Deutsche Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie

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Die Deutsche Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie e. V. (D.S.A.P.) bestand von 1979 bis 1983 als Verein mit Sitz in Krefeld. Er wurde beim dortigen Amtsgericht im Vereinsregister unter der Nummer VR 1938 eingetragen. Das Bestreben des Vereins lag darin begründet, einen öffentlichen Diskurs zur moralischen und rechtlichen Neubewertung pädophiler Handlungen zu bestreiten.[1]

Wirkungsgeschichte

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Die DSAP wurde auf Initiative einiger Mitglieder des AK Rundbrief, einer 1977 gegründeten Gruppe politisch aktiver Pädophiler, gegründet. Noch im selben Jahr entstanden im westdeutschen Bundesgebiet Regionalgruppen in Hamburg, Heidelberg, Kehl, Krefeld, München, Berlin und Münster.[2] Der Verein brachte von 1980 bis 1981 ein eigenes Schriftwerk heraus, welches in der ersten Auflage namentlich zunächst als Die Zeitung[3] benannt, dann unter dem Titel Betrifft Beziehung[4] als Ausgabe Nr. 2/1980 herausgegeben und in der letzten Ausgabe Nr. 2/3 1981 mit der Bezeichnung Befreite Beziehung[5] veröffentlicht wurde, das im Jahr 1979 als Deutsche Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie: Rundbrief kursierte.[6] Die Zeitschrift war Plattform für kontroverse Auseinandersetzungen mit der Öffentlichkeit wie auch für interne Debatten. Die Zeitschrift veröffentlichte auch Artikel einiger prominenter Intellektueller, u. a. von dem Schriftsteller Ernst Alexander Rauter,[7] der amerikanischen feministischen Theoretikerin Beth Kelly,[8] dem Antipädagogen Ekkehard von Braunmühl[9] oder dem niederländischen Pädophilieaktivisten Edward Brongersma.[10]

Nach Überzeugung des Politikwissenschaftlers Franz Walter war die DSAP eine „Kaderorganisation der Pädophiliebewegung“.[11] Die Organisation setzte sich für die Straffreiheit der Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern ein.[12]

Um einen entsprechenden Wandel der Beziehungen zwischen Erwachsenen und Kindern herbeizuführen, wollte die DSAP darüber aufklären, „welche Bedürfnisse Kinder nach emotionalen und sexuellen Kontakten mit Erwachsenen haben“.[1] Nach Auflösung der DSAP im Jahre 1983 schloss sich ein Großteil ihrer Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität (AHS) an.[13]

Der Verein baute binnen kurzer Zeit eine Vielzahl von Kontakten in die Öffentlichkeit auf: zu den Jungdemokraten und der FDP, den Grünen, der Gesellschaft zur Förderung Sozialwissenschaftlicher Sexualforschung (GFSS) unter der Präsidentschaft des Sexualpädagogen Helmut Kentler, der taz sowie der Humanistischen Union.[14]

Öffentlich in Erscheinung trat die Organisation unter anderem in Vorbereitung einer Veranstaltung der Lesben- und Schwulenbewegung zur Bundestagswahl 1980. Hierbei gelang es der Organisation, sich weitgehend mit ihren Forderungen nach Straffreiheit für Pädosexualität durchzusetzen.[1]

Franz Walter zufolge setzte die DSAP auf die Freie Demokratische Partei (FDP). Der Spiegel behauptete „Selbst zur Speerspitze der Pädophilenbewegung hatte die FDP Verbindungen“ und verwies dabei auf Verbindungen des FDP-Politikers Ulrich Klug zur DSAP.[15] Im März 1980 war die DSAP zur Bundesdelegiertenkonferenz der Jungdemokraten, der damaligen Jugendorganisation der FDP, eingeladen. Mit Erfolg: Die Delegierten forderten eine Streichung der Paragraphen (§§) 174 (Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen) und 176 (Sexueller Missbrauch von Kindern) aus dem Strafgesetzbuch (StGB).[16][17]

Laut Aussage von Franz Walter gelang es der DSAP, selbst auf den Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) Einfluss zu nehmen.[18]

Im Zuge der steigenden Bedeutung kam es jedoch schnell zu Auseinandersetzungen über die Ausrichtung des Vereins. Ein eher „bürgerlicher“ und ein „radikaler“ Flügel lieferten sich Auseinandersetzungen. Schon Ende des Jahres 1981 war die DSAP weitgehend handlungsunfähig, und im März 1983 wurde sie offiziell aufgelöst.[19]

Akteure (unvollständig)

