Rodolfo Cázares

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Rodolfo Ignacio Cázares Solís (* 6. September 1976; zuletzt lebend gesehen am 11. Juli 2011 in Heroica Matamoros) ist ein mexikanischer Dirigent und Pianist. Er wurde in den Wirren des Drogenkrieges in seinem Heimatland entführt und gilt seitdem als vermisst.

In seinem Heimatland studierte Cázares zunächst Klavier sowie Chor- und Ensembleleitung an der Universidad Autónoma de Nuevo León in Monterrey. Später studierte er in Österreich am Konservatorium der Stadt Wien zwischen 2002 und 2007 Dirigieren bei Georg Mark.

Er absolvierte zahlreiche Auftritte als Klaviersolist und erhielt Einladungen als Dirigent und Solist zu verschiedenen Musikfestivals in Österreich, Deutschland und Mexiko.[1][2] Zur Spielzeit 2008/2009 trat er in Norddeutschland die Stelle als Kapellmeister und Solorepetitor des Städtischen Orchesters am Stadttheater Bremerhaven an. Es war sein erstes festes Engagement. Zusammen mit dem ebenfalls im Orchester spielenden rumänischen Cellisten Mircea Ionescu gründete Cázares das Duo Cellissimus & Pianissimus. Ihr Repertoire bei eigenen Auftritten reichte von argentinischer Tanzmusik über romantische und sakrale bis zu klassischer Musik.

Seine Ehefrau Ludivine Barbier ist gebürtige Französin aus dem Département Isère[3] und arbeitet als Übersetzerin.[4]

Während der Spielzeitpausen verbrachte Cázares den Sommerurlaub häufig bei seiner Familie in Mexiko. Am Morgen des 9. Juli 2011 wurden er und 17 weitere Familienmitglieder von bewaffneten Mitgliedern des Golf-Kartells aus drei Häusern in der Großstadt Heroica Matamoros (Bundesstaat Tamaulipas) entführt. Während die Frauen und Kinder am 11. Juli wieder freigelassen wurden, sind die Männer – trotz mehrmaliger Lösegeldzahlung[5] – seitdem vermisst. Es wird angenommen, dass es zu einer Verwechslung kam und nicht die angetroffenen Männer, von denen mehrere Rodolfo hießen, sondern ein entfernter aber namensgleicher Verwandter das Ziel der Entführung sein sollte.[6]

In den folgenden Monaten und Jahren bemühte sich Barbier vielfältig um Aufklärung des Verbrechens. Sie wandte sich mit Briefen und Petitionen an zahlreiche Politiker, Diplomaten und Ermittlungsbehörden in Mexiko, Frankreich, Deutschland, in der Vatikanstadt und den Vereinigten Staaten sowie an internationale Hilfsorganisationen, trat in den Medien auf und nutze Social Media, um auf das Schicksal ihres Ehemannes und anderer Entführungsopfer aufmerksam zu machen.[3][7][6] Unter anderem sammelte sie bis Ende 2012 über change.org, eine Plattform für Online-Aktivismus, 72.041 Unterschriften für eine Audienz beim damals neuen mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto.[8] Letztlich blieben ihre Bemühungen jedoch erfolglos.

Im Februar 2013 wurde bekannt, dass der vormalige Anführer des Golf-Kartells Jorge Eduardo Costilla Sánchez (festgenommen im September 2012) in seinen Vernehmungen angegeben hat, dass Rafael Cárdenas Vela (* 1973) als ehemaliger Regionalführer des Kartells in Matamoros die Entführung angeordnet hatte. Cárdenas Vela war bereits im Oktober 2011 im US-Bundesstaat Texas verhaftet worden und wurde am 17. November 2014 in Brownsville (Texas) wegen anderer Verbrechen zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt.

Erinnerung und Unterstützung

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Die Mitarbeiter des Stadttheaters Bremerhaven[2] sowie der Bremer Ortsverband des Richard-Wagner-Verbandes[9] sammelten Anfang 2012 Spenden für Ludivine Barbier, da die Familie durch die Lösegeldzahlungen in finanzielle Notlage geraten war. Am 2. Oktober 2012 gaben Studierende, Lehrende, Freunde und ehemalige Kollegen an der Konservatorium Wien Privatuniversität ein Solidaritätskonzert für Cázares.[1] In der Stadthalle Bremerhaven fand am 25. August 2013 eine weitere Benefizveranstaltung mit Theater-, Kabarett-, Tanz- und Musikdarbietungen statt. Organisiert wurde sie von Musikern des Städtischen Orchesters Bremerhaven unter der Federführung von Mircea Ionescu.[10][11][12]

Einzelnachweise

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  1. a b „Solidaritätskonzert für Rodolfo Cázares“. Am 2. Oktober 2012 auf muk.ac.at (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  2. a b „Músicos alemanes denuncian secuestro de director mexicano“. Am 6. Februar 2012 auf eleconomista.com.mx (El Economista). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  3. a b Jean-Christophe Pain: „Rodolfo Cazares Solis, chef d’orchestre marié à une iséroise, est l’otage d'un cartel de la drogue au Mexique“. Am 12. Oktober 2012 auf france3-regions.francetvinfo.fr (France 3). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  4. Benno Schirrmeister: „Frau Barbiers Kampf“. Am 30. November 2012 auf taz.de (Die Tageszeitung). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  5. „Dirigent von Drogenmafia in Mexiko entführt“. Am 6. Februar 2012 auf diepresse.com (Die Presse). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  6. a b María Santacecilia: „¿Dónde está Rodolfo Cázares?“ Am 25. Juli 2012 auf dw.com (Deutsche Welle). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  7. Swen Awiszus: „Zeichen der Hoffnung“. In: Sonntagsjournal der Nordsee-Zeitung, Jahrgang 35, № 7, 12. Februar 2012, Seite 3.
  8. Ludivine Barbier; Frédérique Santal: „@EPN: Setzen Sie sich für den in Mexiko entführten Dirigenten #Rodolfo Cázares ein!“. Abgerufen auf change.org am 6. Juni 2021.
  9. „Liebe Mitglieder und Freunde“. In: Rundschreiben des Bremer Ortsverbandes des Richard-Wagner-Verbandes, März 2012, Seite 1.
  10. Benno Schirrmeister: „‚Wir halten seinen Namen präsent‘“. Am 22. August 2013 auf taz.de (Die Tageszeitung). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  11. „Dirigent aus Bremerhaven vor zwei Jahren entführt“. Am 12. August 2013 auf nwzonline.de (Nordwest-Zeitung). Abgerufen am 6. Juni 2021.
  12. Frank Miener: „Benefizkonzert für Cázares“. Am 21. Juni 2013 auf weser-kurier.de (Weser-Kurier). Abgerufen am 6. Juni 2021.