Linda Tirado

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Linda Tirado (* in Michigan[1]) ist eine US-amerikanische Autorin, freiberufliche Fotografin und Aktivistin.[2] Bekannt wurde sie ursprünglich durch einen Textbeitrag zur Lebensrealität von Menschen in Erwerbsarmut im Jahr 2013.[3] Dieser ging im Internet viral und wurde später auch von The Huffington Post, Forbes und The Nation veröffentlicht. Nachdem 2014 ihr Buch Hand to Mouth: Living in Bootstrap America erschien, wurde sie im selben Jahr als eine der BBC 100 Women ausgewählt.[4]

Tirado wurde in Michigan in – nach eigenen Angaben „nicht fantastische“ – familiäre Verhältnisse geboren und seit ihrem Kleinkindalter von ihren Großeltern aufgezogen. Diese ermöglichten ihr auch den Besuch besserer Schulen, das College brach sie jedoch ab und übernahm Jobs für politische Kampagnen.[5] Sie war mit einem Marine verheiratet und ist Mutter zweier Kinder.[6] Sie arbeitete in unterschiedlichen Niedriglohnjobs und lebte zeitweise in einem Trailer.[1] Ihre Armutserfahrungen stammen aus der Zeit seit ihrer ersten Schwangerschaft; später gelang ihr mit familiärer Unterstützung eine Stabilisierung ihrer Lebenssituation.[5]

Als in einem Online-Forum die Frage gestellt wurde, warum arme Menschen häufig selbstzerstörerisch leben, verfasste Tirado den Essay Why I Make Terrible Decisions, or, poverty thoughts (deutsch: Warum ich schreckliche Entscheidungen fälle, oder: Armutsgedanken),[3] in dem sie ihre Erfahrungen mit ihrer Armut schilderte. Der Artikel erhielt weitreichende Aufmerksamkeit und wurde von etablierten Medien nachgedruckt. Ermutigt, ihre Erfahrungen in einem Buch aufzuschreiben, sammelte sie in einer Crowdfunding-Kampagne rund 60000 US-Dollar für diesen Zweck ein.[7] Das Buch erschien 2014 bei G. P. Putnam’s Sons, einem Imprint von Penguin Books. Die folgenden Jahre waren von diesem Erfolg geprägt, sie engagierte sich weiterhin gegen Armut und wurde international auf Vorträge und zu Interviews eingeladen.

Vorwürfe, ihr Text sei nicht authentisch oder sogar ein Hoax, konterte sie, indem sie der Washington Post ihre Sozialhilfebelege vorlegte und auf YouTube ihre verfaulten Zähne zeigte.[7][5]

Während der George-Floyd-Proteste im Mai 2020, die sie als Fotografin in Minneapolis dokumentierte, wurde sie von einem Gummigeschoss der Polizei getroffen und verlor ein Auge.[2][8]

  • Hand to mouth : living in bootstrap America. G.P. Putnam’s Sons, New York 2014, ISBN 978-0-399-17198-7.
  • Chrissy Stroop, Lauren O’Neal (Hrsg.): Empty the pews : stories of leaving the church. Indianapolis, IN 2019, ISBN 978-1-946093-07-3 (Essay in der Anthologie).
  • Rachel Cooke: Linda Tirado: ‘It was insane. I got 20,000 emails in a week’. In: The Observer. 21. September 2014, ISSN 0029-7712 (theguardian.com [abgerufen am 4. Juni 2020]).

Einzelnachweise

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  1. a b Hermione Hoby: The truth about being poor: Linda Tirado interview. 12. Oktober 2014, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 4. Juni 2020]).
  2. a b Frances Robles: A Reporter’s Cry on Live TV: ‘I’m Getting Shot! I’m Getting Shot!’ In: The New York Times. 30. Mai 2020, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 4. Juni 2020]).
  3. a b Why I Make Terrible Decisions, or, poverty thoughts. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juni 2020; abgerufen am 4. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/killermartinis.kinja.com
  4. Who are the 100 Women 2014? In: BBC News. 26. Oktober 2014 (bbc.com [abgerufen am 4. Juni 2020]).
  5. a b c Michelle Goldberg: Linda Tirado Is Not a Hoax. 11. Dezember 2013, ISSN 0027-8378 (thenation.com [abgerufen am 4. Juni 2020]).
  6. Five years, exactly. Hell of a world. In: patreon.com. 28. November 2018, abgerufen am 4. Juni 2020 (englisch).
  7. a b Ryan Grim: Is This What You Want? Author Of Viral Poverty Piece Takes Out Teeth To Prove Her Story. 4. Dezember 2013, abgerufen am 4. Juni 2020 (englisch).
  8. Erica Zingher: Gewalt gegen Journalist:innen;Reporter:innen werden in den USA vermehrt von der Polizei attackiert. Gegen sie werden Gummigeschosse und Pfefferspray eingesetzt. In: taz, die tageszeitung. Berlin 2. Juni 2020, S. 18.