Chevaliers du Tastevin

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Sitz der Bruderschaft ist das Château du Clos de Vougeot in Burgund
Wappen der Confrérie auf einem Glasfenster im Château de Vougeot

Die Confrérie des Chevaliers du Tastevin, die Bruderschaft der Ritter des Tastevin, ist die französische Weinbruderschaft in Burgund, deren Ziel es ist, das Image und die Vermarktung von Weinen aus Burgund insbesondere im Ausland zu fördern. Ihr Symbol ist der Tastevin, eine historische Weinprobierschale aus Silber. Sitz der Chevaliers ist das Château Clos de Vougeot.[1]

Flaschensammlung der Bruderschaft im Keller des Château

Aus wirtschaftlichen Gründen und wegen sehr schlechter Verkaufszahlen der Burgunderweine in den Jahren von 1920 bis 1934 und den Folgen einer globalen Krise gründeten die Winzer Georges Faiveley und Camille Rodier mit Freunden am 16. November 1934 die Confrérie des Chevaliers du Tastevin. Die Gründung fand in dem Caveau Nuiton von Nuits-Saint-Georges statt.

Inspiriert durch die Legende der Ritter der Tafelrunde und durch die Burgundische Tradition (die Neuzeit der Herzöge von Burgund 1363 bis 1477), erinnerten sich beide auch an die bereits in Vergessenheit geratenen burgundischen Bacchanals des 17. und des 18. Jahrhunderts. Ihre Idee erwies sich als erfolgreich, und bereits 1939 wurde die erste nordamerikanische Commanderie in New York konstituiert, es folgte New Orleans.

Tastevin der Chevaliers du Tastevin

Der Tastevin (Weinverkoster) ist eine historische Trinkschale der Weinschmecker und der Winzer, der seit dem 15./16. Jahrhundert nachgewiesen ist. Historische Exemplare bestehen in der Regel aus getriebenem Silber.

Der Tastevin der Chevaliers ist an einem Halsband aus Textil befestigt. Das Band hat eine Breite von 40 mm und ist zweifarbig. Links und rechts hat das Band je einen Streifen von 15 mm in leuchtendem Rot. In der Mitte des Bandes ist ein 10 mm breiter dunkelgelber Streifen. Der Tastevin ist aus Silber und hat einen Durchmesser von 85 mm. Die Tiefe beträgt ca. 23 mm.

Das Château Clos de Vougeot

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Das Château Clos de Vougeot hat einen von Mauern umgebenen Weinberg mit 50,97 ha.[2] Der Weinberg wurde 1089 von Mönchen der nahegelegenen Abtei Citeaux angelegt.[3] Er blieb bis 1889 ungeteilt. Heute teilen sich etwa 80 Besitzer diese Fläche.[4] Mit dem Bau des Château begann man im 12. Jahrhundert, es wurde 1551 vollendet. 1818 wurde das Château von der Familie Ouvrad erworben. 1891 wurde das Schloss von dem Architekten Felix Voinnois restauriert. Der Besitzer war zu dieser Zeit der Weinhändler Léonce Bocquet. Im Jahr 1920 wurde das Château von Stephen Camuzet, Bürgermeister und Eigentümer der Parzelle Vosne-Romanée, erworben. Im Jahr 1934 handelte die Confrérie einen Mietvertrag über 99 Jahre aus. Am 29. November 1944 kauften Mitglieder der Confrérie das Schloss.[5] Im Zweiten Weltkrieg wurde das Château schwer beschädigt und nach dem Krieg von der Organisation und Freunden der Confrérie wieder aufgebaut. Im Jahr 1949 wurde das Château als „monument historique“ klassifiziert und ist seitdem für die Öffentlichkeit das gesamte Jahr über geöffnet. Die Parzellen der burgundischen Weinbaugebiete, die Climats, wurden 2015 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.

Am Eingang zu den vier riesigen Keltern aus dem 15. Jahrhundert steht rechts die Skulptur „Porteur de Benaton“ des burgundischen Bildhauers Henri Bouchard (1960).

Im Château werden neben den Chapitres der Chevaliers auch private Empfänge und kulturelle Events veranstaltet. Die Confrérie besitzt keine eigenen Weinberge und produziert keine Weine.

