Sudetendeutscher Tag

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Sudetendeutscher Tag in der Augsburger Messe 2010, Beflaggung in sudetendeutschen Farben

Der Sudetendeutsche Tag ist ein seit 1950 jährlich an Pfingsten stattfindendes Zusammentreffen der Sudetendeutschen, zu dem regelmäßig mehrere zehntausend Besucher kommen.

Bestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wesentliche Bestandteile des Sudetendeutschen Tages sind der Volkstumsabend und das Volkstanzfest beziehungsweise das Böhmische Dorffest am Pfingstsamstag sowie die Messe und Hauptkundgebung am Pfingstsonntag. Anschließend finden in den Messehallen nach Heimatlandschaften und Heimatkreisen gegliederte Treffen statt.

Öffentliche Diskussionen löste mehrfach die ablehnende Haltung des Plenums gegenüber prominenten Gastrednern wie beispielsweise der damaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer aus.

Europäischer Karls-Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Veranstaltung wird seit 1958 auch der Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft verliehen.

Zu Pfingsten 2022 wurde der Preis in Hof an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verliehen, der mit seiner Tapferkeit und seinem Augenmaß einer der bedeutendsten Europäer der Gegenwart sei, so Bernd Posselt, der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft.[1]

Teilnahme tschechischer Regierungsvertreter und tschechische Nationalsymbole[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals nahm zu Pfingsten 2016 ein Mitglied der Regierung Tschechiens am Sudetendeutschen Tag teil: Kulturminister Daniel Herman drückte in einer auf Deutsch gehaltenen Rede sein Bedauern über die Vertreibung der Sudetendeutschen aus. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer als Schirmherr der Veranstaltung nannte den Auftritt Hermans „historisch“ und eine „Sternstunde in den bayerisch-tschechischen Beziehungen“.[2]

Beginnend mit der Veranstaltung 2022 wird auf dem sudetendeutschen Tag die tschechische Nationalhymne gespielt.[3]

Zur Veranstaltung 2023 in Regensburg entsendete die tschechische Regierung mit Bildungsminister Mikuláš Bek erstmals offiziell einen Vertreter. Dieser hielt ebenso eine Rede in Deutsch.[4]

Auch 2024 entsendete die tschechische Regierung mit ihren Botschafter in Deutschland Tomáš Kafka einen Vertreter.[5]

Veranstaltungsorte und Leitsätze seit 1950[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tag fand und findet hauptsächlich in Großstädten in Bayern statt. Bis 2024 waren Nürnberg (24 Mal), München (14 Mal) und Augsburg (14 Mal) am häufigsten Gastgeberstadt. Außerhalb von Bayern gab es Veranstaltungen in Stuttgart (1952, 1957, 1958, 1963, 1965, 1968, 1962, 1966, 1980, 1985. 1989), Frankfurt am Main (1953, 1962, 1981), Wien (1959, 1977, 1983) und Köln (1961). Wien hatte dabei 1959 rund 300.000 Besucher, 1977 noch rund 180.000. Weitere Veranstaltungsorte waren Regensburg (2019, 2023), Kempten (1950), Ansbach (1951) und Hof (2022).

