Ronde (Schrift)

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Écriture ronde française (als Schulschrift bis ca. 1915)
Schriftbeispiel eines Ronde free-fonts

Die Ronde (L’écriture ronde française, in England French script) ist eine „barocke“ Schreibschrift (Gebrauchsschrift), die mit einem breitgeschnittenen Gänsekiel geschrieben wurde. Der Schreibfedern-Fabrikant Friedrich Soennecken hat sie ab 1875 als Rundschrift in Deutschland populär gemacht.

Entstehung und Verwendung

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Entwickelt hat sich die Ronde aus der „halbgotischen“ Rotunda und einer im Barock entstandenen Variante der Humanistischen Kursive, der Cancellaresca bastarda.

In Spanien entwickelte sich (im 16. Jh.) als Verkehrsschrift die Redondilla[1] und in Südfrankreich die Letra Bâtarda (Lettre Bâtarde). Die Ronde lässt sich im 17. Jh. aus der Lettre Bâtarde und der „halbgotischen“ Civilité, einer französischen Variante der gotischen Kursivschrift, ableiten.[2]

Aus der italienischen Kursive, der Cancellaresca bastarda, entwickelten die französischen Schreiber (die Kalligraphen Lucas Materot und Louis Barbedor[3][4]) im Barock eine eigene Version, die Batarde italienne, eine Kanzlei- oder Gebrauchsschrift.

In Frankreich hat sich die Ronde bis ins 20. Jahrhundert hinein gehalten, da sie im Schulunterricht als Schreibschrift gelehrt wurde. Außerdem verwendeten sie die Schreiber des französischen Finanzministeriums, weshalb eine Unterform der Schrift Écriture ronde financière genannt wird. In Deutschland wurde Soenneckens Rundschrift oft für Deckblätter, technische Zeichnungen und Pläne aller Art eingesetzt – unter anderem bei der Preußischen Eisenbahnverwaltung.

Eine Besonderheit sind die übertriebenen Schwellzüge und Schnörkel. Trotzdem besitzen die französischen Kursivschriften Ronde und Lettre Bâtarde klare Formen und einen ornamentalen Reiz. Die lettre bâtarde war aus der französischen Kanzleikursive hervorgegangen, eine elegante, meist leicht nach rechts geneigte Schrift.

In Spanien und Südfrankreich entwickelten die Schreibmeister die humanistische Kursive weiter und gaben ihr fließendere, geschwungenere Formen, die im Geiste des Barocks stehen. Die französische Ronde zeichnet sich durch üppige Schwünge und Rundungen aus, vor allem bei den Großbuchstaben. Sie borgte sich auch einige Formen von der mittelalterlichen, gebrochenen Rotunda. Sie ist nur sehr leicht geneigt.[3]

Die vereinfachte Bâtarde coulée erscheint eher nüchtern, lässt sich aber schneller schreiben.[4]

Innerhalb der Ronde werden wiederum einige Unterformen unterschieden: Grande ronde, Moyenne ronde, Petite ronde, Financière und Minute.[5]

  • Johann Heinrigs: Alphabete englischer, italienischer, deutscher Fractur und Kanzlei-, gothischer, französischer Ronde- und römischer Schriftarten. Heinrigs, 1830 (books.google.de).
  • Ignaz Schrotter: Die französische Ronde-Schrift. Eigenverlag, Graz 1870.
  • Albert Kapr: Schriftkunst. Geschichte, Anatomie und Schönheit der lateinischen Buchstaben. Verlag der Kunst, Dresden 1971.
  • Bruckmann’s Handbuch der Schrift. Bruckmann, München 1985, ISBN 3-7654-1940-0.
  • Claude Mediavilla: Calligraphie. Imprimerie nationale Éditions, Paris 1993, ISBN 2-7433-0159-7.
  • Axel Bertram: Das wohltemperierte Alphabet. Eine Kulturgeschichte. Faber & Faber, Leipzig 2004, ISBN 3-936618-38-0.

Einzelnachweise

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  1. Definición de redondilla [1]
  2. Bruckmanns Handbuch der Schrift. München 1985, S. 48.
  3. a b Axel Bertram: Das wohltemperierte Alphabet. Eine Kulturgeschichte. Leipzig 2004, S. 24.
  4. a b Albert Kapr: Schriftkunst. Geschichte, Anatomie und Schönheit der lateinischen Buchstaben. Dresden 1971, S. 154.
  5. Claude Mediavilla: Calligraphie. Paris 1993, S. 230.