung/3Vorlage:Klade/Wartung/4

 Nyctosauromorpha 

Alamodactylus


   

Cretornis


   


Alcione


   

Simurghia



   

Nyctosauridae







 Azhdarchoidea 

Tapejaridae


 Neoazhdarchia 

Dsungaripteromorpha


 Neopterodactyloidea 

Chaoyangopteridae


 Azhdarchiformes 

Radiodactylus


   

Montanazhdarcho


 Azhdarchidae 
 Azhdarchinae 



Mistralazhdarcho


   

Aerotitan



   

Albadraco



   

Azhdarcho



 Quetzalcoatlinae 


Phosphatodraco


   

Aralazhdarcho



   

Eurazhdarcho


   

Zhejiangopterus


   

Wellnhopterus


   

Cryodrakon


   

Hatzegopteryx


   

Arambourgiania


   

Quetzalcoatlus




Vorlage:Klade/Wartung/3











Stark vereinfacht nach
Brian Andres, 2021[6]

Auf Basis der zahnlosen Kiefer, der fehlenden sagittalen Kämme am Schädel und den Vorhandensein eines Notariums wurde Zhejiangopterus im Rahmen der Erstbeschreibung den Nyctosauridae zugeordnet.[1] In ihrer Revision von 1997 wiesen Unwin und Junchang jedoch darauf hin, dass keines der drei Merkmale diagnostisch relevant für eine Zuordnung zu den Nyctosauridae ist. Stattdessen konnten mehrere gemeinsame Merkmale (Synapomorphien) mit den Azhdarchidae aufgezeigt werden. Dazu zählen, unter anderem, Lage, Größe und Form der Orbitae oder der T-förmige Querschnitt der Flugfinger-Phalangen.[2]

Das nebenstehende Kladogramm zeigt in stark vereinfachter Form das Ergebnis einer phylogenetischen Analyse, die 2021 im Rahmen einer Neubewertung der systematischen Stellung von Quetzalcoatlus erstellt wurde.[6] Zur leichteren Verständlichkeit werden in der Darstellung nur die zu den Nyctosauridae und den Azhdarchidae führenden Pfade im Detail beibehalten, während andere Kladen nicht weiter aufgeschlüsselt sind. Die Systematik der Pterodactyloidea ist Gegenstand der aktuellen Forschung und ähnliche Analysen anderer Autoren können, insbesondere in Bezug auf Stellung und Definition höherer Taxa, erheblich vom hier dargestellten Kladogramm abweichen.

Unabhängig davon zeigt sich Zhejiangopterus in dieser Analyse tief verwurzelt in einer gemeinsamen Klade mit mehreren Vertretern der Azhdarchidae, die als Quetzalcoatlinae im Rang einer Unterfamilie zusammengefasst werden. Die Quetzalcoatlinae werden dabei definiert als die größte gemeinsame Klade, die Quetzalcoatlus northropi enthält, nicht jedoch Azhdarcho lancicollis. Gemeinsam mit der als Azhdarchinae bezeichneten Schwestergruppe stellen sie die Vertreter der Azhdarchidae, die in der Analyse definiert wird als die kleinste gemeinsame Klade, die sowohl Quetzalcoatlus northropi als auch Azhdarcho lancicollis enthält.[6]

Die Nyctosauridae zeigen sich in dieser Analyse hingegen in einem gänzlich anderen Ast innerhalb der Ornithocheiroidea und weisen keine nähere verwandtschaftliche Beziehung mit Zhejiangopterus auf.

Skelettrekonstruktion von Zhejiangopterus in quadrupeder Haltung; Maßstabsbalken: 50 cm

Die Sedimente und Pyroklastika der mittleren Tangshang-Formation wurden im Bereich eines Süß- oder Brackwassersees im Landesinneren, abseits der Küstenlinie abgelagert. Neben den Exemplaren von Zhejiangopterus sind aus diesen Ablagerungen nur noch die nicht näher bestimmten Überreste eines kleinen Theropoden, vermutlich aus der Gruppe der Dromaeosauridae, bekannt.[5]

Für die Azhdarchidae wird generell eine Ernährungsweise vermutet, die der rezenter Vertreter der Störche oder Hornraben entspricht. Sie bewegten sich vermutlich auf allen vier Gliedmaßen laufend am Boden um nach kleineren Wirbeltieren, Aas oder Gelegen zu suchen. Azhdarchidae, die, wie Zhejiangopterus, dem „grazilen“ Bauplan entsprechen, bevorzugten dabei wahrscheinlich Beute, die ohne vorheriges Zerlegen verschlungen werden konnte.[3][4]

Commons: Zhejiangopterus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j Z. Cai & F. Wei: On a new Pterosaur (Zhejiangopterus linhaiensis gen. et sp. nov.) from Upper Cretaceous in Linhai, Zhejiang, China. In: Vertebrata PalAsiatica, Band 32, Nummer 3, 1994, S. 181–194, (Digitalisat; Übersetzung ins Englische).
  2. a b c d e f D. M. Unwin & L. Junchang: On Zhejiangopterus and the relationships of pterodactyloid pterosaurs. In: Historical Biology , Band 12, Nummer 3–4, 1997, S. 199–210, (Digitalisat).
  3. a b c M. P. Witton & D. Naish: A Reappraisal of Azhdarchid Pterosaur Functional Morphology and Paleoecology. In: PLoS ONE, Band 3, Nummer 5, 2008, Artikel e2271, doi:10.1371/journal.pone.0002271.
  4. a b c d D. Naish & M. P. Witton: Neck biomechanics indicate that giant Transylvanian azhdarchid pterosaurs were short-necked arch predators. In: PeerJ, Band 5, 2017, Artikel e2908, doi:10.7717/peerj.2908.
  5. a b A. Averianov: Review of taxonomy, geographic distribution, and paleoenvironments of Azhdarchidae (Pterosauria). In: ZooKeys, Band 432, 2014, S. 1–107, doi:10.3897/zookeys.432.7913.
  6. a b c B. Andres: Phylogenetic systematics of Quetzalcoatlus Lawson 1975 (Pterodactyloidea: Azhdarchoidea). In: Journal of Vertebrate Paleontology, Band 41, Supplement 1, 2021, S. 203–217, doi:10.1080/02724634.2020.1801703.