Achim Aurnhammer

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Achim Aurnhammer, 2018

Achim Aurnhammer (* 13. September 1952 in Kirchbrombach) ist ein germanistisch-komparatistischer Literaturwissenschaftler mit den Schwerpunkten Frühe Neuzeit, Jahrhundertwende/Expressionismus und Deutsch-Italienische Literaturbeziehungen. Seit 1992 ist er Lehrstuhlinhaber am Deutschen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.[1]

Achim Aurnhammer wurde als Sohn des Chemikers Robert Aurnhammer und dessen Ehefrau Charlotte Lina, geb. Ihrig, in Kirchbrombach geboren und wuchs in Ludwigshafen am Rhein auf, wo sein Vater für die BASF tätig war.[2] Er besuchte das Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen und erwarb dort 1971 das Abitur. Als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes studierte Aurnhammer von 1971 bis 1978 an den Universitäten Heidelberg und Florenz die Fächer Germanistik, Geschichte und Italienische Sprache. 1974/75 absolvierte er zudem eine photographische Ausbildung am Centro di Studi Tecnico-Cine-Fotografici in Florenz. Die Wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Gymnasien (Deutsch, Geschichte, Italienisch) legte er 1977/78 ab.[3]

Anschließend wurde Aurnhammer Wissenschaftlicher Angestellter am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg (Lehrstuhl Peter Michelsen). Mit einer Arbeit zur europäischen Motivgeschichte der Androgynie wurde er dort 1984 bei Michelsen promoviert. Von 1984 bis 1991 folgte, unterbrochen durch ein Habilitationsstipendium der DFG (1989/90), eine Hochschulassistenz an der Universität Heidelberg, an der sich Aurnhammer 1991 mit einer Arbeit zur Rezeption Torquato Tassos im deutschen Barock habilitierte.[3] Nach einer Vertretungsprofessur an der Freien Universität Berlin (Lehrstuhl Hans-Jürgen Schings) und einer Hochschuldozentur an der Universität Heidelberg (1991/92) wurde Aurnhammer 1992 als Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg berufen. Dort lehrt er bis heute und übte alle Ämter in der akademischen Selbstverwaltung aus: Er war wiederholt Geschäftsführender Direktor des Deutschen Seminars, und zeitweise Prodekan (1994/95), Dekan (1995–1997) und Studiendekan (2008–2010) der Philologischen Fakultät.

Ab 2009 war Aurnhammer Projektleiter der DAAD-geförderten Germanistischen Institutspartnerschaft mit der Universität Lettlands in Riga (bis 2016) sowie Sprecher der Admoni-Graduiertenschule des DAAD in Riga für den germanistischen Nachwuchs im Baltikum (bis 2015),[3] er wirkte von 2011 bis 2017 im Auswahlausschuss des DAAD für Ost- und Mitteleuropa mit und ist seit 2013 Projektleiter der DAAD-geförderten Germanistischen Institutspartnerschaft mit der Shanghai International Studies University. Zudem war Aurnhammer von 2013 bis 2015 Vorstandsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Freiburg und er leitet das am Deutschen Seminar angesiedelte Arthur Schnitzler-Archiv.[4]

In den Jahren 2010/11 und 2012 war Aurnhammer Fellow bzw. Internal Senior Fellow am Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS).[5] Er engagiert sich seit 2012 als Mitantragsteller, Vorstandsmitglied und Teilprojektleiter im DFG-geförderten SFB 948 (›HeldenHeroisierungenHeroismen‹),[6] ebenfalls seit 2012 als Mitantragsteller und Vorstandsmitglied im DFG-geförderten Graduiertenkolleg 1767 (›Faktuales und Fiktionales Erzählen‹),[7] und seit 2014 als Mitantragsteller im DFG-geförderten Internationalen Graduiertenkolleg 1956 (›Deutsch-russischer Kulturtransfer‹).[8] Seit 2013 ist Aurnhammer Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.[9][3]

Er lebt in Freiburg im Breisgau, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Forschungsschwerpunkte

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Methodologisch zeichnet sich Aurnhammers literaturwissenschaftliches Œuvre durch eine Synthese formalästhetischer, intertextueller und komparatistischer Interessen aus. Ebenso ausgeprägt ist seine Aufmerksamkeit für Fragen der Traditionsbildung, darunter der Antike-Rezeption, und für die Wechselwirkungen zwischen der Literatur und den bildenden Künsten.

