Otto Ullrich (Soziologe)

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Otto Ullrich (* 1. September 1938[1] in Ostpreußen; † 7. Januar 2015 in Berlin[2][3]) war ein deutscher Soziologe und Publizist.[4]

Otto Ullrich wurde 1938 in Ostpreußen auf einem Bauernhof geboren. Sein Vater war Landwirt und starb zusammen mit Ullrichs Großmutter im Januar 1945 bei einem Fluchtversuch aus Ostpreußen. Otto Ullrich, seine Mutter und sein Bruder, Manfred Ullrich[1], gerieten in russische Zivilgefangenschaft und wurden 1948 in den Westen ausgewiesen. Im Alter von 10 Jahren besuchte Otto Ullrich zum ersten Mal eine Schule. Lesen und Schreiben hatte ihm seine Mutter beigebracht. Nach dem Besuch der Volksschule begann er eine Lehre als Rundfunk- und Fernsehtechniker und arbeitete auch als Geselle in diesem Beruf. Anschließend studierte Ullrich an einer Ingenieurschule Elektrotechnik und arbeitete für kurze Zeit als Ingenieur bei Telefunken. Auf dem zweiten Bildungsweg legte er das Abitur ab, um in Berlin und London Soziologie, Sozialpsychologie und Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Nach dem Erreichen des Diploms in Soziologie arbeitete Otto Ullrich an „Technik und Herrschaft“ für seine Dissertation. „Technik und Herrschaft“ wurde als Habilitationsschrift anerkannt.[5]

Otto Ullrich unterrichtete später an der Technischen Universität Berlin und an der Freien Universität Berlin. Die Versuche, eine Professur zu erlangen, scheiterten nach Ansicht von Ullrich „... auch, weil meine Wissenschafts- und Technikkritik zu anstößig wirkte.“ Gemeinsam mit Helmut Holzapfel, Wolfgang Sachs, Klaus Traube und anderen arbeitete Otto Ullrich zum Thema Energie und Verkehr. Darüber hinaus schrieb er Bücher und Aufsätze, hielt Vorträge, erstellte Gutachten und arbeitete in Enquete-Kommissionen mit.[5]

Otto Ullrich beschäftigte sich intensiv mit Fragen der Transformation von frühzeitig industrialisierten Gesellschaften hin zu suffizienten Lebensweisen.[6]

1985 gehörte Otto Ullrich zum Kreis der Gründungsgesellschafter des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW).[3]

Otto Ullrich war Technikkritiker[7][8][9] und sprach sich unter anderem gegen Automobilismus[10] sowie für Vegetarismus[11][12] aus. Er bezeichnete sich selbst als „militanter“ Antimilitarist.[5]

1968 heiratete er seine Frau Karin, geborene Harder[1], die als Mathematiklehrerin[13] am Berlin-Kolleg unterrichtete.[5]

Einzelnachweise

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  1. a b c Traueranzeigen von Otto Ullrich | Tagesspiegel Trauer. Abgerufen am 10. Dezember 2020 (deutsch).
  2. Manfred Kriener: Nachruf auf Tempo-30-Erfinder: Ein Störenfried im besten Sinn. Der Sozialwissenschaftler und ökologischer Vordenker mischte sich ein mit antikapitalistischer Verve und sanfter Menschenfreundlichkeit. In: taz.de. Die Tageszeitung, 11. Januar 2015, abgerufen am 29. August 2020.
  3. a b Das IÖW trauert um seinen Gründungsgesellschafter Otto Ullrich. In: www.ioew.de. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, 15. Januar 2015, abgerufen am 29. August 2020.
  4. Person: Ullrich, Otto. In: d-nb.info. Deutsche Nationalbibliothek, 2020, abgerufen am 28. August 2020.
  5. a b c d Otto Ullrich: Biographische Notizen. (PDF; 63 kB) www.otto-ullrich.de, 9. Juli 2008, abgerufen am 28. August 2020.
  6. Postwachstumspionier Otto Ullrich ist verstorben – Blog Postwachstum. Abgerufen am 1. Januar 2021 (deutsch).
  7. Manfred Kriener: Zum 30. Jahrestag des Reaktorunglücks: Ein Teelöffel Plutonium. In: Die Tageszeitung: taz. 26. April 2016, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 29. August 2020]).
  8. Gerd Rosenkranz: „Der Spaß am Konsum darf nicht verlorengehen“. In: Die Tageszeitung: taz. 8. November 1988, ISSN 0931-9085, S. 5 (taz.de [abgerufen am 29. August 2020]).
  9. Manfred Kriener: Angst vor der Strahlenwüste. In: Die Tageszeitung: taz. 20. April 2016, ISSN 0931-9085, S. 5 (taz.de [abgerufen am 29. August 2020]).
  10. Martin Unfried & Armin Krejsa: In Erinnerung an Otto Ullrich. Nachfolgend der Text von Otto Ullrich: Sackgasse Automobilismus. In: oekotainment.eu. 18. Januar 2015, abgerufen am 29. August 2020 (Postume Würdigung und Veröffentlichung eines Textes von Otto Ullrich).
  11. Otto Ullrich: Das produktivistische Weltbild. (PDF; 675 kB) Wie sich der moderne Mensch in seinem selbstgezimmerten Hamsterrad gefangen hält und dabei sich und die Erde ruiniert. www.otto-ullrich.de, 23. Juni 2008, abgerufen am 29. August 2020.
  12. „Wir haben es satt!“ Abgerufen am 29. August 2020 (deutsch).
  13. EINFÜHRUNGSPHASE MATHEMATIK. In: www.transparent-verlag.de. 2004, abgerufen am 10. Dezember 2020.