Diskussion:New-Orleans-Jazz

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Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von 2A02:1205:C68C:9890:EC76:61C5:813:6435 in Abschnitt Einleitung
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Stilmerkmale [Bearbeiten]Ende des 19. Jahrhunderts verschmolzen die verschiedenartigen Einflüsse zum ersten vollausgebildeten Stil des Jazz, der nach dem Ort seiner Entstehung New-Orleans-Jazz genannt wurde. Hier trugen Kornett oder Trompete die Melodie, während die Klarinette reich verzierte Gegenmelodien und die Posaune rhythmische Slides spielte sowie die Grundtöne der Akkorde und Harmonien vorgab. Tuba oder Kontrabass legten unter diese Standard-Dreiergruppe eine Basslinie, das Schlagzeug steuerte den Rhythmus bei. Vitalität und Dynamik waren wichtiger als musikalische Feinheiten, und die Improvisation wurde von mehreren Stimmen des Ensembles durchgeführt (Gruppen-, Tutti- oder Kollektivimprovisation). Auch wichtig sind die Call-and-Response-Pattern und die "dirty tones" (auch blue notes, spezielle Gesangstechik mit absichtlich „unreinen“ Tönen), oder Elemente aus dem Blues wie das 12-taktige Bluesschema. pimmelman!

Im Gegensatz zu der Offbeat-Spielweise, wo jeweils die 2. und 4. Zählzeit betont werden, weisen Stücke des New Orleans Jazz eher eine gleichmäßige Betonung aller Zählzeiten auf. Ein "federnder" schwingender Rhythmus nach dem Offbeat-Prinzip prägt sich insbesondere im Chicago Jazz aus.

Hier kommt es zur gängigen Verwechslung des Offbeats mit dem Backbeat. Offbeat ist etwas anderes, als die Betonug der 2 und 4!!! patrickimwa r hier du pimel

Müsste geändert werden!!!

Habe im Abschnitt Kompositionen den Namen "Panama Leon" geändert, das Stück heißt "Panama" oder "Panama Rag". Kid Ory habe ich aus der Aufzählung von Afroamerikanern entfernt (er war Kreole) und durch Johnny Dodds ersetzt. (Jimmienoone)--92.105.113.169 08:55, 20. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Deine Ergänzungen sind wunderbar, nur sollten sie durch Nennung verlässlicher Quellen noch besser belegt werden. --PeterFrankfurt 00:44, 21. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Ist mir durchaus bewußt, allerdings ist das Verifizieren anhand von Quellen für mich nicht so leicht, weil ich in einem kleinen Ort im Berner Oberland lebe und i.w. auf meine eigenen Aufzeichnungen und das Internet angewiesen bin. (Jimmienoone)--92.105.113.169 19:20, 25. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Nee, nich? Ins Berner Oberland fahre ich gerne in Urlaub, vielleicht komme ich sogar noch diesen Sommer in die Gegend, sehr, sehr schön da! --PeterFrankfurt 01:32, 26. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Formulierung

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"der weiße Widerpart, der Dixieland": ein Widerpart ist einer, der gegen dich streitet; das meinst du wohl nicht, sondern "Analogon" oder "Parallele" oder auf gut deutsch: Gegenstück! Yog-S, 149.225.64.236 18:33, 30. Okt. 2010 (CEST)Beantworten

Einleitung

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..."der historische Vorgänger waren der archaische Jazz der Street Bands...". Sehr phantasievoll, aber es tut mir leid, so etwas hatte keine besondere Bedeutung im Jazz. Bitte nicht romantisieren! Selbstverständlich wurde von Nachwuchsmusikern (wie es eine Zeitlang auch L. Armstrong war) an Strassenecken gespielt, aber das ist normal und kein besonderes speziell kennzeichnendes Phänomen der Jazzgeschichte. Normal war, dass Orchester zu den üblichen Anlässen (Tänzen, Unterhaltung, etc.) aufspielten, wie es in der ganzen Welt in allen Musikstilen gang und gäbe ist (siehe nur als ein Beispiel unter vielen die sehr plastischen Beschreibungen in Pops Foster's Biographie). Die Musik im New Orleans der 1910er Jahre war ein ganz normales Geschäft, wie sie in jeder Gegend der übrigen Welt auch war und ist! Dass etwas atemberaubend Neues daraus entstand, ist nicht dem Congo Square und nicht den Strassenecken zu verdanken, sondern dem "Urknall", der bei professionellen Musikern aus dem Zusammenstoss verschiedenster regionaler und spartenmässiger Musikrichtungen hervorkam. Mittelamerikanische (kubanische) Einflüsse dürften dabei einen heute unterschätzten Einfluss gehabt haben. Afrikanische Einflüsse zunächst weniger (auch wenn diese Ansicht nicht politisch korrekt sein mag). Denn ausgerechnet den frühen Ragtime als "afroamerikanisch" zu bezeichnen, ist absurd. Ragtime ist primär europäische Musik (Joplin komponierte ja auch gezielt europäisch-traditionelle Stücke), selbstverständlich mit - allerdings eher unbedeutenden -afrikanischen Rhythmuseinflüssen. Der Einfluss Afrikas ist viel eher im Blues zu erkennen, nicht im Ragtime; denn für den Blues gibt es natürlich keine wie immer geartete europäische Vorgängertradition. Einer der ersten auf Platte aufgenommene Blues ist ausgerechnet der (qualitativ zweifelhafte) 'Livery Stable Blues' der weissen Original Dixieland Jazzband. Er dokumentiert erstmals, dass es diese neue Art Musik gab. Erst Mamie Smith mit ihrem 'Crazy Blues' (1920) begründete die auf Tonträger nachvollziehbare Geschichte des echten schwarzen Blues.