Aurnhammer gehört zu den profiliertesten Italien-Kennern unter den deutschen Germanisten und ist vor allem für seine intensive, epochenübergreifende Erforschung der italienisch-deutschen Literatur- und Kulturbeziehungen, inklusive der Geschichte des Italienischunterrichts in Deutschland und der deutschen Italienreisen, bekannt. Von seinem italienisch-deutschen Schwerpunkt zeugen bereits seine Habilitationsschrift Torquato Tasso im deutschen Barock[10], die im Goethe-Museum Düsseldorf veranstaltete Gedenkausstellung zum 400. Todestag des Dichters Torquato Tasso in Deutschland.[11], sowie mehrere Studien und Essays.[12]

Es folgten zahlreiche Tagungen und Ausstellungen zur deutschen Rezeption Francesco Petrarcas,[13] Giovanni Boccaccios,[14][15][16] Ludovico Ariostos[17] sowie zur Wirkungsgeschichte des italienischen Barockmalers Salvator Rosa.[18]

Aurnhammers Studien zum deutschen Barock erstrecken sich vor allem auf die Gebiete der Antike- und Mythosrezeption, der Übersetzungsliteratur, der Kanonbildung und der Dichterikonographie. Im Rahmen seiner Forschungen über die deutsche Aufklärung im oberrheinischen Kulturraum hat sich Aurnhammer insbesondere mit Johann Georg Jacobi[19] und Gottlieb Konrad Pfeffel[20] befasst.

Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Klassische Moderne. Bekannt ist Aurnhammer für seine bahnbrechenden Studien über Arthur Schnitzler als Leser[21] sowie zur intertextuellen Faktur seines Werkes[22] über die Rolle der Musik bei Schnitzler[23] und dessen Filmarbeiten.[24] Zusammen mit Ute Oelmann, Wolfgang Braungart und Stefan Breuer hat er das dreibändige Stefan George-Handbuch mitherausgegeben[25] und im Rahmen des Freiburger SFB 948 über Heroisierungskonzepte bei Stefan George und seinem Kreis geforscht.[26]

Aurnhammer ist Mitherausgeber des Killy Literaturlexikons,[27] zahlreicher Sammelbände und Editionen sowie mehrerer akademischer Reihen, darunter Frühe Neuzeit (Tübingen: Niemeyer, ab Band 75), Neolatina (Tübingen: Narr), Klassische Moderne (Würzburg: Ergon), Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart (Stuttgart: Hiersemann) sowie der Zeitschriften Studia austriaca und Studi Comparatistici.

Publikationen (Auswahl)

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  • Androgynie. Studien zu einem Motiv in der europäischen Literatur (= Literatur und Leben. N. F. Band 30). Böhlau, Köln/Wien 1986, ISBN 3-412-01286-6 (Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1983/84 u.d.T.: Androgynie. Studien zu einem literarischen Motiv).
  • Torquato Tasso im deutschen Barock (= Frühe Neuzeit. Band 13). Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-36513-7 (Zugl.: Heidelberg, Univ., Habil.-Schr., 1991).
  • Petrarcas Katze. Die Geschichte des Kätzischen Petrarkismus. Manutius, Heidelberg 2005, ISBN 3-934877-43-5.
  • mit C. J. Andreas Klein: Johann Georg Jacobi (1740–1814). Bibliographie und Briefverzeichnis (= Frühe Neuzeit. Band 166). De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-026385-5.
  • Arthur Schnitzlers intertextuelles Erzählen (= linguae & litterae. Band 22). De Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-030750-4.
  • mit Nicolas Detering: Deutsche Literatur der Frühen Neuzeit. Humanismus, Barock. Frühaufklärung (= utb. Band 5024). Narr Francke Attempto, Tübingen 2019, ISBN 978-3-8252-5024-9 [623 S., 76 Abb.; der zweite Teil besteht aus einer Zusammenstellung von 167 kommentierten Texten].

