Artemether

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Artemether
Allgemeines
Freiname Artemether
Andere Namen

(3R,5aS,6R,8aS,9R,10S,12R,12aR)-Decahydro-10-methoxy-3,6,9-trimethyl-3,12-epoxy-12H-pyrano[4,3-j]-1,2-benzodioxepin (IUPAC)

Summenformel C16H26O5
Kurzbeschreibung

weiße Kristalle oder weißes kristallines Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 71963-77-4
EG-Nummer (Listennummer) 663-549-0
ECHA-InfoCard 100.189.847
PubChem 68911
ChemSpider 62138
DrugBank DB06697
Wikidata Q416199
Arzneistoffangaben
ATC-Code

P01BE02, P01BF01

Wirkstoffklasse

Antiprotozoikum

Eigenschaften
Molare Masse 298,37 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

86–88 °C[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[3]
Toxikologische Daten

263 mg·kg−1 (LD50Mausi.m.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Artemether ist ein vom Artemisinin abgeleiteter halbsynthetischer Arzneistoff zur Behandlung der durch Plasmodium falciparum verursachten Malaria. Der Wirkstoff Artemether wurde 1997 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen.[4]

Pharmakologische Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artemether hat eine gegenüber Artemisinin deutlich verbesserte Bioverfügbarkeit. Wie alle Artemisinin-Derivate wirkt es über eine endogene Peroxidgruppe, die in infizierten Erythrozyten vermutlich für die Plasmodien toxische Radikale bildet. Die Resorption des lipidlöslichen Stoffes wird bei oraler Gabe durch eine möglichst fettreiche Mahlzeit erleichtert. Artemether hat eine relativ kurze Halbwertszeit von etwa zwei Stunden. Artemether wird in der Leber durch das Enzym Cytochrom P450 3A4 metabolisiert.

Der Schwerpunkt für die Anwendung von Artemether ist die Behandlung der unkomplizierten Malaria tropica, insbesondere bei Plasmodien, die gegen andere Arzneistoffe wie Chloroquin resistent sind. Die Weltgesundheitsorganisation rät von der Verwendung als Monosubstanz ab, um die Gefahr der Resistenzbildung gegen Artemisinin-Derivate zu vermindern.[5] Artemether wird daher ausschließlich als Kombinationspräparat zur Therapie der Malaria eingesetzt.

Artemether wird versuchsweise in der Krebstherapie eingesetzt.[6][7]

Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)

Artemether wird durch Umsetzung von aus Artemisia annua gewonnenem Dihydroartemisinin mit Methanol in saurem Medium dargestellt. Artemether ist wasserunlöslich.

Fertigarzneimittel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artemether wird in fixer Kombination mit Lumefantrin unter den folgenden Warenzeichen vermarktet:

Riamet (u. a. in D, A, CH, GB, F, S, NL), Coartem (u. a. in USA, ZA)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Artemether, The International Pharmacopoeia, 10th Edition, 2020. Abgerufen am 1. März 2022.
  2. a b The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage. Merck, Whitehouse Station NJ 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 133.
  3. a b Datenblatt Artemether bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 9. Mai 2017 (PDF).
  4. Artemether WHO Model Lists of Essential Medicines (PDF; 442 kB), abgerufen am 13. August 2012.
  5. WHO zu Artemisinin-Monopräparaten.
  6. Narendra P. Singh, Vijay Kumar Panwar: Case report of a pituitary macroadenoma treated with artemether. In: Integrative Cancer Therapies. Band 5. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2006, S. 391–394, doi:10.1177/1534735406295311, PMID 17101767 (thedcasite.com [PDF]).
  7. Zhi-Ping Wu, Cheng-Wei Gao, Yong-Gui Wu, Qi-Shun Zhu, Yan Chen, Xin Liu, Chuen Liu: Inhibitive effect of artemether on tumor growth and angiogenesis in the rat C6 orthotopic brain gliomas model. In: Integrative Cancer Therapies. Band 8. Jahrgang, Nr. 1, März 2009, S. 88–92, doi:10.1177/1534735408330714, PMID 19174507.