Raubkopierer sind Verbrecher

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Begründung: Es ist keine Relevanz vorhanden. Auch wenn die Kampagne mal eine breite Öffentlichkeitswirkung gehabt haben sollte, war diese nicht zeitüberdauernd von Bedeutung. Mehr als die Hälfte des Textes ist OT, da es nicht um die Kampagne geht. --Kabelschmidt (Diskussion) 12:08, 20. Mai 2024 (CEST)

Die Kampagne „Raubkopierer sind Verbrecher“, auch unter dem Slogan „Hart aber Gerecht“ bekannt, war eine PR-Kampagne der Zukunft Kino Marketing GmbH, einem Joint Venture des HDF Kino, des Multiplexverbandes Cineropa und des Verbands der Filmverleiher. Sie wurde 2003 gestartet und in den folgenden Jahren mehrfach verlängert.

Im Jahr 2005 wurde das Vorhaben durch die edukative Kampagne Respect Copyrights (Eigenschreibweise: RESPE©T COPYRIGHTS) erweitert und später vollständig abgelöst. Diese wollte Schüler zum Diskurs über das Urheberrecht und den Wert geistigen Eigentums anregen.

Zielsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Public-Relations-Kampagne „Raubkopierer sind Verbrecher“ wurde im November 2003 ins Leben gerufen, um das aus Sicht der Wirtschaft fehlende Unrechtsbewusstsein der Endverbraucher zu schärfen, welche in zunehmendem Maße illegal Filme bezögen, auf CDs und DVDs brannten und verbreiteten. Folgt man einer Studie der Filmförderungsanstalt von 2003, der so genannten Brenner-Studie 2, so wurden in dem Jahr 30 Millionen Spielfilme auf CD- und DVD-Rohlinge gebrannt.

Sie wurde von der Kreativagentur Zum Goldenen Hirschen betreut.[1] Medial wurde die Kampagne über Spots in TV, Kino und im Internet sowie Print-Motiven geführt. Auch auf DVDs wurde auf die Kampagne hingewiesen, später folgten Vor-Ort-Events in Großstädten und auf Spielemessen. Als Ziel wurde angegeben, das Bewusstsein in der Bevölkerung über die Unrechtmäßigkeit der Erstellung, Verbreitung und Nutzung illegaler Kopien zu steigern. Der Zielgruppe sollte die Gefahr vermittelt werden, als sogenannte „Raubkopierer“ juristisch verfolgt zu werden.

Gefördert wurde die PR-Kampagne mit Mitteln der Filmförderungsanstalt (FFA).

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kampagne wurde von Beginn an kontrovers diskutiert, wie von den Initiatoren beabsichtigt. Die Geschäftsführerin der Zukunft Kino Marketing GmbH, Elke Esser bezeichnete die Kampagne als „provozierend und auch aggressiv“.[2]

Sie wurde mit weiteren provokativen Aktionen fortgesetzt: Mit „Knast on Tour“ konnte in deutschen Großstädten in der Nachbildung einer Gefängniszelle „probegesessen“ werden. Auch hier wurde vom Mitinitiator Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des Verbands der Filmverleiher eingeräumt, dass Zuschauer erschreckt werden sollen und verstörte Reaktionen beabsichtigt seien, nichtsdestotrotz sei diese Drastik hilfreich, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen.[3]

Eine erneute Fortsetzung der Kampagne 2005 wurde damit begründet, dass in der dritten „Brennerstudie“ über ein Drittel der Befragten angegeben hätte, zumindest teilweise durch die Kampagne vom illegalen Downloaden und Brennen abgehalten worden zu sein.[4] Die Entscheidung zur weiteren Fortsetzung 2006 wurde analog mit der weiter wachsenden Bekanntheit der Kampagne auf 64 % in der „Kernzielgruppe der 20-29jährigen“ begründet.[5] 2006 wurde in der Kernzielgruppe eine Bekanntheit der Kampagne bei 81 % der Befragten gemessen.[1]

2022 wurde bei winfuture konstatiert, dass Abschreckungskampagnen gegen Piraterie weltweit und auch konkret im Fall der deutschen „Raubkopierer sind Verbrecher“-Kampagne schlussendlich gescheitert wären.[6]

Folgekampagne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zukunft Kino Marketing GmbH war auch für das 2005 gestartete Projekt Respect Copyrights verantwortlich. Diese Initiative setzte sich mit der Bedeutung des geistigen Eigentums für die Kreativwirtschaft und aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive auseinander. Sie klärte über Hintergründe und die sich zunehmend verändernde Gesetzeslage zum Urheberrecht auf. Insbesondere wollte Respect Copyrights jedoch den Diskurs über das Urheberrecht im Bildungskontext fördern.[7].