ES IST SCHWIERIG, GENAU NACHZUVOLLZIEHEN, WAS SICH WANN MIT WEM WIE VERMISCHTE.

Die in den letzten Jahren neu aufgetauchten Musikaufnahmen aus den 1910er Jahren, die im weitesten Sinne als Vorläufer des Jazzstils angesehen werden können, sind eine Mixtur aus Rag, den damaligen sogenannten "Novelty"-Stücken, ganz normalen Tänzen und verschiedenster Folklore. Wobei es für den an übliche Jazzhistorie gewöhnten Kenner fast verstörend ist, zu konstatieren, dass selbst in frühesten Zeiten (um 1915/16) jazz-ähnliche (jedenfalls stilistisch fortgeschrittene Ragtime-) Stücke schon in Europa aufgenommen wurden. Auch in inneramerikanischen musikalischen Entwicklungssphären tun sich immer mehr Fragen auf. Zum Beispiel entstanden jazztypische "hot"-Spielweisen wie gestopftes Kornettspiel, growl oder ähnliches nicht unter dem Einfluss einzelner Musiker (Freddie Keppard, Joe Oliver, Bubber Miley), wie bisher in jazzgeschichtlichen Werken kolportiert, sondern in ganz verschiedenen Regionen gleichzeitig unter hoher Implausibilität von in der Jazzhistorie oft postulierten "Einflüssen". Die heute bekannten Reise- und Tourneewege sowie die nachvollziehbaren Schallplattenverkäufe der "Jazz-Pioniere" machen diesen Schluss zwingend.

FAZIT: Jazz wurde nicht (im Sinne Jelly Roll Morton's) "erfunden", er ENTSTAND, wie viele Kunstformen in vielen Regionen, zufällig zur fast gleichen Zeit in ähnlicher Form. New Orleans ist dabei nur ein Fokus des Entstehungsmythos, vielleicht der wichtigste Kulminationspunkt, aber auf keinen Fall ausschliesslicher Geburtsort dieser Kunst. (nicht signierter Beitrag von 92.104.53.24 (Diskussion) 00:56, 17. Jun. 2011 (CEST)) Beantworten


Der Belgier Robert Goffin hat sich in seinem lange nicht erhältlichen Buch über Jazz (englische Ausgabe 1944 "Jazz - from the Congo to the Metropolitan", Zitat aus dieser Ausgabe; Original: "Aux frontières du jazz", 1932), das wohl das erste ernsthafte Werk über Jazz überhaupt war, über den Grund ausgelassen, warum New Orleans ein so wichtiger Kulminationspunkt der Jazz-Entwicklung war: "At first, the negroes of Louisiana had more liberty than those of the English colonies. This partly explains why the necessary crystallization was later to take place in New Orleans and not elsewhere. The control of the puritanical Anglo-Saxons over their slaves was such that it quickly stifled any ancestral survivals. On the other hand, the negroes in the cotton fields of the Mississippi Valley could continue to express their artistic folklore. For several generations the cult of the tomtom survived as an essential and powerful element in the social life of the slaves" (S. 10). (nicht signierter Beitrag von 2A02:1205:C68C:9890:EC76:61C5:813:6435 (Diskussion | Beiträge) 11:27, 5. Nov. 2014 (CET))Beantworten

Jelly Roll Morton's berühmter 'Spanish Tinge'

