Die Kinder der Toten (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Die Kinder der Toten
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 90 Minuten
Stab
Regie
Drehbuch
  • Kelly Copper,
  • Pavol Liska
Produktion Ulrich Seidl
Musik Wolfgang Mitterer
Kamera
  • Kelly Copper,
  • Pavol Liska
Schnitt Kelly Copper,
Michael Palm
Besetzung
  • Andrea Maier: Karin
  • Greta Kostka: Mutter
  • Klaus Unterrieder: Förster

Die Kinder der Toten ist ein österreichischer Spielfilm aus dem Jahr 2019 von Kelly Copper und Pavol Liska. Die Premiere erfolgte im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin am 8. Februar 2019, wo der Film in die Sektion Forum eingeladen und mit einem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet wurde.[1][2] Der österreichische Kinostart erfolgte am 5. April 2019, der deutsche Kinostart war am 14. November 2019.[3] Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Elfriede Jelinek.[4]

In diesem Heimatfilm mit Blasmusik und Home Movie Horror geistern unter anderem Untote, ein depressiver Förster und eine syrische Dichterfamilie durch die Steiermark.

So richtet etwa die Witwe eines Nationalsozialisten in einer alten Fabrik ein CINEMA 666 ein, in dem der Vergangenheit nachgetrauert werden kann. Ein Förster wird von seinen toten Söhnen verfolgt, die schon vor Jahren Suizid begangen haben. Eine Sekretärin sieht sich mit einer bösartigen Doppelgängerin konfrontiert und treibt ihre Übermutter in den Wahnsinn.[3][2]

Produktion und Hintergrund

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt des Regie-Paares Kelly Copper und Pavol Liska und deren Nature Theater of Oklahoma aus New York, benannt nach der Laientheatergruppe aus Franz Kafkas Romanfragment Der Verschollene (Amerika), wurde von der Ulrich Seidl Filmproduktion in Zusammenarbeit mit dem Kunstfestival Steirischer Herbst 2017 realisiert. Für den Film wurden rund 80 Laiendarsteller vor Ort gecastet, ebenso waren Blasmusikkapellen und Feuerwehren im Einsatz.[5]

Copper und Liska lasen die Romanvorlage selber nicht. Als Vorbereitung ließen sie sich den Inhalt von Lesern erzählen und eigneten sich ihn durch Wikipedia-Lektüre an.[6]

Die Dreharbeiten auf Super 8 fanden im September und Oktober 2017 in der Steiermark statt. Drehorte waren Originalschauplätze in der Obersteiermark in und um Neuberg an der Mürz.[7][8] Unterstützt wurde die Produktion vom Österreichischen Filminstitut, vom Land Steiermark und von Cine Art, beteiligt war der Österreichische Rundfunk.[3] Für den Ton zeichnete Matz Müller verantwortlich.[3]

Auf dem Filmfestival Diagonale 2018 in Graz wurden unter anderem das Making-of Die Untoten von Neuberg von Ulrich A. Reiterer und ein Videointerview mit Elfriede Jelinek sowie eine Ausstellung mit Setfotos gezeigt.[9] Im Rahmen der Verleihung des Nestroy-Theaterpreises 2018 wurde das Projekt mit dem Spezialpreis ausgezeichnet.[5]

Der Film wurde 2019 im Rahmen der Edition österreichischer Film von Hoanzl und dem Standard auf DVD veröffentlicht.

Andrey Arnold schrieb in der Tageszeitung Die Presse, dass dem Film – obwohl er das österreichische Selbstbild genüsslich durch den brachialsatirischen Fleischwolf drehe – seine Bezirksfaschingsstimmung viel Biss raube. Verglichen mit Schlingensiefs Das deutsche Kettensägenmassaker fehle es diesem sympathischen Seelenkarneval an Dringlichkeit. Politisch bleibe er eher unspezifisch und würde sich irgendwann tot laufen.[10]

Thomas Mießgang bezeichnete den Film auf ZEIT Online als „groteske Metapher für die Nazi-Vergangenheit und die rechtspopulistische Gegenwart Österreichs“. Ein wenig würde der steirische Zombi-Karneval an Blair Witch Project erinnern.[11]

Schriftsteller Clemens J. Setz schrieb in seiner Filmkritik auf derStandard.at: „Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie etwas so Irres gesehen. Etwas so Narrisches“.[12][13]

Auszeichnungen und Nominierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internationale Filmfestspiele Berlin 2019

Österreichischer Filmpreis 2020

  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Musik (Wolfgang Mitterer)[15]
  • Andreas Peternell und Ditz Fejer: Die Untoten von Neuberg: Auf Elfriede Jelineks Spuren durch die Obersteiermark, Styria Verlag, Wien 2019, ISBN 978-3-222-13628-3

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b 69. Berlinale: Österreichische Produktionen holen Nebenpreise. Artikel vom 16. Februar 2019, abgerufen am 16. Februar 2019.
  2. a b Forum 2019: Risiko statt Perfektion. bei berlinale.de, 18. Januar 2019 (abgerufen am 19. Januar 2019).
  3. a b c d Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 19. Januar 2019.
  4. Kleine Zeitung: 69. BerlinaleWeltpremieren für Jelinek-Projekt und Geyrhalter. Artikel vom 18. Jänner 2019, abgerufen am 19. Jänner 2019.
  5. a b Nestroypreis – Der Wiener Theaterpreis - Spezialpreis - Die Kinder der Toten. Abgerufen am 19. Jänner 2019.
  6. Patrick Wildermann: Schnitzel des Grauens. In: Tagesspiegel Online. Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 9. Februar 2019, abgerufen am 11. Oktober 2019.
  7. orf.at: „Die Kinder der Toten“: Mitmachen beim herbst. Artikel vom 29. September 2017, abgerufen am 19. Jänner 2019.
  8. Kleine Zeitung: Steirischer Herbst: Filmdreh zu Jelineks "Die Kinder der Toten": Kettensägen und Krampen. Artikel vom 3. Oktober 2017, abgerufen am 19. Jänner 2019.
  9. Diagonale – Festival des österreichischen Films: Die Kinder der Toten. Abgerufen am 19. Jänner 2019.
  10. diepresse.com: So brachial wie Jelinek, aber besser gelaunt. Artikel vom 3. April 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
  11. Zeit Online: "Die Kinder der Toten": Auf der Spur der Zombies. Artikel vom 8. April 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
  12. derStandard.at: Jelinek-Verfilmung: Etwas so Narrisches. Artikel vom 1. April 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
  13. orf.at: Der Stummfilm „Die Kinder der Toten“ bringt Untote in die Steiermark. Artikel vom 3. April 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
  14. Berlinala 2019: Preise Unabhängige Jurys. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  15. Nominierungen Österreichischer Filmpreis 2020. In: Akademie des Österreichischen Films. Abgerufen am 4. Dezember 2019.