Juridicum (Bonn)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Juridicum

Juridicum Bonn

Gründung 1967[1]
Bestand 240.000 Bände[2]
Bibliothekstyp Fachbibliothek
Ort Bonn
ISIL DE-5-34 DE-5-34 (Juristisches Seminar)
DE-5-76 DE-5-76 (Staatswissenschaftl. Sem.)
DE-5-182 DE-5-182 (Kriminologisches Sem.)
DE-5-185 DE-5-185 (Rechtsphil. Sem.)
Betreiber Universität Bonn
Website www.jura.uni-bonn.de

Im Juridicum ist die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn angesiedelt. Es ist der Standort der juristischen sowie staatswissenschaftlichen Fachbibliothek.[Anm. 1]

Die Planungen zum Bau des Juridicums begannen im Jahr 1957.[3] Vor dem Bezug des Juridicums hat die Juristenausbildung u. a. im Hauptgebäude der Universität am Hofgarten stattgefunden. Jedoch waren dort die räumlichen Möglichkeiten begrenzt. Ein starkes Wachstum der Studierendenzahlen und weitere Berufungen erzeugten eine Raumnot, sodass der Auszug aus dem Hauptgebäude bzw. der Bau des Juridicums geplant wurde.[4] Das Gebäude wurde vom Staatshochbauamt der Universität Bonn errichtet, mit der Planung der Gartenanlagen war Heinrich Raderschall beauftragt.[5] Die bei Planungsbeginn auf 6,5 Millionen DM angesetzten Baukosten beliefen sich nach dem Bau aufgrund von Planungsänderungen auf etwa 18 Millionen DM.[6] Am 11. Oktober 1963 wurde der Grundstein für den Bau des Juridicums an der Adenauerallee gelegt.[7] Auf der Urkunde unter dem Grundstein steht „Justitia fundamentum regnorum!“, was übersetzt etwa „Gerechtigkeit ist die Grundlage der Reiche“ bedeutet.[8]

Als am 8. April 1965 der Rohbau abgeschlossen und der Dachstuhl errichtet war, konnte das Richtfest gefeiert werden, ehe am 21. November 1967 die Einweihung stattfand.[9] Anliegend zu den bereits vorhandenen Türmen wurden zwei weitere Türme zur Erweiterung geplant, aus baurechtlichen Hindernissen wurde jedoch keine Baugenehmigung erteilt.[10]

Das Juridicum sollte durch seine zurückhaltende Bauweise einen „Repräsentativ-Bau im Grünen“ darstellen und dem Stadtbild zusammen mit dem Neubau der gegenüber liegenden Universitäts- und Landesbibliothek im Jahr 1960 dem Stadtbild ein neues Gesicht verleihen.[6][11]

Der leitende Regierungsdirektor Albert Wernicke übertrug die Planung des neuen Gebäudes dem jungen Architekten Wolfgang Himmel. Als Schüler von Hans Schwippert war er von den Architekten Erich Mendelsohn und Ludwig Mies van der Rohe beeinflusst.[12] Mit der Gartengestaltung hatte man Heinrich Raderschall beauftragt.

Forschung und Lehre wurden baulich getrennt. So befindet sich die Lehre im eigentlichen Juridicum, während die Forschung in die angrenzenden beiden Türme ausgelagert ist. Der Innenhof ist im „Stil der Zeit“ gestaltet worden.[13] Der Bau sollte frei von „falscher Repräsentanz“ sein und ein wohl strukturiertes Mittel zum Zweck – nämlich dem eigentlichen Studium – darstellen.[14] Die architektonische Strenge und klare Ordnung der Formen soll zum zielstrebigen Studium motivieren.[1]

Die Fassade des Juridicums ist eine Abwandlung des 1956 vom ungarischen Künstler Victor Vasarely gestalteten Werkes „Ríu-Kíu-C“ und wurde 1969 am Juridicum fertiggestellt.[15] Die Besonderheit des aus quadratischen Formen abgeleiteten Mosaiks besteht darin, dass jeder Baustein „gedanklich aus dem Werk herausgelöst und an einen anderen Platz eingefügt werden“ kann.[16] Dieser Stil steht dafür, sich aus einer festgesetzten Position loslösen und die Situation aus einem alternativen Blickwinkel betrachten zu können und verbindet die Architektur des Juridicums mit den an Juristen gestellten Anforderungen, im Sinne von Audiatur et altera pars.