Herausgeberschaften

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Einzelnachweise

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  1. Prof. Dr. Achim Aurnhammer – Startseite – Neuere Deutsche Literatur. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  2. Aurnhammer robert drPatents | PatentGuru. Abgerufen am 24. November 2023.
  3. a b c d Akademische Laufbahn. Abgerufen am 12. August 2019.
  4. Website des Arthur Schnitzler-Archivs. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  5. Achim Aurnhammer am FRIAS. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  6. Website des SFB 948. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  7. Website des Graduiertenkollegs Faktuales und Fiktionales Erzählen. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  8. Website des IGK 1956. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  9. HAdW Mitglieder seit 1909. Abgerufen am 19. Dezember 2018.
  10. Torquato Tasso im deutschen Barock. Niemeyer, Tübingen 1994, ISBN 3-484-36513-7.
  11. (mit Christina Florack-Kröll und Dieter Martin): Torquato Tasso in Deutschland. Gedenkausstellung zum 400. Todestag (25. April 1995) im Goethe-Museum Düsseldorf in Zusammenarbeit mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. [Ausstellungskatalog]. Manutius, Heidelberg 1995, ISBN 978-3-925678-54-7.
  12. Torquato Tassos zudringlicher Satyr im deutschen Barockdrama. In: Brigitte Winklehner (Hrsg.): Italienisch-europäische Kulturbeziehungen im Zeitalter des Barock. Stauffenburg, Tübingen 1991, ISBN 978-3-923721-19-1, S. 165–180 (Digitalisat); Pathographie des Poeten. Zur Bedeutung der Melancholie für das frühe Tasso-Bild. In: Udo Benzenhöfer und Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Heilkunde und Krankheitserfahrung in der frühen Neuzeit : Studien am Grenzrain von Literaturgeschichte und Medizingeschichte (= Frühe Neuzeit. Band 10). Niemeyer, Tübingen 1992, ISBN 978-3-484-36510-0, S. 187–200 (Digitalisat); Felix M. Furtwänglers Porträtzyklus TORQVATVS TASSVS. In: Achim Aurnhammer (Hrsg.): Torquato Tasso in Deutschland. Seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik seit der Mitte des 18. Jahrhunderts (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. Band 3 [237]). De Gruyter, Berlin/New York 1995, ISBN 978-3-11-014546-5, S. 317–320 (Digitalisat; wieder abgedruckt in: Felix Martin Furtwängler: TORQVATVS TASSVS. 12 Porträtversuche. Prospero-Presse, Zug/München 1997, ISBN 978-3-907607-00-8); im selben Band S. 398–422: Johann Georg Jacobis Hallenser Tasso-Vorlesung [von 1767, insbesondere über ‚Das befreite Jerusalem‘] (Digitalisat); Tasso-Wallfahrten deutscher Italienreisender. Inspirationsreisen zu den Lebensstätten von Torquato Tasso zwischen 1750 und 1850. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts (1996), S. 146–170 (Digitalisat); ‚Lamento e Trionfo‘ – Zum Wandel des Autorschaftskonzepts in den Tasso-Porträts. In: Sebastian Schütze, Maria Antonietta Terzoli (Hrsg.): Tasso und die bildenden Künste. Dialoge – Spiegelungen – Transformationen (= Refigurationen: Italienische Literatur und Bildende Kunst. Band 2). De Gruyter, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-11-054386-5, S. 1–36.
  13. Francesco Petrarca in Deutschland. Seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik. Niemeyer, Tübingen 2006, ISBN 3-484-36618-4.
  14. mit Hans-Jochen Schiewer: Die deutsche Griselda. Transformationen einer literarischen Figuration von Boccaccio bis zur Moderne. De Gruyter, Berlin/Boston 2010, ISBN 978-3-11-023312-4.
