Methylkautschuk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Methylkautschuks
Allgemeines
Name Methylkautschuk
Andere Namen

Poly(2,3-dimethylbutadien)

CAS-Nummer 25034-65-5
Monomer 2,3-Dimethyl-1,3-butadien
Summenformel der Wiederholeinheit C6H10
Molare Masse der Wiederholeinheit 82,1 g·mol−1
Eigenschaften
Aggregatzustand

fest

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Methylkautschuk ist ein Polymerisat aus 2,3-Dimethylbutadien (Methylisopren), dessen industrielle Herstellung 1909 von Fritz Hofmann patentiert wurde.[2][3] Vorher hatte schon Iwan Lawrentjewitsch Kondakow die Verbindung entdeckt, ohne ihre Bedeutung zu erkennen.[4]

Die Herstellung erfolgte seit 1912 aus Dimethylbutadien in einer drei bis fünf Monate dauernden Polymerisation bei 30 bzw. 70 °C unter Druck.[5] Die Monomere wurden bei der sogenannten Kaltpolymersation in Blechdosen eingelötet bzw. bei der Warmpolymersation in Stahlkesseln.[6]

Obwohl sich die Synthese des Methylkautschuks im Vergleich zu Naturkautschuk als unrentabel herausstellte, wurde dieser während des Ersten Weltkrieges von den Farbfabriken Bayer (Leverkusen) hergestellt,[7] da das Deutsche Kaiserreich von Naturkautschukimporten abgeschnitten war. Während des Ersten Weltkrieges produzierten die Werke etwa 2.400 Tonnen.[8] Im Vergleich hierzu wurden im ersten Halbjahr 1913 10.600 Tonnen Naturkautschuk nach Deutschland importiert.[3] Der Methylkautschuk hat annehmbare Hartgummi-, aber schlechte Weichgummieigenschaften. Aufgrund dieser schlechten Eigenschaften und des etwa zehnmal so hohen Preis wurde die Produktion nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt.[9] Künstlicher Kautschuk wurde zu Beginn der 1930er Jahre durch das wichtige Buna-Verfahren hergestellt.

Das Monomer, 2,3-Dimethylbutadien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Biografien von Pionieren der Kunststofftechnik - Fritz Hofmann.
  3. a b T.F. Hanausek: Kautschuk. In: Otto Lueger (Hrsg.): Lexikon der gesamten Technik. Band 9. Stuttgart, Leipzig 1914, S. 406–408 (zeno.org).
  4. I. Franta: Elastomers and Rubber Compounding Materials. Elsevier, 2012, ISBN 978-0-444-60118-6, S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Kautschuk (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive).
  6. Gottfried Plumpe: Industrie, technischer Fortschritt und Staat. Die Kautschuksynthese in Deutschland 1906-1944/45. In: Geschichte und Gesellschaft. 9. Jahrgang, Heft 4, 1983, S. 564–597, JSTOR:40185324.
  7. Roland Burgard: Kunststoffe und freie Formen. Ein Werkbuch. Springer, Wien 2004; ISBN 3-211-21077-6; S. 20.
  8. Susanne Heim: Kalorien, Kautschuk, Karrieren. Pflanzenzüchtung und landwirtschaftliche Forschung in Kaiser-Wilhelm-Instituten 1933 bis 1945. Wallstein Verlag 2003; ISBN 3-89244-696-2, S. 128.
  9. Kunststoff Lexikon, Carl Hanser Verlag München Wien, 8. aktualisierte und erweiterte Auflage, 1992.