Ghewond

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ghewond (armenisch Ղևոնդ Ghévond, auch Łewond Vardapet oder Zhīfūnd), genannt Wardapet (Վարդապետ, «Doktor»), Patmutjan (Պատմության), oder Erez (երեց Yerets, «Priester») (* um 730; † um 790) war ein armenischer Historiker des 8. Jahrhunderts. Er ist bekannt als Autor einer Histoire de Ghévond, die weitgehend die einzige Quelle über Armenien im Zeitalter der arabischen Eroberung ist.

Ghewond wurde um 730 im Dorf Goght'n geboren[1]. Seine Ausbildung erhielt er am Seminar von Dwin[2]. Er war ein Kleriker und möglicherweise auch Wardapet (Doktor). Er begab sich nach Konstantinopel, um dort seine Recherchen durchzuführen und starb um 790[2].

Ghewond ist Redakteur einer Geschichte von Ghewond (Geschichte der Kriege und der Arabischen Eroberungen in Armenien frz.: Histoire des guerres et des conquêtes des Arabes en Arménie[3]), in welcher er die Eroberung von Armenien durch die Araber berichtet, beginnend mit dem Tod von Mohammed 632.[2] Ursprünglich endete das Werk mit der Inthronisation von Katholikos Stépanos Dvnetsi (Ստեփանոս Ա Դվնեցի) 788[4]. Die Geschichte war ein Auftragswerk im Auftrag von Sapouh Bagratouni, dem Sohn von Sparapet Sembat VII. Bagratuni, und seine Hauptquelle ist das Werk von Sebeos. Nach den Angaben von Stepanos Orbeljan (Ստեպանոս Օրբելյան) im 13. Jahrhundert ist das Werk heute unvollständig.[1]

Überlieferte Fassungen beinhalten einen Brief, der vorgeblich vom byzantinischen Kaiser Leo III. Isaurian (reg. 717–741) an den Umayyaden-Kalifen Umar II. (reg. 717–720) gerichtet wurde. Darin wird eine Apologie des christlichen Glaubens entfaltet. Diese Version ist allerdings eine spätere armenische Komposition.[5]

  • Agop Jack Hacikyan (hg.): The Heritage of Armenian Literature. vol. II: From the Sixth to the Eighteenth Century. Detroit, Wayne State University Press 2002. ISBN 978-0814330234
  • Bernadette Martin-Hisard: Domination arabe et libertés arméniennes (VIIe – IXe siècle). In: Gérard Dédéyan (hg.): Histoire du peuple arménien. Toulouse, Privat 2007. (1. Ed. 1982) S. 213–241. ISBN 978-2-7089-6874-5
  • Jean-Pierre Mahé, Bernadette Martin-Hisard, Alekʻsan Hakobean: Łewond Vardapet: discours historique. Paris: achcbyz 2015. ISBN 9782916716565.
  • Marius Canard, Claude Cahen: Armīniya. In: H. A. R. Gibb, J. H. Kramers, E. Lévi-Provençal, J. Schacht, B. Lewis, Ch. Pellat (hgg.): The Encyclopaedia of Islam. New Ed., Vol. I: A–B. Leiden: E. J. Brill 1960: S. 634–640. OCLC 495469456.
  • Alexander Kazhdan: The Oxford Dictionary of Byzantium. Oxford and New York: Oxford University Press 1991. ISBN 0-19-504652-8.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Ghevond's History.
  2. a b c Hacikyan : The Heritage of Armenian Literature: 140.
  3. Martin-Hisard: Domination arabe et libertés arméniennes (VIIe – IXe siècle): 228.
  4. Hacikyan: The Heritage of Armenian Literature: 141.
  5. Canard & Cahen 1960: 635.