Schlacht um den Flughafen Kiew-Hostomel

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Schlacht um den Flughafen Kiew-Hostomel
Teil von: Russischer Überfall auf die Ukraine

Datum 24. Februar 2022 bis 25. Februar 2022
Ort Flughafen Kiew-Hostomel
Ausgang Einnahme des Flughafens durch russische Truppen am 25. Februar

Russischer Rückzug am 1. April 2022

Folgen Siehe Folgen
Konfliktparteien

Russland Russland
Teile der 31. Garde-Fallschirmjägerbrigade

Ukraine Ukraine
4. Schnelle Eingreifbrigade
72. Motorisierte Brigade
95. Luftlandebrigade

Truppenstärke

Erste Angriffswelle:
20–34 Hubschrauber (Mi-8, Ka-52)
700 russische Fallschirmjäger[1]
Mindestens zwei Su-25-Kampfflugzeuge
Zweite Angriffswelle:
200 Hubschrauber (laut Russland)[2]
Zahlreiche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge
Unbekannte Anzahl an Bodentruppen

300 Soldaten in der Flughafengarnison[3]
Unbekannte Anzahl an Bodentruppen, Panzern und gepanzerten Fahrzeugen als Verstärkung
Mehrere BM-21 (laut Russland)
Mindestens zwei Su-24
Mehrere MiG-29[4]
Mindestens zwei Mi-24

Verluste

Ukrainische Angaben:
300 russische Fallschirmjäger[5]

Russische Angaben:
200 ukrainische Soldaten[2]

Die Schlacht um den Flughafen Kiew-Hostomel war eine gescheiterte Luftlandeoperation der russischen Streitkräfte, die von den Streitkräften der Ukraine zu Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine vom 24. bis zum 25. Februar 2022 zurückgeschlagen wurden.

Russische Kommandos nahmen die Schlüsselposition des Flughafen Kiew-Hostomel in den frühen Morgenstunden des 24. Februar, wurden aber von Einheiten der ukrainischen Armee sowie der Territorialverteidigung zurückgedrängt. Der Plan, weitere luftverlegbare Truppen auf dem Rollfeld heranzuführen, um die ukrainische Regierung und Militärführung durch einen schnellen Enthauptungsschlag auszuschalten, wurde verhindert.

Eintreffende russische Bodentruppen konnten den funktionsunfähigen Flughafen letztlich temporär sichern, der Überraschungsangriff auf Kiew war zu diesem Zeitpunkt aber bereits gescheitert.[6]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach bereits acht Jahren Krieg im Donbas seit 2014 eskalierte Russland den Russisch-Ukrainischen Krieg am 24. Februar 2022 mit einem Überfall auf die Ukraine. Kiew, als Hauptstadt der Ukraine mit Sitz der wichtigsten Staatsorgane, war hierbei das primäre operative Ziel. Neben der Bodenoffensive von Norden sollten Fallschirmjäger und Spezialeinheiten den zwanzig Kilometer nordwestlich gelegenen Flughafen Kiew-Hostomel einnehmen. Anschließend sollten mindestens 18 Iljuschin IL-76 weitere Verbände anlanden, die den Flughafen langfristig sichern sowie auf Kiew vorstoßen sollten, um die Ukraine früh fatal zu schlagen. Über den Flughafen sollte zudem weitere Verstärkung zugeführt werden.[7]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Russische Fallschirmjäger auf dem Rollfeld
Soldaten der ukrainischen Nationalgarde am Ausgang zum Flughafen
Die zerstörte Antonow An-225

Ein Großteil der ukrainischen Flugabwehr, bestehend aus MANPADS und Su-23-2, wurde bereits am frühen Morgen durch russische Luftangriffe ausgeschaltet. Gegen 9 Uhr näherten sich ca. 35 russische Hubschrauber Mi-8, Mi-24 und Ka-52 der 31. Garde-Fallschirmjägerbrigade dem Flughafen, von denen drei abgeschossen und drei beschädigt wurden. Verteidigt wurde der Flughafen von ca. 300 unerfahrenen Soldaten der 4. Schnellen Eingreifbrigade der Ukrainischen Nationalgarde.[8] Trotz heftiger Gegenwehr gelang es den Russen den Flughafen vorerst zu sichern. Ukrainische Artillerie beschädigte die Landebahn stark.[7][9][10]