„Eine (…) glückliche Hand bewies die Universität beim Bau des Juridicum. (…) [D]ie drei unterschiedlich hohen Gebäudeteile [sind] sorgfältig gegeneinander ausgewogen und miteinander verklammert. (…) [Sie] erzeugen in ihrem Zusammenspiel, in ihrer wechselseitigen Zuordnung von horizontalen und vertikalen, durchfensterten und fensterlosen Elementen architektonische Spannung und führen zu einer auflockernden Akzentuierung der umgebenden Straßenzüge.“

Frank-Lothar Kroll (1989)[17]
  • Nataliya Demir-Karbouskaya, Martin Bredenbeck, u. a.: Juridicum. Dreiviertelhaus, Berlin 2016, ISBN 978-3-96242-206-6.
  • Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945: Bauten in der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung. Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 69.
  • Ernst Friesenhahn: Juristen und Nationalökonomen an der Universität Bonn. Hanstein Verlag, Bonn 1970, ISBN 3-416-09122-1.
  • Wilfried Hansmann, Gisbert Knopp: Universitätsbauten in Bonn. Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 1987, ISBN 3-88094-568-3.
  • Heinrich Lützeler: Die Bonner Universität. Bauten und Bildwerke. Bouvier Verlag, Bonn 1968, ISBN 3-7928-0142-6.
  • Janina Morawek, Klaus Winkler: Beck'scher Studienführer Jura. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62700-2.
  • Mathias Schmoeckel: Das Juridicum. Das Bekenntnis der Universität zur Bonner Demokratie. Bonn University Press, ISBN 978-3-8471-0554-1.
  • Werner Spies, Victor Vasarely: Victor Vasarely. DuMont Schauberg, Köln 1971, ISBN 3-7701-0538-9.
  • Steffi Plöger: Das Juridicum. Eine Synthese von Zeitgeist und Funktionalität in: Bonner Geschichtsblätter – Jahrbuch des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins, Bd. 53/54, Bonn 2004, S. 451–460 = Stätten des Rechts in Bonn, hrsg. von Mathias Schmoeckel, Norbert Schloßmacher, Bonn 2004, ISBN 3-922832-35-0, S. 128–133
Commons: Juridicum (Bonn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Eine Synthese von Zeitgeist und Funktionalität. Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Bonn, abgerufen am 10. September 2012.
  2. seminar.jura.uni-bonn.de
  3. General-Anzeiger vom 10. März 1967.
  4. Förster, Pascal: Die Raumnot der Juristen im Hauptgebäude in den Nachkriegsjahren, in: BRJ Sonderausgabe 01/2014, S. 5ff.
  5. Hansmann, Knopp: Universitätsbauten in Bonn. 1987, S. 30.
  6. a b Lützeler: Die Bonner Universität. Bauten und Bauwerke. 1968, S. 220.
  7. Flagge: Architektur in Bonn nach 1945. 1984, S. 2–3.
  8. Bonner Rundschau vom 12. Oktober 1963.
  9. Bonner Rundschau vom 8. April 1965.
  10. Protokoll der Sitzung der Bau- und Grundstückskommission vom 20. Februar 1967 (Akten der Fakultät, III 8. Juridicum 2. Bauabschnitt).
  11. Neue Rhein Zeitung vom 15. Dezember 1959.
  12. Mathias Schmoeckel: Geschichte der Juristischen Fakultät und des juristischen Fachbereichs. In: Thomas Becker / Philip Rosin (Hrsg.): Geschichte der Universität Bonn – Die Buchwissenschaften. Band 3. Bonn University Press, Bonn 2018, ISBN 978-3-8471-0840-5, S. 370.
  13. Friesenhahn: Juristen und Nationalökonomen an der Universität Bonn. 1970, S. 8.
  14. Kohlhase: Einweihung des Fakultätsgebäudes. In: Friesenhahn (Hrsg.): Juristen und Nationalökonomen an der Universität Bonn. 1970, S. 12.
  15. Kunst als Objekt politischer Repräsentation in Bonn. Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, abgerufen am 10. September 2012.
  16. Spies: Victor Vasarely. 1971, S. 10, 79.
  17. Frank-Lothar Kroll: Bundeshauptstadt Bonn. Ein Danaergeschenk? In: Bundesministerium für Bauwesen, Raumordnung und Städtebau (Hrsg.): Vierzig Jahre Bundeshauptstadt Bonn 1949–1989. C. F. Müller, Karlsruhe 1989, ISBN 3-7880-9780-9, S. 92–115 (hier: S. 95).
  1. Dazu zählen das juristische, staatswissenschaftliche, kriminologische und rechtsphilosophische Seminar.

Koordinaten: 50° 43′ 46,8″ N, 7° 6′ 28,1″ O