Gleichstellung der Geschlechter in Ruanda

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Die Gleichstellung der Geschlechter in Ruanda ist weit fortgeschritten. Laut dem Global Gender Gap Report von 2018 gehört Ruanda zu den führenden Ländern in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter.[1] Dieser Gedanke entstand nach dem Völkermord an den Tutsi im Jahr 1994. Die Regierung setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein. Diese Ideen werden durch die Rolle der ruandischen Frauen in der Regierung, die Achtung der Bildung von Frauen und der Rolle der Frauen im ruandischen Gesundheitswesen zum Ausdruck gebracht.[2]

Gleichstellung der Geschlechter in der ruandischen Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ruandische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass mindestens 30 Prozent der Parlamentsmitglieder Frauen sind. In dem 80-köpfigen Parlament waren im Jahr 2003 48 Prozent der Mitglieder weiblich. Nach der nächsten Wahl 2008 waren es 64 Prozent.[3] Innerhalb der ruandischen Regierung gibt es ein Ministerium für Geschlechter- und Familienförderung, ein Gender-Monitoring-Büro und die Verpflichtung zur geschlechtsspezifischen Budgetierung, die die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter gewährleistet.[4] Die Regierung unterstützt Programme wie Women for Women International Rwanda, das sich darauf konzentriert, die Frauen des Landes wirtschaftlich unabhängig zu machen.[5] Eine wichtige Neuerung besteht darin, dass Frauen das gleiche Recht wie Männer haben, Land zu erben, und dass sie auch in anderen Bereichen, wie z. B. in einigen Regierungsämtern, beim Militär und im Bildungswesen, gleichgestellt sind.[6]

Vergewaltigungen während des Völkermordes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vergewaltigungen wurden während des Völkermords in Ruanda von Hutu-Männern eingesetzt, um Macht und Kontrolle über Tutsi-Frauen zu erlangen. Dieser Akt wurde sogar von führenden Politikern als Kriegswaffe gefördert. Die prominente Hutu-Ministerin für Familien- und Frauenangelegenheiten in Ruanda, Pauline Nyiramasuhuko, ermutigte Hutu-Männer, indem sie Verhütungsmittel für Vergewaltigungen verteilte. Nyiramasuhuko wurde mit den Worten zitiert: „Bevor ihr die Frauen tötet, müsst ihr sie vergewaltigen.“[7]

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass während des Völkermords etwa 250.000 bis 500.000 Frauen vergewaltigt wurden. Zu Beginn der Aufarbeitung der während des Völkermords begangenen Verbrechen wurde Vergewaltigung nach ruandischem Recht lediglich als Verbrechen der Kategorie vier eingestuft. Demnach ähneln solche Delikte in ihrer Schwere dem Diebstahl von Eigentum. Die Sozialarbeiterin Godeliève Mukasarasi erkannte diese Ungerechtigkeit und versammelte Überlebende des Völkermords, um ihre Geschichten im Parlament vorzutragen. Mukasarasis Arbeit ermöglichte es den Mitgliedern des Parlaments, die Schwere von Vergewaltigungen in Kriegen und Völkermorden zu erkennen. Das ruandische Parlament änderte diesen Akt im Völkermordgesetz von einem Verbrechen der Kategorie vier zu einem der Kategorie eins. Folglich werden Vergewaltigungen auf die gleiche Stufe gestellt mit der Tötung eines Menschen während eines Völkermordes.[8]

Godelieve Mukasarasi hat auch ein Programm namens SEVOTA ins Leben gerufen, um Frauen und Kindern, die von Vergewaltigung und Völkermord betroffen sind, bei der Verarbeitung ihres Traumas zu helfen. SEVOTA steht für Solidarity for the Blooming of the Widows and the Orphans (Solidarität für das Aufblühen der Witwen und Waisen) und zielt auf Arbeit und Selbstförderung ab. Ihr Programm nutzt die Kunst und die Gemeinschaft in kleinen Gruppen, um Frauen und Kindern zu helfen, ihre Erfahrungen zu teilen und das Stigma der sexuellen Gewalt zu brechen.[9] Dieses Programm hilft auch dabei, Beziehungen zwischen Kindern, die nach einer völkermörderischen Vergewaltigung geboren wurden, und ihren Müttern herzustellen. SEVOTA gibt ruandischen Frauen und Überlebenden die Mittel an die Hand, um über Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe zu sprechen, um die gesellschaftliche Scham zu überwinden und die Betroffenen zu stärken.[10]

Rolle der Frauen beim Wiederaufbau nach dem Bürgerkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten derjenigen, die starben, die nach ihrer Flucht nicht zurückkehrten oder die wegen Völkermordes inhaftiert wurden, waren Männer. Unmittelbar nach dem Krieg machten Frauen und Mädchen etwa 70 Prozent der Bevölkerung aus.[11] Dies führte dazu, dass Frauen eine Vielzahl von Rollen übernahmen, die zuvor von Männern ausgeübt worden waren, z. B. als Haushaltsvorstände, Gemeindevorsteher und Geldgeber. Darüber hinaus beteiligten sie sich an Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen wie der Bestattung von Leichen, der Suche nach einem Zuhause für fast 500.000 Waisen und dem Bau von Unterkünften. Obwohl Frauen neben ihren Brüdern, Vätern und Söhnen ebenfalls am Völkermord beteiligt waren, machten sie nur 2,3 Prozent der des Völkermordes Verdächtigen aus. Zum Teil deshalb, weil sie nicht in gleichem Maße belastet wurden, wurden ihnen mehr Aufgaben der Versöhnung und des Wiederaufbaus anvertraut.[12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Melanie Loos: Gender Gap: Ruanda ist der Schweiz voraus Handelszeitung, 18. Dezember 2012, abgerufen am 10. November 2021
  2. Paul Kagame: The Constitution of the Republic of Ruanda. Abgerufen am 7. November 2021.
  3. Gregory Warner: It's The No. 1 Country For Women In Politics — But Not In Daily Life. In: NPR. 29. Juli 2016 (npr.org [abgerufen am 7. November 2021]).
  4. Background. Abgerufen am 7. November 2021.
  5. Rwanda, A Success Story Of Women Empowerment. 5. Januar 2018, abgerufen am 7. November 2021 (englisch).
  6. Rwanda is beating the United States in gender equality. In: Washington Post. ISSN 0190-8286 (washingtonpost.com [abgerufen am 7. November 2021]).
  7. Alexander Smoltczyk: Tage des Gerichts. In: Der Spiegel. 1. Dezember 2002, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. November 2021]).
  8. Index. In: Rwandan Women Rising. Duke University Press, 2017, S. 385–392, doi:10.1215/9780822373568-053.
  9. Dan.com: sevota.org - Domainname zu verkaufen. Abgerufen am 7. November 2021.
  10. Kathrin Groninger: Improvement of social integration of survivors and their children born from sexual and gender-based violence during the genocide in Rwanda. Hrsg.: medica mondiale. Köln 2018.
  11. Cecilia Ntombizodwa Mzvondiwa: The role of women in the reconstruction and building of peace in Rwanda: peace prospects for the Great Lakes Region: essay. Hrsg.: African Security Review. 2007.
  12. Elizabeth Powley: Strengthening Governance: The Role of Women in Rwanda's Transition A Summary. Abgerufen am 7. November 2021.