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Ohne diesen lateinamerikanisch-rhythmischen Einfluss hielt Morton (siehe unter anderem dazu die Interview-Bänder mit Alan Lomax)eine sinnvolle Erklärung der Entstehung von Jazz nicht für möglich. Aber was genau ist das? Ist es nur das gelegentlich Einsprengsel einiger Takte des sogenannten "New Orleans Tango"-Effektes in normale Two-Beat-Chorusse (wie in den meisten Versionen des 'St. Louis Blues)? Oder muss man davon ausgehen, dass ein - nennen wir es ganz allgemein - "Latino-Einfluss" auf den Jazz ein wesentliches, wenn auch bisher kaum betrachtetes Kernstück der Entwicklungsgeschichte des ursprünglichen Jazz war? Lafcadio Hearn und andere konstatierten schon im 19. Jahrhundert generell bedeutende Einflüsse der Karibik auf die kreolische Kultur in New Orleans. Sidney Bechet spielte Stücke mit einer kreolischen Band aus der Karibik ein - die Ähnlichkeit in den musikalischen Stilen zwischen dem Jazzer und den "Folk-Musikern" ist frappierend. Eine weitere Verbindung lässt sich zu Mexiko konstruieren - Konzerte von mexikanischen Bands (vor allem der mex. Armee) in New Orleans wurden dort z.T. als Sensationen aufgenommen; und die kollektive Biographie der Tio-Familie, die als eine Art personeller Nukleus in der Ausbildungs-Szenerie so vieler früher New-Orleans-Musiker ins Auge sticht, zeigt diese "mexican connection" deutlich. Weitere Auffälligkeiten ergeben sich, wenn man sich einfach nur die Namen der, sagen wir, ca. 50 oder 60 besten und bekanntesten Musiker des frühen Jazz ansieht. Hier kann man kaum umhin, festzustellen, dass familiäre Ursprünge extrem gehäuft offenbar im Süden Italiens, besonders in Sizilien, anzusiedeln sind. Es mag hier ausreichen, einige wenige zu erwähnen wie Nick LaRocca, Leon Rappolo (Roppolo), Santo Pecora, Tony Parenti, Sharkey Bonnano, Tony Sbarbaro, Nunzio Scaglione, Charlie Cordella (Cordilla), Salvatore Massaro (besser bekannt als Eddie Lang), Joe Venuti, etc.. (weitere Namen bei Sudhalter, Lost Chords). Das ist offenbar kein Zufall. Bruce Boyd Raeburn arbeitet in verschiedenen Publikationen m.E. plausibel heraus, warum dies so ist, und wie sich die musikalischen Grundauffassungen etwa von Süditalienern (auch sie haben in den USA des letzten und vorletzten Jahrhunderts eine erwähnenswerte Geschichte der sozialen Ausgrenzung, vergleichbar derjenigen der Iren in einigen Landesteilen wie New York) und Afro-Amerikanern Berührungspunkte aufwiesen. Interessant dazu z.B. Bruce Boyd Raeburn, "Beyond the Spanish Tinge - Hispanics and Latinos in Early New Orleans Jazz", in: Luca Cerchiari, Laurent Cugny, Franz Kerschbaumer. Eurojazzland: Jazz and European Sources, Dynamics, and Contexts", Univ. Press of New England 2012.(nicht signierter Beitrag von 2a02:1205:34ce:e4a0:8894:1014:ade1:a48c (Diskussion) )

