Karl Junker (Künstler)

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Karl Junker mit einem Modell des Junkerhauses, um 1900

Karl Friedrich Junker, genannt Karl Junker (* 30. August 1850 in Lemgo; † 24. oder 25. Januar 1912 ebenda) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Architekt in Lemgo/Lippe.

Karl Junker wurde als Sohn eines Schmiedemeisters in Lemgo geboren. Nach dem frühen Tod der Eltern, die Mutter starb 1853, der Vater 1857, wuchs er im Haus des Großvaters auf, besuchte die Bürgerschule in Lemgo von 1857 bis 1864, von 1865/66 bis 1868/69 ging er dort bei Wilhelm Stapperfenne in die Tischlerlehre. In Hamburg, wo er vermutlich als Tischler oder Kunsttischler arbeitete und lernte, lebte Junker von April 1869 bis September 1871. Von dort meldete er sich nach München ab, wo er von 1873 bis 1875 die Königliche Kunstgewerbeschule besuchte und sich am 17. April 1875 in die Akademie der Bildenden Künste einschrieb. Zwischen 1877/78 und 1883 ist ein – möglicherweise längerer – Italienaufenthalt zu vermuten. 1877/78 trug Karl Junker sich als „Maler aus München“ in der Casa Baldi in Olevano Romano ein; zahlreiche Zeichnungen von Stätten in Ober- und Mittelitalien entstanden. Seit August 1883 war Junker wieder in Lemgo, ab 1887 wohnte er nachweislich dort und stellte am 27. Oktober 1889 den Antrag für den Bau des Junkerhauses, dessen Fertigstellung im Rohbau er am 9. März 1891 anzeigte.[1]

Sekretär im Junkerhaus

Zwischen Ende 1889 und Mai 1893 baute sich Junker in Lemgo u. a. nach eigenen Plänen ein Haus, welches schon von ihm selbst als Junkerhaus bezeichnet wurde und das heute teilweise zu besichtigen ist. In die Jahre nach 1893 sind die meisten der erhaltenen Werke Karl Junkers zu datieren, die zumeist weder Datum noch Titel oder Signatur tragen. Über Junkers Tätigkeiten in den knapp zwei Jahrzehnten bis zu seinem Tod ist kaum etwas bekannt. Aufschlüsse geben aber die über 150 Bildfelder an Wänden und Decken des Junkerhauses sowie die große Zahl von Bildern auf Holz oder Leinwand.[2]

Stuhl von Karl Junker

Schon zu Lebzeiten galt Karl Junker als Eigenbrötler und Sonderling. Er starb nach einer Lungenentzündung im Alter von 61 Jahren in seiner Heimatstadt[3] und wurde am 29. Januar 1912 dort begraben.

Eine unveröffentlichte Biographie ist im Stadtarchiv Lemgo einzusehen.[4]

Im Jahr nach seinem Tod wurden 55 Werke Junkers – 26 Gemälde, elf Aquarelle, 13 Entwürfe und Skizzen sowie fünf Schnitzwerke bzw. Möbel – in einer eigenen Abteilung der 6. Kollektiv-Ausstellung der Künstlergruppe Neue Secession in Berlin gezeigt. Dazu meinte Curt Glaser 1914: „Trotzdem lohnt es allein um Karl Junkers willen die Ausstellung der Neuen Sezession aufzusuchen, die sich mit dieser Entdeckung eine Anziehung sichert, die ihrer größeren Schwester (der Ausstellung in der Freien Sezession Berlin) fehlt.“[5] Ein unbekannter Autor nannte die Ausstellung 1926 im Allgemeinen Lexikons der Bildenden Künstler „den ziemlich mißglückten Versuch einer künstlerischen Rehabilitierung.“[6]

1998 fand in Lemgo ein eintägiges Symposium mit dem Titel „Kunst und Architektur in Lippe um 1900: Karl Junker und das Junkerhaus“ statt, dessen Vorträge publiziert wurden.[7]

Für seine Bilder und Skulpturen ist am 11. September 2004 das an der Rückseite des Hauses anschließende Museum Junkerhaus eröffnet worden.