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Einzelnachweise

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  1. a b c Sexualität: Mächtiges Tabu. Der Spiegel (Wochenzeitschrift) vom 21. Juli 1980
  2. Alexander Hensel, Tobias Neef, Robert Pausch: Von »Knabenliebhabern« und »Power-Pädos« – Zur Entstehung und Entwicklung der westdeutschen Pädophilen-Bewegung. In: Franz Walter, Alexander Hensel, Stephan Klecha: Die Grünen und die Pädosexualität: eine bundesdeutsche Geschichte. Göttingen 2014, S. 136–159, hier S. 147.
  3. Zeitschrift Die Zeitung, Hrsg. Dt. Studien- u. Arbeitsgemeinschaft Pädophilie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  4. Zeitschrift Betrifft Beziehung, Hrsg. Dt. Studien- u. Arbeitsgemeinschaft Pädophilie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  5. Zeitschrift Befreite Beziehung, Hrsg. Dt. Studien- u. Arbeitsgemeinschaft Pädophilie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  6. Pädophile im linksalternativen Milieu: Die Freude am Tabubruch. taz.de (Tageszeitung), 12. Juni 2013.
  7. E. A. Rauter: Kleine Mädchen. In: Betrifft: Beziehung, Ausg. 4/1980, S. 41.
  8. Beth Kelly: Über die „Frauen-Mädchen-Liebe“ oder: Lesben „tuns“ tatsächlich. In: Betrifft: Beziehung, Ausg. 4/1980, S. 12–14.
  9. Eckehard von Braunmühl: Um der Liebe Willen. In Betrifft: Beziehung, Ausg. 2/1980, S. 16–17.
  10. Edward Brongersma: Zweierlei Respekt. In: Betrifft: Beziehung, Ausg. 2/1980, S. 14–15.
  11. Stellungnahme von Franz Walter in der Pädophilie-Debatte: „Es widert mich an.“ Zitiert aus Der Spiegel vom 15. August 2013
  12. Kuscheln mit den Indianern. taz.de (Tageszeitung), 22. April 2010
  13. Sexueller Missbrauch: Falsche Kinderfreunde. Emma (Zeitschrift für Feminismus), September/Oktober 1993.
  14. Alexander Hensel, Tobias Neef, Robert Pausch: Von »Knabenliebhabern« und »Power-Pädos« – Zur Entstehung und Entwicklung der westdeutschen Pädophilen-Bewegung. In: Franz Walter, Alexander Hensel, Stephan Klecha: Die Grünen und die Pädosexualität: eine bundesdeutsche Geschichte. Göttingen 2014, S. 136–159, hier S. 147–150.
  15. Der Spiegel, Zeitgeschichte: Das Tabu durchbrochen, Ausgabe Nr. 36 vom 2. September 2013
  16. a b Franz Walter, Stephan Klecha: Pädophilie-Distanzierungstango in der Pädofrage. Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) vom 11. August 2013
  17. Auch FDP wollte Sex mit Kindern legalisieren. Focus (Wochenzeitschrift) vom 11. August 2013
  18. Der pädophile Irrsinn der frühen Jahre. Claus Christian Malzahn in Die Welt (Tageszeitung) vom 8. September 2013
  19. Alexander Hensel, Tobias Neef, Robert Pausch: Von »Knabenliebhabern« und »Power-Pädos« – Zur Entstehung und Entwicklung der westdeutschen Pädophilen-Bewegung. In: Franz Walter, Alexander Hensel, Stephan Klecha: Die Grünen und die Pädosexualität: eine bundesdeutsche Geschichte. Göttingen 2014, S. 136–159, hier S. 149–150.
  20. a b c d Institut für Demokratieforschung der Georg-August-Universität Göttingen: Die Unterstützung pädosexueller bzw. päderastischer Interessen durch die Berliner Senatsverwaltung. (Memento des Originals vom 16. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.demokratie-goettingen.de 2016, S. 130.
  21. Joachim S. Hohmann: Pädophilie heute. Foerster Verlag, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3-922257-10-0, S. 14.
  22. Der Spiegel (Wochenschrift): Irrwege des Liberalismus. Pädophilie-Debatte vom 29. August 2013
  23. a b Die Pädophiliedebatte bei den Grünen im programmatischen und gesellschaftlichen Kontext. Zwischenbericht des Göttinger Instituts für Demokratieforschung vom Dezember 2013 in: Aufarbeitung und Verantwortung–Berichte und Dokumente zur Arbeit der Arbeitsgruppe Aufarbeitung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, S. 271
  24. FAZ.net: Der pädokriminelle Cheflobbyist, vom 3. Oktober 2013
  25. Christian Rothenberg: Die gefährlichen Erinnerungslücken der Grünen: In der Pädo-Falle. In: n-tv.de. 31. Mai 2013, abgerufen am 10. Februar 2024.