Organisation und Veranstaltungen

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Zu den Mitgliedern der Confrérie zählen Winzer, Weingutbesitzer, Personen des öffentlichen Lebens, Kulturschaffende (Schriftsteller, Musiker, Theaterleute), Wissenschaftler und Personen aus der Wirtschaft und Politik.

Der Große Rat besteht aus 14 Mitgliedern mit den Ehrentiteln: Grand Maître, Grand Connétable, Grand Argentier, Chef du Protocole, Grand Ecuyer, Grand Consul, Grand Prévôt, Grand Camerlingue, Conservateur du livre d’or, Maître des Requêtes, Grand Chambellan, Grand Sénéchal, Grand Prieur. Die Nomenklatur der Ämter orientiert sich an der von Höfischen Gesellschaften, bzw. von hierarchisch strukturierten Orden.

Die Chapitres genannten Versammlungen der Mitglieder, an denen auch Gäste teilnehmen können, finden das ganze Jahr über statt. Das erste Chapitre, das „Chapitre de la Saint-Vincent Tournante“ findet im Januar statt, das letzte, das „Chapitre de la Saint Hubert“, am ersten Samstag im Dezember. Vor jedem Chapitre werden die neuen Chevaliers auf dem Chateau Clos de Vougeot „inthronisiert“. Die Inthronisierung (= der Ritterschlag) erfolgt in einer feierlichen Zeremonie und ist verbunden mit einem abendlichen Festessen. In jedem der Chapitres präsentiert die Confrérie des Chevaliers du Tastevin während einer Galaveranstaltungen nationale und internationale Persönlichkeiten, die sich um Burgund und den burgundischen Wein verdient gemacht haben.

Interessenvertretungen

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1939 wurde die erste nordamerikanische Commanderie in New York von Jules Bohy gegründet, darauf folgte New Orleans. Heute gibt es Commanderies und Sous-Commanderies, die durch den Grand Pilier betreut werden, in allen fünf Kontinenten.[6]

Erklärung des Emblems
Erklärung des Etiketts

1950 wurde von der Bruderschaft die Tastivinage (anonyme Weinverkostung) gegründet. Zwei Verkostungen finden in der Regel Mitte März und Ende September im historischen Weinkeller der ehemaligen Zisterzienserabtei statt. Die 250 Juroren setzen sich aus Winzern, Sommeliers, Weinhändlern, Einkäufern, Vertretern von Genossenschaftskellereien, Gastronomen und Fachjournalisten zusammen. Weine und Crémants, die eine Auszeichnung bei der anonymen Weinverkostung erhalten, dürfen auf dem Etikett der Flaschen das Wappen der Confrérie des Chevaliers du Tastevin tragen.[7] Die beiden Etiketten haben einen fälschungssicheren Schutz mit ultra-violetter Tinte, beinhalten die Chargennummern und die Nummerierung der Flaschen und schützen mit diesen Kennzeichnungen vor Fälschern der Burgunderweine.

Die Chambre des Arts et Belles-Lettres de la Confrérie vergab ab 1947 einen Literaturpreis (Le Grand Prix Littéraire), mit dem Autoren geehrt wurden, die sich um den Wein, die Küche und die Kultur Burgunds verdient gemacht haben. Seit 2002 werden die Preise in drei bis vier verschiedenen Kategorien von dem Salon Livres en Vignes vergeben, einem literarischen Salon, der vom Château Clos de Vougeot organisiert wird, und in dem es um Literatur im Allgemeinen und die Weinliteratur und die Weinkultur im Besonderen geht.[8]