Ein Gegenangriff der 4. Schnellen Eingreifbrigade mit Luftunterstützung durch Suchoi Su-24 und Mil Mi-24 führte dazu, dass 18 Iljuschin IL-76, die weitere Verstärkung anlanden sollten, auf ihrem Weg umdrehen mussten. Im weiteren Verlauf griffen die ukrainische 72. Motorisierte Brigade und die 95. Fallschirmjägerbrigade in die Schlacht mit ein und unterstützten den Gegenangriff. Ukrinform sprach von mindestens 50 gefallenen russischen Soldaten.[11] Gegen Abend zogen sich die russischen Kräfte in die umliegenden Wälder zurück.[7]

Am 25. Februar wurde der Flughafen durch russische Kräfte, die von Norden anrückten, eingenommen.[10]

Das Institute for the Study of War (ISW) schätzt, dass die Einnahme auch von mechanisierten Kräften abhing, die aus Belarus anrückten.[12]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ukrainische Abwehrerfolg am ersten Tag verhinderte die russische Absicht, die ukrainische Führung schnell auszuschalten und wirkte sich auf den Verlauf der Schlacht um Kiew aus.

Am 27. Februar 2022 kam es erneut zu Kämpfen um den Flugplatz. Dabei entstanden umfangreiche Schäden an der Infrastruktur des Flughafens, u. a. wurde der Hangar für die Antonow An-225 beschädigt und das darin befindliche Flugzeug großteils zerstört.[13] Der Flughafen wurde zeitweise erneut von russischen Kräften besetzt. Diese verließen den Flughafen am 1. April 2022.[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christopher Stolz: Er sollte Einfallstor nach Kiew sein: Der Flughafen Hostomel wird zum Sinnbild des russischen Scheiterns. In: Tagesspiegel, 2022 (plus.tagesspiegel.de).
  • Serhii Plokhy: Der Angriff. Russlands Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen für die Welt. Hamburg 2023, ISBN 978-3-455-01588-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Battle of Antonov Airport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. David Axe: Five Brave Ukrainian MiG Pilots Blunted the Russian Attack On Kyiv On Day One Of The War. Not All Of Them Survived. Abgerufen am 28. Juli 2023 (englisch).
  2. a b As it happened: Kyiv warned of toxic fumes after strike on oil depot. Abgerufen am 28. Juli 2023 (britisches Englisch).
  3. Paul Sonne, Isabelle Khurshudyan, Serhiy Morgunov, Kostiantyn Khudov: Battle for Kyiv: Ukrainian valor, Russian blunders combined to save the capital. Abgerufen am 28. Juli 2023 (englisch).
  4. Tom Cooper: Russian Heliborne Assault on Antonov / Hostomel Airport seems to have Failed. 25. Februar 2022, abgerufen am 28. Juli 2023 (britisches Englisch).
  5. Michael Schwirtz, Anton Troianovski, Yousur Al-Hlou, Masha Froliak, Adam Entous, Thomas Gibbons-Neff: Putin’s War: The Inside Story of a Catastrophe. In: The New York Times. 17. Dezember 2022, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 28. Juli 2023]).
  6. The Battle of Hostomel Airport: A Key Moment in Russia’s Defeat in Kyiv. Abgerufen am 8. September 2023 (englisch).
  7. a b c McGregor: Russian Airborne Disaster at Hostomel Airport | Aberfoyle International Security. 8. März 2022, abgerufen am 1. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. Battle for Hostomel Airport - Animated Analysis. Abgerufen am 8. September 2023 (deutsch).
  9. Serhii Plokhy: Der Angriff. Russlands Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen für die Welt. Hamburg 2023. S. 212 ff.
  10. a b Institute for the Study of War. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2022; abgerufen am 1. Juli 2023 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dev-isw.bivings.com
  11. Ukrainian Armed Forces take control of Hostomel – intelligence. 4. März 2022, abgerufen am 1. Juli 2023 (englisch).
  12. understandingwar.org
  13. Stefan Eiselin: Neue Bilder zeigen zerstörte Antonov An-225. In: aerotelegraph.com. aeroTELEGRAPH, 4. März 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  14. Christopher Stolz: Er sollte Einfallstor nach Kiew sein: Der Flughafen Hostomel wird zum Sinnbild des russischen Scheiterns. In: Tagesspiegel. 1. April 2022, abgerufen am 9. Januar 2023. Artikel hinter Paywall.