Léon Krier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Leon Krier (2007)
Brückenpavillon in Pforzheim
Poundbury (seit 1993)
Village Hall in Windsor (Florida) (1997)
Cité judiciaire in Luxemburg (2003–2008)

Léon Krier (* 7. April 1946 in Luxemburg) ist ein Architekt, Architekturtheoretiker und Stadtplaner aus Luxemburg. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter der neorationalistischen und neoklassizistischen Architektur des späten 20. Jahrhunderts, vor allem durch seine provokanten theoretischen Beiträge zum Thema Städtebau und Stadtplanung. Sein Bruder Rob Krier war ebenfalls ein bedeutender Architekt der Postmoderne und der neuen klassischen Architektur.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Léon Krier begann an der Universität Stuttgart ein Studium der Architektur und arbeitete später unter anderem mit James Stirling (1968–70) und Josef Paul Kleihues (1973–74) zusammen, seit 1974 ist er selbstständig. Er arbeitet bei Publikationen mit dem historistischen Architekten Demetri Porphyrios zusammen. Krier fordert eine Abkehr von den Prinzipien der modernistischen Architektur und des modernistischen Städtebaus. In der klassizistischen Bautradition, wie sie bis etwa 1830 ausformuliert worden ist, sieht er zeitlos gültige Modelle auch für das aktuelle Bauen. Allerdings sollen die Elemente der ehemals durchgehend symmetrisch und hierarchisch gegliederten Bauensembles einzeln und frei verwendet werden können. Insbesondere wendet sich Krier gegen das industrialisierte, kapitalistisch bestimmte Bauen, in welchem er einen Grund für die zunehmende Verhässlichung der Welt sieht. Demgegenüber geht er von einer handwerklich orientierten, künstlerischen Architekturvorstellung aus. Kriers Architekturkritik ist damit Teil einer umfassenden, konservativ geprägten Kulturkritik.

Krier legte viele als Idealentwürfe ausgearbeitete großräumige Stadtplanungen vor. Dabei wandte er immer weniger Planungsmethoden des Neorationalismus an, sondern entwickelte sich in Richtung Neoklassizismus. Als Theoretiker des Städtebaus greift Krier das modernistische Dogma von der Aufteilung der Stadt in Funktionszonen an, wie es die CIAM vertreten hatten. Gemeinsam mit Maurice Culot war Krier Wortführer der Proteste gegen die Brüsselisierung in den 1980er Jahren und gründete 1982 den Prix Européene d’Architecture Philippe Rotthier.[1] Insbesondere wendet er sich gegen die Stadtanlagen US-amerikanischer Prägung (hochverdichtetes Geschäftszentrum mit wuchernden Suburbs) und fordert eine motivisch, typologisch und funktional durchmischte und gemäßigt verdichtete Stadt. Dabei orientiert er sich an der europäischen Stadt des 18. und 19. Jahrhunderts. Ab 1984 entwickelte er im Auftrag des Galeristen Hans-Jürgen Müller das Atlantis-Projekt für Teneriffa, eine unrealisiert gebliebene Idealstadt.

Werke (Architektur und Städtebau)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Ciudad Cayalá in Guatemala-Stadt, Guatemala. Masterplan für ein neues Stadtviertel nach den Ideen des New Urbanism.
  • Masterplan und Gestaltungsrichtlinien für Poundbury, eine Musterstadt in der südwestenglischen Grafschaft Dorset, die auf die Initiative von Charles III. zurückgeht und eines der bekanntesten europäischen Beispiele des New Urbanism darstellt.
  • Haus in Seaside (Florida), einem kleinen Badeort, der als einer der Paradebeispiele des New Urbanism gilt.
  • Brückenpavillon in Pforzheim (mit Rob Krier)
  • Cité judiciaire in Luxemburg
  • Fawley Waterside bei Southampton

Auszeichnungen und Preise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Prix Européene d’architecture Philippe Rotthier. 1982, abgerufen am 10. Juli 2021 (französisch, englisch).
Commons: Leon Krier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Filminterview mit Léon Krier in: Welthauptstadt Germania. Historische Dokumentation von Artem Demenok, 2005, 52 Minuten