"Typische" Beispiele von frühem New Orleans Jazz

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Oder anders ausgedrückt, was ist das genau? Sind die Aufnahmen von Joe 'King' Oliver aus der ersten Hälfte der 20iger wirklich "repräsentativ" für den frühen New Orleans Jazz? Ich glaube, das ist nicht der Fall. Zahllose Zeugenaussagen aus der frühen Jazz-Zeit belegen, dass Oliver in Chicago längst nicht mehr so spielte wie in New Orleans (weder in qualitativer wie in stilistischer Hinsicht). Mutt Carey sagte sogar, er hätte Oliver auf seinen Platten aus dieser Zeit gar nicht erkannt, so verschieden hätte er im Vergleich zu seiner Zeit in N.O. gespielt. Wenn man die Aussagen von Zeitzeugen aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jhdts. zu Rate zieht (etwa der Bassist Glenny und andere), dann sind eher die Aufnahmen von Kid Ory - und zwar sowohl die von Kid Ory's Sunshine Orchestra von 1922 aus Kalifornien wie die stilistisch ähnlichen von Mitte der 40iger Jahre - kennzeichnend für den typischen New Orleans-Stil der ersten zwei Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts. Im Vergleich dazu wirken Olivers Chicago-Aufnahmen fast "modern". Im übrigen muss man unterscheiden zwischen jazzgeschichtlich Interessantem und musikalisch Wertvollem. Sowohl Papa Jack Laine als auch z.B. Joe Tarto sagten, dass ihre frühen Bands musikalisch "einfach schlecht" waren. Ein heutiger normaler Hörer wäre sicherlich sehr enttäuscht, gäbe es Aufnahmen aus der frühesten Zeit. Andererseits repräsentieren die "wieder ausgegrabenen" Musiker des frühen N.O. Jazz, die im ersten Revival auf Platte aufgenommen wurden, sicher auch nicht den Standard des Jazz der frühen Jahre. Bunk Johnson z.B. hatte ein extrem hartes Leben als Arbeiter auf einer Plantage hinter sich, musste mit neuem Gebiss spielen, und war schwerer Alkoholiker (jeder Trompeter weiss, wie sich das im Lauf der Jahre auf den Ansatz auswirkt). Johnson soll, laut Zeitzeugen, in den 10er Jahren einen Ton und eine Phrasierung wie später Bobby Hackett gehabt haben. Was die Beschreibungen von Louis Armstrong zu Johnsons Stil nachvollziehbar macht. Meine persönliche Meinung nach langer Recherche ist, dass alle verfügbaren Aufnahmen mit Mutt Carey und Kid Ory (sowohl von Anfang der 20iger wie von Mitte der 40iger J.e) dem echten frühen New Orleans Stil am nächsten kommen. Siehe dazu auch z.B. Daniel Hardie, Exploring Early Jazz, S. 145ff.).

Oder dass J.R. Mortons Aufnahmen diese Musik - trotz vieler Morton'scher Neuerungen - den Stil echter repräsentieren als Olivers Platten. (nicht signierter Beitrag von 2A02:1205:34CE:E4A0:31E5:A224:B0F4:98B3 (Diskussion | Beiträge) 17:09, 14. Aug. 2014 (CEST))Beantworten

Morton "repräsentativer" als Oliver? Meiner Meinung nach trifft das zu - vielleicht mit der Ausnahme von Olivers frühen Platten mit Armstrong. -

Literaturtipp zum "spanish tinge": Jack Stewart, "The Mexican Band Legend - Myth, Reality, and Musical Impact...", in: 'Jazz Archivist', December 1991, vol. VI, no. 2, Hogan Jazz Archive, Tulane Univ. (nicht signierter Beitrag von 2A02:1205:C68C:9890:F585:4D1D:71C1:B929 (Diskussion | Beiträge) 12:53, 31. Okt. 2014 (CET))Beantworten

Noch ein Zitat zur "typischen" Instrumentierung, von N.O.-Trompeter Henry Red Allen: Red "believed that New Orleans music was a style of playing and not instrumentation.... he would point out... that being a musician in New Orleans meant that you were expected to play in all sorts of line-ups, of which the trumpet/trombone/clarinet front line was only one example. He chuckled sarcastically when it was mentioned that saxophones were not encouraged in New Orleans, pointing out that most of the dance hall and riverboat bands where he worked had saxophones, sometimes whole sections of them." (John Chilton, "Ride, Red, Ride: The Life of Henry Red Allen", 2000, Seite 6). (nicht signierter Beitrag von 2A02:1205:C68C:9890:A522:33F:5A8C:6273 (Diskussion | Beiträge) 14:57, 3. Nov. 2014 (CET))Beantworten

Instrumentierung: Es war bei den ganz frühen Bands (Buddy Bolden und einige Zeit später) durchaus üblich, Geiger zu verwenden, in der Funktion, wie sie später ein zweites Kornett hatte. Meist hatten die Geiger eine klassische Ausbildung und konnten Noten lesen. So kamen die Bands vor dem Schallplatten- und Radio-Zeitalter an neue Stücke: der Geiger brachte sie den anderen Band-Mitgliedern bei. Banjos gab es zunächst noch kaum, eher Gitarren, da der ganz frühe Jazz (Ausnahme B. Bolden) eher leiser gespielt wurde (viele Musiker berichten, dass man das Scharren der Füsse der Tanzenden beim Spielen hören konnte). Klaviere waren unüblich. Es ist für die Instrumentierung aufschlussreich, alte Band-Fotos aus der Zeit um 1900 zu betrachten.(nicht signierter Beitrag von 2a02:1205:5059:9020:7da9:4b17:5e5d:91b9 (Diskussion) )