Arzu Abdullayeva

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Arzu Abdullayeva (* vor 1970 in Baku) ist eine aserbaidschanische Friedens- und Menschenrechtsaktivistin.

Arzu Abdullayeva gewann internationale Bekanntheit, als sie sich im Berg-Karabach-Konflikt seit Ende der 1980er Jahre gemeinsam mit der armenischen Friedensaktivistin Anahit Bayandour für Konfliktlösungen auf Grundlage von gegenseitigem Respekt und Gewaltfreiheit einsetzte. Beide waren Vorsitzende der nationalen Sektion der Menschenrechtsorganisation Helsinki Citizens’ Assembly (HCA) ihres Heimatlands, Abdullayeva war Co-Vorsitzende von HCA international.[1]

Sie forderte ihre Mitmenschen auf, ihre Emotionen zu kontrollieren und rational zu denken und zu handeln. Der Krieg nütze weder Armenien noch Aserbaidschan.[2] Das gemeinsame Engagement mit Bayandour ermöglichte Gespräche, Gefangenenaustauschaktionen und die Versorgung von Geiseln und Kriegsgefangenen auch während intensiven Phasen der Auseinandersetzung.[3] Sie veröffentlichten gemeinsam ein Buch (“Gender and Peace”) über die Möglichkeiten, den Frieden zu befördern, das als Handbuch für Trainings in der Südkaukasusregion diente. Der Krieg um Berg-Karabach endete mit einem Waffenstillstand, ein dauerhafter Frieden konnte nicht erreicht werden.[2]

Der Einsatz Abdullayevas und Bayandours für Verständigung zwischen Armenien und Aserbaidschan in einem jahrzehntealten Konflikt wurde 1992 mit der Verleihung des Olof-Palme-Preises gewürdigt.[4] 2005 weitete Abdullayeva ihr Friedensengagement aus und gründete unter anderem mit der niederländischen Sektion von Pax Christi und der finnischen Crisis Management Initiative den Public Council of Experts on the solution of the Karabakh conflict.[2]

Die Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan machten die gemeinsame Friedensarbeit jedoch immer schwieriger. So war es Abdullayeva nicht möglich, 2011 am Begräbnis von Bayandour teilzunehmen.[2]

Im April 2016 kam es zum schlimmsten Aufflackern seit dem Waffenstillstand von 1994, auch bekannt als "Vier-Tage-Krieg", der zum Tod von mindestens 200 Menschen und Kriegspropaganda auf beiden Seiten führte, wie Abdullayeva beklagte. Sie veröffentlichte einen Aufruf an beide Parteien, den Krieg sofort zu beenden.[2]

Aus Abdullayevas Sicht ist es wesentlich, Vorurteilen und Propaganda eine zivile Gegenaufklärung entgegenzusetzen. Man müsse über die Absichten der Feindbildkonstrukte und ihre politischen Mechanismen aufklären. Die Geschichts- und Kulturpolitik müssten als friedenstärkende Mittel ausgebaut werden, so dass sie einer bilateralen Annäherung unter den nachwachsenden Generationen zuarbeiteten.[3]

  • Adrineh Gregorian: Peacebuilding and Gender Inclusivity: The Case of Nagorno-Karabakh in Women's Journey to Empowerment in the 21st Century: A Transnational Feminist Analysis of Women's Lives in Modern Times, 2019

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. https://peace.ax/en/en-armensk-fredskaempe-har-gatt-ur-tiden-en/ abgerufen am 12. Dezember 2023
  2. a b c d e Gular Mehdizade u. a.: Arzu Abdullayeva: Peace agent between Azerbaijan and Armenia. 2. Januar 2019, abgerufen am 10. Dezember 2023 (englisch).
  3. a b https://www.deutscharmenischegesellschaft.de/materialien/berg-karabach-kaukasus/konfliktregion-kaukasus/ Protokoll einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2001: Konfliktregion Kaukasus – Ein Pakt für Stabilität mit Europa, abgerufen am 11. Dezember 2023
  4. a b https://www.palmefonden.se/1992-arzu-abdullayeva-och-anahit-bayandour-2/ abgerufen am 11. Dezember 2023
  5. https://www.c-r.org/accord/nagorny-karabakh/bridging-divides-civil-society-peacebuilding-initiatives abgerufen am 10. Dezember 2023