  • Junker, Karl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 338 (biblos.pk.edu.pl).
  • Michael Bischoff: Artikel „Junker, Karl“. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Bd. 78. De Gruyter, München, Leipzig, 2013, S. 524 f.
  • Götz J. Pfeiffer: „Deine Seele …, die sich in den Irrgängen phantastischer Paläste zurechtfand“. Kunsthistorische Studie mit Katalog zu 99 Wand- und Decken-Bildfeldern in sechs Räumen des Junkerhauses in Lemgo sowie zu einem Leinwandgemälde und drei Tafelbildern Karl Junkers (1850–1912). Manuskript, Frankfurt 2007.
  • Monika Jagfeld: "Nach hundert Jahren wird man erkennen, was ich war". Eine Holzskulptur von Karl Junker (1850–1912). In: Wahnsinn sammeln. Outsider Art aus der Sammlung Dammann. Heidelberg 2006, S. 168–173.
  • Götz J. Pfeiffer: Orpheus in der Unterwelt bei Karl Junker (1850–1912). Der Künstler und seine Werke zwischen Fatum und Fama. In: Rosenland. II, 2005, S. 19–37.
  • Regina Fritsch, Götz J. Pfeiffer: Das Junkerhaus in Lemgo. Lippischer Heimatbund, Detmold 2004 (= Lippische Kulturlandschaften; 1), ISBN 3-926311-98-3.
  • Götz J. Pfeiffer: … lohnt es sich allein um Karl Junkers willen …. Kunsthistorische Studie zu 53 Wand- und Decken-Bildfeldern des Junkerhauses, zu 16 Tafelbildern und zu einem Leinwandgemälde des Lemgoer Künstlers Karl Junker, Manuskript, Berlin 2002.
  • Regina Fritsch, Jürgen Scheffler (Hrsg.): Karl Junker und das Junkerhaus. Kunst und Architektur in Lippe um 1900. Beiträge des Symposiums vom 21. März 1998 (= Schriften des Städtischen Museums Lemgo. Band 4). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-287-4.
  • Hartmut Kraft: Das Junker-Haus in Lemgo als Gesamtkunstwerk. In: Hartmut Kraft: Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie. DuMont Buchverlag, Köln 1998, ISBN 3-7701-4723-5, S. 33–38.
  • Peter Gorsen: Karl Junker, 1850–1912. Das Haus in Lemgo. In: Ingried Brugger, Peter Gorsen, Klaus Albrecht Schröder (Hrsg.): Kunst & Wahn. Köln 1997, S. 283–289.
  • Jan Ochalski: Karl Junker (1850–1912): Biographie eines Universalkünstlers unter Berücksichtigung der Malerei. Univ. Diss., Bochum 1995.
  • Joachim Huppelsberg: Karl Junker: Architekt, Holzschnitzer, Maler. 1850–1912. Alte Hansestadt Lemgo (Hrsg.): Wagener, Lemgo 1985, ISBN 3-921428-48-3.
  • Klaus Peter Schumann: Karl Junker – ein Lemgoer Künstler zwischen Impressionismus, Jugendstil und Expressionismus. In: Peter Johanek, Herbert Stöwer (Hrsg.): 800 Jahre Lemgo. Aspekte der Stadtgeschichte. (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Lemgo. Band 2). Lemgo 1980, S. 509–537.
  • Wilhelm Salber: Drehfiguren. Karl Junker. Maler, Architekt, Bildhauer. Selbstverlag, Lemgo 1978.
  • Gerhard Kreyenberg: Das Junkerhaus zu Lemgo i. L. Ein Beitrag zur Bildnerei der Schizophrenen. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Heft 114 (1), 1928, S. 152–172.
  • Neue Secession. Sechste Ausstellung. Neue Galerie. Ausstellungskatalog. Berlin W. Lennéstr. 6a, o. O. (Berlin), o. J. (1913).
Commons: Karl Junker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Heiko Hesse: Ein Haus aus Liebe. Über 20 Jahre lang wartete der Architekt auf seine Braut und baute ihr eheliches Haus aus. Er tat es vergeblich. In: die tageszeitung, 14. Februar 1987, S. 18
  2. Götz J. Pfeiffer: …lohnt es sich allein um Karl Junkers willen…. Kunsthistorische Studie zu 53 Wand- und Decken-Bildfeldern des Junkerhauses, zu 16 Tafelbildern und zu einem Leinwandgemälde des Lemgoer Künstlers Karl Junker. Unveröffentlichtes Manuskript. Berlin 2002;
    Götz J. Pfeiffer: Deine Seele…, die sich in den Irrgängen phantastischer Paläste zurechtfand. Kunsthistorische Studie mit Katalog zu 99 Wand- und Decken-Bildfeldern in sechs Räumen des Junkerhauses in Lemgo sowie zu einem Leinwandgemälde und drei Tafelbildern Karl Junkers (1850–1912). Unveröffentlichtes Manuskript. Frankfurt 2007.
    Beide Manuskripte im Museum Junkerhaus (junkerhaus.de (Memento des Originals vom 8. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.junkerhaus.de).
  3. Flyer Museum Junkerhaus (PDF; 1,1 MB). Alte Hansestadt Lemgo (Städtisches Museum), 2004.
  4. Bernd Enke: Karl Junker. Manuskript. Detmold 1982. – Unveröffentlichte Biographie; einzusehen im Stadtarchiv Lemgo, vgl. junkerhaus.de-Bibliographie.
  5. Curt Glaser: Ausstellungen. Freie und neue Sezession in Berlin. In: Kunstchronik. N.F. 25(1913/14), S. 452–455.
  6. Junker, Karl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 19: Ingouville–Kauffungen. E. A. Seemann, Leipzig 1926, S. 338 (biblos.pk.edu.pl).
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staff-stiftung.de (abgerufen im Dezember 2007)