  15. mit N. Henkel und M. Zanucchi: Boccaccio in Deutschland. Spuren seines Lebens und Werks 1313–2013. Ausstellung zum 700. Geburtstag im Goethe-Museum Düsseldorf. Ausstellungskatalog. Manutius, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-944512-00-6.
  16. mit R. Stillers: Giovanni Boccaccio in Europa. Studien zu seiner Rezeption in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-447-10018-2.
  17. mit Dieter Martin: Ludovico Ariosto: Historia vom Rasenden Roland. Übersetzt von Diederich von dem Werder (Leipzig 1632–1636). Herausgegeben und kommentiert. 3 Bände. Hiersemann, Stuttgart 2002, ISBN 3-7772-0216-9.
  18. mit G. Schnitzler und M. Zanucchi: Salvator Rosa in Deutschland. Studien zu seiner Rezeption in Kunst, Literatur und Musik. Rombach, Freiburg i. Br. 2008, ISBN 978-3-7930-9533-0.
  19. mit A. Klein: Johann Georg Jacobi (1740–1814). Bibliographie und Briefverzeichnis. de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-026385-5; den in der Bibliographie erfassten 18 Aufsätzen und Miszellen folgten: Johann Georg Jacobi (1740–1814): Nessir und Zulima. Eine Erzählung nach Raphael. 1782. In: Werner Busch und Petra Maisak (Hrsg.): Verwandlung der Welt: Die romantische Arabeske. Imhof, Petersberg 2013, ISBN 978-3-86568-915-3, S. 64 f.; Das Kleine so groß [Johann Georg Jacobi zum 200. Todestag]. In: Badische Zeitung, 4. Januar 2014, Magazin, S. III; Poetische Exequien für Johann Georg Jacobi. In: Freiburger Universitätsblätter, 53 (2014), Heft 204: Johann Georg Jacobi (1740–1814) – Freiburger Dichterprofessor und Universitätsrektor. Rombach, Freiburg i. Br. 2014, S. 89–108; Johann Georg Jacobi in Freiburg (= Spuren. Heft 107). Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 2015, ISBN 978-3-944469-04-1.
  20. mit W. Kühlmann: Gottlieb Konrad Pfeffel. Signaturen der Spätaufklärung am Oberrhein. Rombach, Freiburg i. Br./Berlin/Wien 2010, ISBN 978-3-7930-9618-4; darin auf den Seiten 21–35 der Aufsatz: Gottlieb Konrad Pfeffel und Johann Georg Jacobi. Eine Dichterfreundschaft am Oberrhein um 1800; vgl. auch: [Achim Aurnhammer]: Kritische Edition des Briefwechsels zwischen Johann Georg Jacobi und Gottlieb Konrad Pfeffel. [Projektskizze.] Abgerufen am 12. August 2019.
  21. Arthur Schnitzler: Arthur Schnitzlers Lektüren. Leseliste und virtuelle Bibliothek (= Akten des Arthur-Schnitzler-Archivs der Universität Freiburg. Band 2; = Klassische Moderne. Band 19). Ergon-Verlag, Würzburg 2013, ISBN 978-3-89913-978-5.
  22. Arthur Schnitzlers intertextuelles Erzählen (= linguae & litterae. Band 22). De Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-030750-4.
  23. mit D. Martin und G. Schnitzler: Arthur Schnitzler und die Musik (= Akten des Arthur-Schnitzler-Archivs der Universität Freiburg. 3; = Klassische Moderne. 20). Ergon, Würzburg 2014, ISBN 978-3-95650-021-3.
  24. mit Barbara Beßlich und Rudolf Denk: Arthur Schnitzler und der Film (= Akten des Arthur-Schnitzler-Archivs der Universität Freiburg. Band 1; = Klassische Moderne. Band 15). Ergon, Würzburg 2010, ISBN 978-3-89913-748-4.
  25. Stefan George und sein Kreis. Ein Handbuch. Band 1. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026834-8.
  26. Ästhetischer Heroismus. Heldenkonzepte Stefan Georges und seines Kreises [2017]. Abgerufen am 12. August 2019.
  27. Killy Literaturlexikon bei de Gruyter. Abgerufen am 19. Dezember 2018.