Benutzer:Kiew86/Altkiewer Hügel

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Altkiewer Hügel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altkiewer Hügel
Старокиевская гора

Altkiewer Hügel

Höhe 180 m
Lage Kiew
Koordinaten 50° 27′ 30″ N, 30° 30′ 58″ OKoordinaten: 50° 27′ 30″ N, 30° 30′ 58″ O
Kiew86/Altkiewer Hügel (Ukraine)
Kiew86/Altkiewer Hügel (Ukraine)

Der Altkiewer Hügel oder Altkiewer Berg[Anmerkung 1] (russisch Старокиевская гора Starokijewskaja Gora), auch als Obere Stadt (Верхний город) bezeichnet, ist ein im Gebiet der Hauptstadt der Ukraine Kiew gelegener Hügel. Auf ihm befand sich das historische Zentrum der Stadt Kiew, die der Legende nach an dieser Stelle vom Poljanenfüsten Kyi angelegt worden sein soll. Der Hügel ist der höchste Hügel im heutigen Stadtgebiet und beherrscht das rechtsseitige Ufer des Dnjepr. Auf dem Hügel wurde bei Ausgrabungen ein Graben freigelegt, der als Teil der ungefähr 1,5 bis 2 ha großen Altkiewer Siedlung angesehen wird. Die Siedlung wurde der Luka-Rajky-Kultur zugeordnet.

Auf dem Hügel befand sich ein Heiligtum zur Verehrung heidnischer slawischer Götter. Auf ihm sollen sich vergoldete Götzenfiguren aus Holz befunden haben, die nach der Christianisierung der Rus entfernt wurden. Dabei kann es sich entweder tatsächlich um ein Heiligtum, aber auch um eine Fluchtburg für die Bewohner der Siedlung auf dem nahegelegenen Schlossberg gehandelt haben.

Ab dem Ende des 9. Jahrhunderts wurde der Hügel aus Grablege genutzt. Die Toten wurden dabei in Kammern beigesetzt, die in Blockbauweise errichtet waren, dabei lassen sich mehrere unterschiedliche Formen der Blockbauweise nachweisen. Die Toten wurden, wie bei Slawen üblich, liegend mit dem Kopf in Richtung Westen bestattet. Diese Bestattungsweise ist analog zu der im Mährerreich und lässt auf eine enge ethnokulturelle Verwandtschaft zwischen der herrschenden Elite Kiews und den Karpatenrussinen schließen. Aufgefundene Schmuckstücke - Ohrringe und ein Anhänger - lassen ebenfalls auf eine enge Verbindung nach Mähren schließen. Im Grab Nr. 111 wurde neben dem auf der rechten Seite liegenden Mann eine Frau in sitzender Stellung bestattet. Die Bestattungsweise der Frau läßt dabei auf Zuwanderung aus dem Gebiet Nowgorod schließen. In der Nekropole befindet sich lediglich eine Grabstätte skandinavischen Typs, bei der der Tote in einer steinernen Kammer mit dem Kopf in Richtung Norden bestattet wurde. Dieses Grab wird auf das Ende des 10. bzw. den Beginn der 11. Jahrhunderts datiert.

Erste Befestigungsanlagen der Altkiewer Siedlung werden auf die Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert datiert, als auf dem Hügel eine Siedlung der Romensko-Borschtschowski-Kultur enstand. Diese schwachen Befestigungen verfielen in der Mitte des 10. jahrhunderts, wurden aber zeitnah durch stärkere ersetzt. Die Verstärkung der Befestigungen steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Errichtung des Herrschaftssitzes der Kiewer Fürstin Olga. Dem dritten Aufbau der Befestigung war ein Brand vorausgegangen, der wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Belagerung Kiews durch die Petschenegen im Jahr 968 vorausgeht. Die Gefahr durch die umliegenden Stämme zwang zu einer deutlichen Verstärkung der Festung auf dem Hügel. In älteren Handschriften wird die Alte Kiewer Siedlung auf dem Altkiewer Hügel als "Terem-Hof" (Terem von altgriechisch τò τέραμνον „Wohnsitz“, „Gemach“) bezeichnet und angegeben, dass er sich außerhalb der Stadt Kiew befände, die in der Nähe an einem anderen Ort läge. Am Wahrscheinlichtsen erscheint dabei die Verortung der Stadt auf dem Schlossberg.

Auf dem Hügel in der Nähe des heutigen Nationalen Historischen Museums der Ukraine aufgefundene Fundamentreste wurden zunächst einem heidnischen Tempel, dann einem Sakralbau aus der Zeit Wladimirs I. zugeordnet. Tatsächlich handelt es sich jedoch um die Überreste des Fundamentes einer Torkirche, die als Teil eines größeren Komplexes unter Verwendung von Sockeln vom Ende des 10. Jahrhunderts erst im 12. Jahrhundert errichtet wurde.

Aus der Altkiewer Siedlung entwickelte sich das Alte Kiew, deren ältester Teil, die Stadt Wladimirs, auf dem Altkiewer Hügel lag.

Heute befindet sich an der Kreuzung des Andreassteiges, der Wladimir- und der Zehntsraße ein Gedenkstein mit einem Zitat aus der Nestorchronik:

“Се повѣсти времѧньнꙑхꙿ лѣтꙿ · ѿкуду єсть пошла рускаꙗ землѧ · кто въ києвѣ нача первѣє кнѧжитꙿ и ѿкуду рускаꙗ землѧ стала єсть”

„Hier ist eine Geschichte der vergangenen Zeiten - wohin das russische Land ging - wer in Kiew die erste Herrschaft begann - woher das russische Land kam“

Auf dem Hügel befindet sich das Nationale Historische Museum der Ukraine. Eine Linde, die angeblich vom Metropoliten Pjotr Mogila geplanzt worden sein soll, ist bis heute erhalten. Ebenfalls erhalten geblieben sind Reste des Fundamentes der Zehntkirche.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sowohl in der russischen, als auch in der ukrainischen Sprache kann das Wort гора einen Berg oder einen Hügel bezeichnen. In der deutschsprachigen Literatur lassen sich beide Bezeichnungen finden.