Da die Initiative Respect Copyrights durch die edukative Ausrichtung nie die breite Bevölkerung adressierte und kaum polarisierte, war sie deutlich weniger bekannt als die PR-Kampagne „Raubkopierer sind Verbrecher“.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritik an der Kampagne übte unter anderem der Verband der Deutschen Werbewirtschaft, der einen der Spots als Drohung mit Vergewaltigungen im Gefängnis betrachtete.[8] Menschenrechtsverbände und politische Gruppen attestierten den Initiatoren insbesondere ebenfalls wegen der impliziten Vergewaltigungsdrohung ein menschenverachtendes Weltbild.[9]

Trotz der sehr umfassend erreichten Zielgruppe der Kampagne wurde ihr Erfolg in Zweifel gezogen. Boehte und Röckner konstatieren, „Die drastische Ansprache, die zu Aufmerksamkeit führen sollte, ist von vielen Medien und Endkonsumenten kritisiert worden und hat daher eher Abwehrreaktionen als Zustimmung hervorgerufen.“[1]

Die österreichische Netbase griff die Kampagne 2006 parodistisch mit dem Medienguerilla-Projekt „Raubkopieren macht impotent" auf.[10]

Der seit Jahrzehnten genutzte Begriff Raubkopie ist umstritten, da der adressierte Sachverhalt aus juristischer Sicht die Tatbestandsmerkmale von „Raub“ nicht trifft. Juristisch betrachtet ist das Schwarzkopieren kein Verbrechen, sondern ein Vergehen.[11] Mit „Raubkopierer sind Verbrecher“ sei „...der prägende Satz der Kampagne rechtlich in mehrfacher Hinsicht falsch“.[12] Die Sprache der Kampagne wurde als bloße Dramatisierung, die implizierte Anwendung des Eigentumsrechts auf digitale Güter als absurd bezeichnet.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Kirsten Bothe, Julia Roeckner: Auf Verbrecherjagd. In: Ulrike Röttger (Hrsg.): PR-Kampagnen. VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-42950-7, S. 343 ff., doi:10.1007/978-3-531-90076-6_19.
  2. Nathalie Waehlisch: Kampagne der Filmindustrie "Raubkopierer sind Verbrecher". In: Spiegel Online. 27. November 2003, abgerufen am 21. Mai 2024.
  3. heise online: Filmindustrie lässt "Raubkopierer im Knast Probesitzen". 28. Juli 2004, abgerufen am 21. Mai 2024.
  4. Kampagne "Raubkopierer sind Verbrecher" geht weiter: "Raubkopierer sind Verbrecher" geht weiter. In: Stern. 30. November 2004, abgerufen am 21. Mai 2024.
  5. Kampagne Raubkopierer aufgepasst! Zukunft Kino Marketing, 9. Februar 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. Mai 2024.
  6. Das sind Gründe, warum Anti-Piraterie-Kampagnen nicht funktionieren. 1. August 2022, abgerufen am 21. Mai 2024.
  7. Unterrichtsmaterialien und Hintergrundinformationen. Abgerufen am 12. Januar 2015.
  8. Wirtschaft: Filmbranche attackiert Raubkopierer Kampagne gegen „Verbrecher“ gestartet. In: Der Tagesspiegel Online. 1. Dezember 2004, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 21. Mai 2024]).
  9. Oliver Passek: Kampagne droht wieder: „Raubkopierer sind Verbrecher". In: iRights.info. 7. April 2005, abgerufen am 21. Mai 2024.
  10. Kampagne Raubkopieren macht impotent! In: Netbase.org. 18. November 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Januar 2006; abgerufen am 21. Mai 2024.
  11. Himmerlein, Heidrich: Privatkopien: Recht und Unrecht PDF (Memento vom 31. August 2006 im Internet Archive). Vortrag für die CeBIT 2006, Heise Zeitschriften Verlag
  12. Gregor Albach: Zur Verhältnismässigkeit der Strafbarkeit privater Urheberrechtsverletzungen im Internet. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7347-7992-3, S. 148.
  13. Moritz Rinn: Raubkopieren tötet?! In: Langweiliges Verbrechen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17515-7, S. 149–162, doi:10.1007/978-3-531-93402-0_9.