Zionslager

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Zeichnung der Expedition, aus dem Buch The Rocky Mountain Saints.

Das Zionslager war eine mormonische Expedition, die von Joseph Smith angeführt wurde. Sie hatte das Ziel, den mormonischen Siedlern ihr Land zurückzugeben, das ihnen von Nichtmormonen genommen worden war.

Die Expedition ging von Kirtland, Ohio nach Clay County, Missouri und dauerte von Mai bis Juni 1834. Nach mormonischer Überzeugung war dieses Land dazu bestimmt, eine Stadt Zions zu werden, und Smith sollte wie ein moderner Moses diese Verheißung einlösen.[1]

Als die Einwohner von Missouri hörten, dass Smith mit einer Expedition unterwegs zu ihnen war, bildeten sie paramilitärische Einheiten. Sie brachten mehr Männer zusammen als die Truppe von Smith.

Joseph Smith erhielt in dieser Situation eine weitere Offenbarung: Er wies die Kirchenmitglieder zurecht, dass sie es nicht wert seien, „Zion einzulösen“, da sie die Vereinigte Ordnung nicht genug unterstützten.[2] Er teilte ihnen weiter mit, dass sie noch eine Weile warten müssten, bis jeder „Älteste das Endowment vom Himmel“ bekommen habe.[3]

Die Expedition war von einer Cholera-Epidemie betroffen und wurde am 25. Juli 1834 aufgelöst; die meisten Überlebenden kehrten nach Ohio zurück. Es war zwar ein Fehlschlag, doch Joseph Smith konnte nun einschätzen, wer seine treuesten Anhänger waren. Viele, die sich im Zionslager bewährt hatten, wurden in den nächsten Jahren wichtige Kirchenführer.

Zeichnung der Expedition von C.C.A. Christensen.

Ein fundamentaler Glaubenssatz der Mormonen ist, dass das biblische Neue Jerusalem auf dem amerikanischen Kontinent erbaut werden wird.[4] Dieser Glaube hat seine Grundlage im Buch Mormon.[5] Am 20. Juli 1831 identifizierte Smith den Ort dieses neuen Jerusalems als Jackson County, Missouri[6] und schickte mormonische Siedler dorthin, um eine Stadt Zions zu bauen.

Bis zum Sommer 1833 waren ungefähr 1200 Mormonen in Jackson County eingetroffen.[7] Die älteren Siedler fühlten sich bedroht von der politischen und wirtschaftlichen Macht der Neuankömmlinge und wurden verunsichert durch Gerüchte, die Mormonen seien gegen die Sklaverei.[8] Deshalb gründeten sie paramilitärische Gruppen und organisierten im Sommer 1833 Attacken gegen die Mormonen.

Joseph Smith erhielt in dieser Situation im August 1833 eine Offenbarung: Er wandte sich gegen spontane Racheakte[9], erlaubte aber ein Zurückschlagen nach dem vierten Akt der Aggression und eine Vergeltung bis zur dritten und vierten Generation.[10]

Die Mormonen versuchten ursprünglich, ihr Land auf legale Weise zurückzubekommen. Deshalb beauftragten sie vier Anwälte aus Missouri, mit dem Gericht und der Landesregierung zu verhandeln.[11] Die Entscheidung, Anwälte einzustellen und die Sache vor Gericht zu klären, führte jedoch im Oktober 1833 zu noch mehr Gewalt.[12] Als die älteren Siedler aus Missouri die Mormonen ein viertes Mal angriffen, befolgten sie die Offenbarung von Smith und schlugen zurück.[13] Am Ende des Jahres 1833 waren viele Häuser und Gebäude der Mormonen zerstört und alle Kirchenmitglieder aus dem County geflohen. Diese mormonischen Flüchtlinge ließen sich für einen begrenzten Zeitraum in den Nachbarcountys nieder, besonders in Clay County, Missouri.

Im Dezember 1833 schrieb Smith noch eine Offenbarung über die „Erlösung von Zion“ nieder.[14] Diese rief die Siedler in Missouri dazu auf, Gerechtigkeit auf politischem oder gerichtlichem Wege zu versuchen,[15] und warnte, dass eine militärische Auseinandersetzung notwendig werde, falls diese Versuche scheitern sollten.[16] Die Offenbarung sagte voraus, dass unter Smiths militärischem Kommando[17] eine Gruppe von Kirchenmitgliedern das Land zurückerobern werde.[18] Die rechtlichen und politischen Bemühungen schienen zu diesem Zeitpunkt nutzlos, obwohl es eine gerichtliche Anhörung geben sollte. Diese war nämlich auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verschoben worden, nachdem die alten Siedler protestiert hatten.[19]

Formation des Lagers

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Im Kirchenhauptquartier in Kirtland, Ohio bekam Smith eine Offenbarung, er solle eine Expedition aufbauen, die von Kirtland nach Missouri ziehen und dort „Zion erlösen“ solle.[20] Ungefähr 200 Männer und einige Frauen und Kinder traten dieser Expedition bei, die man „Zionslager“ nennt.

Smith und seine Teilnehmer verließen Kirtland am 4. Mai 1834, und bis zum 4. Juni zogen sie durch Indiana und Illinois. Sie erreichten den Mississippi River und überquerten ihn nach Missouri. Sie durchquerten bis Ende Juni einen Großteil von Missouri, und die Nachricht über ihre mögliche Ankunft alarmierte die Nichtmormonen in den Jackson und Clay Countys.

Versuche, eine Rückkehr der Mormonen nach Jackson County durch Verhandlungen zu erreichen, blieben fruchtlos. Jedoch entschied sich Smith, lieber das Lager aufzulösen als die „Erlösung von Zion“ mit Gewalt durchzusetzen. Viele Teilnehmer des Lagers waren überzeugt, sie sollten kämpfen, und kritisierten Smith. Viele erkrankten an Cholera. Der 900 Meilen lange Marsch erreichte sein Ziel nicht; vierzehn Teilnehmer starben.

Smith traf bei seiner Rückkehr nach Kirtland auf wachsende Feindseligkeit. Trotzdem erwiesen sich viele Teilnehmer des Lagers als loyale Anhänger der Bewegung.[21] Als Smith nach Kirtland zurückgekehrt war, organisierte er das Kollegium der Zwölf Apostel und die Kollegien der Siebziger. Er wählte hauptsächlich Männer aus, die ihn bei dieser Expedition unterstützt hatten.

Die Mormonen erreichten ihr Ziel nicht, nach Jackson County zurückzukehren. Obwohl die Legislative von Missouri im Jahre 1836 einen Kompromiss vorschlug, der den Mormonen das Caldwell County zur Besiedlung überließ, wurden sie zwei Jahre später komplett aus dem Bundesstaat vertrieben.[22]

Lange nach dem Tod von Smith kam die Kirche Christi (Temple Lot) nach Jackson County zurück, um „Zion einzulösen“.

