Walter Kappacher

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Walter Kappacher (2009)

Walter Kappacher (* 24. Oktober 1938 in Salzburg; † 24. Mai 2024 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller. Im Jahr 2009 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgewachsen in Salzburg, absolvierte Kappacher nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule Lehr- und Gesellenjahre als Motorradmechaniker. Er war einige Jahre lang begeistert vom Motorrad-Rennsport. Nach dem Militärjahr entwickelte er ein gesteigertes Interesse fürs Theater und begann eine Ausbildung in einer Münchner Schauspielschule, die er wieder abbrach. Als bestimmendes Interesse trat immer mehr das Lesen und Schreiben in den Vordergrund. Als Brotberuf wählte er die Tätigkeit eines Reisebüro-Kaufmanns.

Kappacher schrieb seit 1964. Erstmals veröffentlichte er 1967 einige Kurzgeschichten in der Stuttgarter Zeitung. Erste längere Veröffentlichungen wie Nur Fliegen ist schöner und Die Werkstatt folgten in den 1970er-Jahren 1978, nach seinem vierzigsten Geburtstag, entschloss er sich – mit einem Drehbuch-Auftrag in der Hand – zu kündigen und vom Schreiben zu leben. Er verfasste eine Reihe von Erzählungen und Romanen, aber auch Hörspiele und Fernsehdrehbücher.

Erwin Chargaff würdigte den Stil von Walter Kappacher mit den Worten: „Er schreibt eine Art Hochquellprosa.[1] Unendlich viel Arbeit geht in einen Stil, den man zuerst nicht wahrnimmt.“[2][3] Ein weiterer Bewunderer von Kappacher ist Peter Handke, der sich erfolgreich für die Verleihung des Hermann-Lenz-Preises an Kappacher einsetzte.[4] Innerhalb der weitgehend von Autorengruppierungen geprägten österreichischen Gegenwartsliteratur nahm Kappacher eine der wenigen Einzelgängerpositionen ein. Kappacher galt lange Zeit als Geheimtipp in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur; erst seine Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis im Jahr 2009 machte ihn einem breiteren Publikum bekannt.[4]

Walter Kappacher lebte lange gemeinsam mit seiner früh verwitweten Mutter in deren Wohnung in Salzburg und pflegte sie über Jahre bis zu ihrem Tod. Mitte der 1990er-Jahre zog er mit seiner Ehefrau, einer Lehrerin, nach Obertrum.[5] Ab 2014 lebte er wieder in Salzburg.[6] Er war Mitglied des Österreichischen P.E.N. Clubs, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie Träger hochrangiger Preise und eines Ehrendoktorats.

Zuletzt veröffentlichte Kappacher anlässlich seines 80. Geburtstages den Prosaband Ich erinnere mich. Walter Kappacher starb am 24. Mai 2024 im Alter von 85 Jahren.[7][8]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nur fliegen ist schöner. Salzburg 1973.
  • Morgen. Salzburg 1975.
  • Die Werkstatt. Salzburg 1975.
  • Rosina. Stuttgart 1978, Mit einem Nachwort von Armin Ayren, Deuticke, Wien 2010, ISBN 978-3-552-06147-7.
  • Die irdische Liebe. Stuttgart 1979.
  • mit Peter Keglevic: Die Jahre vergehen. Drehbuch, Salzburg 1980.
  • Der lange Brief. Stuttgart 1982.
  • Gipskopf. Graz 1984.
  • Cerreto. Aufzeichnungen aus der Toscana. Mit Zeichnungen des Autors, Salzburg 1989.
  • Touristomania oder Die Fiktion vom aufrechten Gang. Wien 1990.
  • Ein Amateur. Wien 1993.
  • Wer zuerst lacht. Wien 1997.
  • Silberpfeile. Wien 2000.
  • Selina oder Das andere Leben. Wien 2005.
  • Hellseher sind oft Schwarzseher. Erinnerungen an Erwin Chargaff. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2007, ISBN 978-3-938743-52-2.
  • Der Fliegenpalast. Residenz Verlag, St. Pölten Salzburg 2009, ISBN 978-3-7017-1510-7.
  • Schönheit des Vergehens. Fotoband, Salzburg 2009.
  • Marilyn Monroe liest Ulysses. Notizen, Fundstücke und dreizehn Fotografien. Nachwort von Matthias Bormuth. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2010, ISBN 978-3-938743-86-7.
  • Land der roten Steine. Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-23861-9. (März 2012: ORF-Bestenliste)
  • Die Amseln von Parsch und andere Prosa. Müry Salzmann, Salzburg/ Wien 2013, ISBN 978-3-99014-073-4.
  • Der vierundzwanzigste Mai. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn 2013.
  • Trakls letzte Tage & Mahlers Heimkehr. Müry Salzmann, Salzburg/ Wien 2014, ISBN 978-3-99014-104-5.
  • Ich erinnere mich und andere Prosa. Müry Salzmann, Salzburg/ Wien 2018, ISBN 978-3-99014-167-0.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christina Höfferer: Ein Seltener. Walter Kappacher. ORF-Radiofeature 2009, 40 Min.[13]
  • Manfred Mittermayer und Ulrike Tanzer (Hrsg.): Walter Kappacher. Person und Werk. Müry Salzmann, Salzburg 2013, ISBN 978-3-99014-080-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Ausdruck „Hochquellprosa“ bedeutet so viel wie „Prosa vom Feinsten“. Es ist eine Anspielung auf das hervorragend gute Wiener Hochquellwasser, welches in Österreich eine Art Goldstandard für Trinkwasser darstellt.
  2. Erwin Chargaff: Ein paar Worte über Walter Kappacher. In: SALZ Zeitschrift für Literatur. Nr. 93, Oktober 1998
  3. Zitat in: Internationaler Preis für Kunst und Kultur. Dr. h.c. Walter Kappacher. 2009, PDF (667 KB), S. 2
  4. a b Peter Mohr: Liebenswerter Außenseiter – Zum 80. Geburtstag des Georg-Büchner-Preisträgers Walter Kappacher : literaturkritik.de. Abgerufen am 20. Juli 2023.
  5. „Die Schönheit des Vergehens“. 30. Oktober 2009, abgerufen am 20. Juli 2023.
  6. Walter Kappacher – Homepage. Abgerufen am 20. Juli 2023.
  7. Walter Kappacher – Homepage. Abgerufen am 24. Mai 2024.
  8. Salzburger Nachrichten: Zum Tod von Walter Kappacher ein Porträt vom Tag, als er den Büchner-Preis bekam: Ein Wanderer in der Stille. 24. Mai 2024, abgerufen am 24. Mai 2024. (paywall)
  9. Walter Kappacher erhält Georg-Büchner-Preis. In: NZZ. 26. Mai 2009.
  10. Georg-Büchner-Preis bei deutscheakademie.de
  11. Bayerische Akademie der Schönen Künste – Literatur: Korrespondierende Mitglieder (Memento vom 11. Oktober 2015 im Internet Archive)
  12. a b Ring der Stadt Salzburg für Büchner-Preisträger Walter Kappacher. Artikel vom 27. Oktober 2018, abgerufen am 28. Oktober 2018.
  13. Ein Seltener. In: oe1.orf.at. Abgerufen am 1. Dezember 2017.