  • 1950: Georges Rozet
  • 1951: Emile Vuillermoz
  • 1952: Pierre Poupon und Pierre Forgeot
  • 1953: Paul-Emile Cadilhac und André Galland
  • 1954: Olivier Quéant
  • 1955: Francis Amunatégui
  • 1956: Georges Duhamel
  • 1957: Charles Oursel
  • 1959: Gaston Gérard
  • 1961: Paul André
  • 1962: Pierre Andrieu
  • 1965: Raymond Dumay
  • 1966: Marcel Bouchard
  • 1967: René Héron de Villefosse
  • 1969: Armand Lanoux
  • 1970: Albert Colombet
  • 1972: Henri Vincenot
  • 1973: René Mazenot
  • 1974: Jean d’Ormesson
  • 1975: William R. Tyler
  • 1976: Otto von Habsburg
  • 1977: Georges Duby
  • 1978: Francis Jalain
  • 1979: Harry Yoxall
  • 1980: Louis Chapuis
  • 1981: Janine Nièpce und Jean-François Bazin
  • 1982: Jean-Philippe Lecat
  • 1983: Yves de Verdilhac
  • 1984: Lucien Boitouzet
  • 1985: Die Equipe der Fernsehserie Catherine
  • 1986: André Jacquemin
  • 1987: Maurice Druon
  • 1988: Denis Woronoff
  • 1989: Michel Tourlière
  • 1990: Jean-Louis Gand
  • 1991: Yann Arthus-Bertrand
  • 1992: Bob Putigny
  • 1993: GEO Magazin
  • 1994: Abtei Fontenay
  • 1995: Hisao Takahashi
  • 1996: Claudie Haigneré
  • 1997: L'abbaye de Cîteaux
  • 1998: Clive Coates
  • 1999: Serge Renaud
  • 2000: Château de Guédelon
  • 2001: Bernard Pivot
  • 2002: Association l'abbaye de Saint-Vivant[9]

Zum Commandeur oder Chevalier du Tastevin inthronisierte Personen (Auswahl)

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  • Jancis Robinson: Reben, Trauben, Weine. Hallwag Verlag, Bern/Stuttgart 1987, ISBN 3-444-10333-6.
  • Gabriel Liogier d’Ardhuy: Heureuse Bourgogne. 4. Auflage. 1986.
  • Hugh Johnson: Der große Weinatlas. 12. Auflage. Hallwag Verlag, Bern/Stuttgart 1979.
  • Jean-François Bazin: Liebenswertes Burgund. Rennes 1987, ISBN 2-7373-0072-X.
  • Tastevin en main, ISSN 1272-565X
  • Jean-François Bazin: La Confrérie des Chevaliers du Tastevin : 1934–2014. Les éditions du Tastevin, Nuits-Saint-Georges (Côte d'or) 2015, ISBN 978-2-9512818-5-1.
  • Sylvain Pitiot, Jean-Charles Servant: „Les vins de Bourgogne“. 15. Auflage. Beaune Januar 2014, ISBN 978-2-9513731-7-4.
Commons: Confrérie des chevaliers du Tastevin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Tastevin in Bourgogne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. 2., vollständig überarb. Aufl. Hallwag, München 2003, ISBN 3-7742-0914-6, S. 159.
  2. Sylvain Pitiot, Jean-Charles Servant: Les vins de Bourgogne. 15. Auflage. Collection Pierre Poupon, 2014, ISBN 978-2-9513731-7-4, S. 189.
  3. Clos de Vougeot (Le), Europäische Charta der Zisterzienser-Abteien und -Stätten, abgerufen am 17. Dezember 2022.
  4. Jancis Robinson: The Oxford companion to wine. 3. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 978-0-19-860990-2.
  5. Hilke Maunder: Die Zisterzienser des Clos de Vougeot. In: MeinFrankreich.com. Abgerufen am 17. Dezember 2022.
  6. Confrérie des Chevaliers du Tastevin (Hrsg.): Le Tastevin dans le Monde. Nr. 155. Studio. Mag, Juni 2023, ISSN 1272-565X, S. 73 - 111.
  7. Jean-François Bazin: La Confrérie des Chevaliers du Tastevin : 1934–2014. Les éditions du Tastevin, Nuits-Saint-Georges (Côte d'or) 2015, ISBN 978-2-9512818-5-1, S. 35–37.
  8. Bourgogne: La 15ème édition de «Livres en Vignes» vous attend au Clos de Vougeot, infos-dijon, 24. September 2022, abgerufen am 14. Dezember 2022
  9. Jean François Bazin: La Confrérie des Chevaliers du Tastevin: 1934–2014. Les éditions du Tastevin.