Weitere Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Lehre und Bündnisse 103:15–18.
  2. Lehre und Bündnisse 105:2–5.
  3. Lehre und Bündnisse 105:9–13.
  4. Glaubensartikel: „10. Wir glauben an die buchstäbliche Sammlung Israels und die Wiederherstellung der Zehn Stämme, dass Zion (das Neue Jerusalem) auf diesem [d. h. dem amerikanischen] Kontinent errichtet werden wird, dass Christus persönlich auf der Erde regieren wird und dass die Erde erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird.“
  5. Buch Ether, Kapitel 13
  6. Lehre und Bündnisse 57:1–3.
  7. Launius: Alexander William Doniphan: Portrait of a Missouri Moderate. 1997, S. 13.
  8. Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. 2005, S. 327–328.
  9. Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. 2005, S. 235.; Lehre und Bündnisse 98
  10. Quinn: The Mormon Hierarchy: Origins of. 1994; Lehre und Bündnisse 98
  11. Launius: Alexander William Doniphan: Portrait of a Missouri Moderate. 1997, S. 15.
  12. Launius: Alexander William Doniphan: Portrait of a Missouri Moderate. 1997, S. 15–16.
  13. Quinn: The Mormon Hierarchy: Origins of. 1994
  14. Lehre und Bündnisse 101:43.
  15. Lehre und Bündnisse 101:76–88; Roberts: History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. 1902, S. 455.
  16. Roberts: History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. 1902, S. 455 (letter by Joseph Smith stating that if the government fails to restore the Missouri Saints to their land, then God „will come with ten thousand of His Saints, and all his adversaries shall be destroyed with the breath of His lips“).
  17. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Mein Knecht Joseph Smith jun. ist der Mann, mit dem ich den Knecht verglichen habe, zu dem der Herr des Weingartens in dem Gleichnis, das ich euch gegeben habe, gesprochen hat.“ Lehre und Bündnisse 103:21.
  18. Lehre und Bündnisse 101:55–58.
  19. Launius: Alexander William Doniphan: Portrait of a Missouri Moderate. 1997, S. 19.
  20. Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. 2005, S. 236.; Lehre und Bündnisse 101:75: „Schon jetzt ist bereits genügend vorhanden, ja, sogar reichlich, um Zion zu erlösen und seine verwüsteten Stätten aufzubauen, um nie mehr niedergeworfen zu werden, wenn nur die Kirchen, die sich nach meinem Namen nennen, auf meine Stimme hören wollten.“
  21. Brodie: No Man Knows My History: The Life of Joseph Smith. 1945, S. 159–160: “Zion’s Camp was Joseph Smith’s second major failure. … Far from being a second Moses, he had left the exiled colony still outside the promised land and had returned with little except consoling words for the families of the fourteen dead. Kirtland met him with a hostility that exceeded his worst fears, for Sylvester Smith had rushed back with a dismal story of defeat without honor.”
  22. Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. 2005, S. 247: “Nothing that Joseph aimed to accomplish came about. Several hundred men spent three months walking two thousand miles; fourteen of them never came home. Nothing the camp did improved the situation in Jackson County. … Was Zion’s Camp a catastrophe? Perhaps, but it was not the unmitigated disaster that it appears to be. Most camp members felt more loyal to Joseph than ever, bonded by their hardships. The future leadership of the Church came from this group.”
  • Fawn Brodie: No Man Knows My History: The Life of Joseph Smith. Knopf, New York 1945 (englisch).
  • S. Kent Brown: Historical Atlas of Mormonism. Simon & Schuster, 1994, ISBN 0-13-045147-9, S. 28–29 (englisch).
  • Richard Bushman: Joseph Smith: Rough Stone Rolling. Knopf, New York 2005, ISBN 1-4000-4270-4 (englisch).
  • Roger D. Launius: Zion’s Camp: Expedition to Missouri, 1834. Herald Publishing House, Independence, Missouri 1984 (englisch).
  • Roger D. Launius: Alexander William Doniphan: Portrait of a Missouri Moderate. University of Missouri Press, Columbia, Missouri 1997 (englisch).
  • D. Michael Quinn: The Mormon Hierarchy: Origins of. Signature Books, Salt Lake City 1994, ISBN 1-56085-056-6 (englisch).
  • Andrea G. Radke-Moss: We Also Marched: The Women and Children of Zion’s Camp, 1834. In: BYU Studies. Band 39, Nr. 1, 2000, S. 147–165 (englisch, byu.edu [abgerufen am 22. Mai 2014]).
  • B. H. Roberts: History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Deseret News, Salt Lake City 1902 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • B. H. Roberts: History of the Church of Jesus Christ of Latter-day Saints. Deseret News, Salt Lake City 1904 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).