Jahr Ort Bundesland/Land Leitsatz
1950 Kempten Bayern „Gebt uns die Heimat wieder“
1951 Ansbach Bayern
1952 Stuttgart Baden-Württemberg „Der Heimat die Treue“
1953 Frankfurt am Main Hessen „Für die Freiheit unserer Heimat!“
1954 München Bayern
1955 Nürnberg Bayern
1956 Nürnberg Bayern
1957 Stuttgart Baden-Württemberg
1958 Stuttgart Baden-Württemberg „Heimat – Deutschland – Europa“
1959 Wien Österreich „Für Heimat und Selbstbestimmungsrecht!“
1960 München Bayern „Dem Recht die Treue“
1961 Köln NRW „Einigkeit und Recht und Freiheit“
1962 Frankfurt am Main Hessen „Durch Recht zum Frieden“
1963 Stuttgart Baden-Württemberg „Freie Heimat – Geeintes Europa“
1964 Nürnberg Bayern „Versöhnung ja – Verzicht nein“
1965 Stuttgart Baden-Württemberg „Frieden durch Menschenrecht“
1966 München Bayern „Das Recht wird siegen“
1967 München Bayern „Kein Frieden durch neues Unrecht“
1968 Stuttgart Baden-Württemberg „Standhaft und treu!“
1969 Nürnberg Bayern „Für gerechten Frieden“
1970 München Bayern „Für ein freies Europa – Frieden durch Partnerschaft!“
1971 Nürnberg Bayern „Der Freiheit, dem Frieden und dem Recht verpflichtet!“
1972 Stuttgart Baden-Württemberg „Unser Auftrag bleibt Freiheit und Selbstbestimmung!“
1973 München Bayern „25 Jahre Sudetendeutsche Landsmannschaft – Schicksal einer Volksgruppe!“
1974 Nürnberg Bayern „20 Jahre Schirmherrschaft – Dank an Bayern!“
1975 Nürnberg Bayern „UNO höre auch uns – 30 Jahre Vertreibung!“
1976 Stuttgart Baden-Württemberg „Freie Heimat – Geeintes Europa!“
1977 Wien Österreich „Das Erbe erhalten – die Zukunft gestalten!“
1978 Nürnberg Bayern „Pioniere des Aufbaues – Garanten der Freiheit!“
1979 München Bayern „Freie Heimat – Freies Europa!“
1980 Stuttgart Baden-Württemberg „Die Wahrheit wird siegen!“
1981 Frankfurt am Main Hessen „Einigkeit und Recht und Freiheit!“
1982 Nürnberg Bayern „Frieden in Freiheit“
1983 Wien Österreich „Recht wahren – Brücke sein!“
1984 München Bayern „Sudetenland – Bayern – Deutschland – Europa!“
1985 Stuttgart Baden-Württemberg „Recht bleibt Recht – trotz Vertreibung!“
1986 München Bayern „Gerechtigkeit schafft Frieden!“
1987 Nürnberg Bayern „Selbstbestimmung und Partnerschaft!“
1988 München Bayern „Recht und Freiheit – Fundament der Partnerschaft!“
1989 Stuttgart Baden-Württemberg „Europa – Freiheit – Recht und Partnerschaft!“
1990 München Bayern „Gemeinsam die Zukunft gestalten!“
1991 Nürnberg Bayern „Mut zu Wahrheit und Recht!“
1992 München Bayern „Recht dient dem Frieden!“
1993 Nürnberg Bayern „Vertreibung ächten – Heimatrecht achten!“
1994 Nürnberg Bayern „Gemeinsam für Europa – Vierzig Jahre Schirmherrschaft“
1995 München Bayern „50 Jahre Vertreibung – Unrecht verjährt nicht!“
1996 Nürnberg Bayern „Das Recht wahren – die Zukunft gestalten!“
1997 Nürnberg Bayern „Unser Auftrag bleibt – Gerechtigkeit schafft Frieden!“
1998 Nürnberg Bayern „Wahrheit und Recht – Fundament für Europa!“
1999 Nürnberg Bayern „Recht auf die Heimat – Baustein für Europa!“
2000 Nürnberg Bayern „Vertreibung weltweit ächten!“
2001 Augsburg Bayern „Menschenrechte wahren – Brücke sein“
2002 Nürnberg Bayern „Zukunft Europa – Friede und Recht“
2003 Augsburg Bayern „Vertreibung trennt – Heimat und Recht verbindet“
2004 Nürnberg Bayern „Menschenrechte achten – Vertreibung ächten“
2005 Augsburg Bayern „Vertreibung überwinden – Ausgleich schaffen“
2006 Nürnberg Bayern „Vertreibung ist Völkermord – dem Recht auf Heimat gehört die Zukunft“
2007 Augsburg Bayern „Wir Sudetendeutschen – Brücke zur Heimat“
2008 Nürnberg Bayern „Für Heimat und Menschenrecht“
2009 Augsburg Bayern „Der Geschichte verpflichtet – die Zukunft gestalten“
2010 Augsburg Bayern „Gemeinsame Geschichte – Gemeinsame Zukunft in Europa“
2011 Augsburg Bayern „Dialog und Wahrheit – Nachbarschaft gestalten“
2012 Nürnberg Bayern „Herkunft pflegen – Zukunft sichern“
2013 Augsburg Bayern „Zukunft braucht Heimat“
2014 Augsburg Bayern „Geschichte verstehen – Zukunft gestalten“
2015 Augsburg Bayern „Menschenrechte ohne Grenzen“
2016 Nürnberg Bayern „Dialog verpflichtet“
2017 Augsburg Bayern „Verständigung suchen - Europas Mitte gestalten“
2018 Augsburg Bayern „Kultur und Heimat - Fundamente des Friedens“
2019 Regensburg Bayern „Ja zur Heimat im Herzen Europas“
2020 - - -
2021 München Bayern „Verantwortung für die Heimat - unser Weg in die Zukunft“
2022 Hof Bayern „Dialog überwindet Grenzen“
2023 Regensburg Bayern „Schicksalsgemeinschaft Europa“
2024 Augsburg Bayern „Sudetendeutsche und Tschechen - miteinander für Europa“

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. merkur.de
  2. Tschechischer Minister besucht Sudetendeutschen Tag, faz.net, 15. Mai 2016.
  3. Sudetendeutsche kritisieren die Verkehrsverbindung zwischen Bayern und Tschechien
  4. Minister Bek besuchte den 73. Sudetendeutschen Tag in Regensburg
  5. Botschafter Kafka hält Rede auf dem Sudetendeutschen Tag.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sudetendeutscher Tag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien