Thomas-Dehler-Preis (Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen)

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Der Thomas-Dehler-Preis war ein Literaturpreis,[1] den das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab Oktober 1969: Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen)[2] 1967 stiftete[1] und von 1968 bis 1989 vergab. Namensgeber war der deutsche Politiker Thomas Dehler.

Bestimmung, Preisgeld und -träger, Werke

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Das Ministerium würdigte mit diesem Preis literarische Arbeiten, die die Teilung Deutschlands behandelten;[3][4] Thema, Sprache und Stil sollten sich auf sie beziehen.[5]

Folgende Personen wurden geehrt:

Jahr Preisgeld (DM) Preisträger Werk
1968 10.000 Ernst Richert und Jochen Ziem Arbeiten zur DDR-Forschung (Richert); Die Einladung (Ziem)[6]
1969 10.000[7] Alfred Kantorowicz[1] Literarisches und publizistisches Gesamtwerk[8]
1970 10.000 Horst Krüger Schriftstellerisches Gesamtwerk, insbesondere: Das zerbrochene Haus und Deutsche Augenblicke[9]
1973 20.000[7] Joachim Fest Das Gesicht des Dritten Reiches und Hitler. Eine Biographie[10]
1978 20.000[7] Peter Weiss[11] Gesamtwerk[12]
1987 20.000[4] Sascha Anderson und Jürgen Fuchs[13]
1989 30.000[14][15] Hans Joachim Schädlich[16] Versuchte Nähe und Der Sprachabschneider[14]

1977 lehnte Sarah Kirsch den ihr angetragenen Preis mit der Begründung ab, sie wolle sich politisch nicht vereinnahmen lassen.[17][18]

Die Auswahl für den Preis nahm eine unabhängige Jury vor.[4] Carola Stern leitete diese 1969,[19] Marcel Reich-Ranicki die von 1970[9] und von 1978.[20]

Einzelnachweise

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  1. a b c Literarische Preise, in: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 56. Jahrgang (1974). Reprint 2019, De Gruyter, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-082606-7, S. 1256.
  2. Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (BMG). In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. 25. August 2020, abgerufen am 7. Januar 2022.
  3. Dehler-Preis an DDR-Literaten. In: Nordwest-Zeitung, 28. Oktober 1987.
  4. a b c Bundesregierung: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bestandsaufnahme der mitteldeutschen Kultur- und deutschlandpolitischen Bildungsarbeit 1985/86. In: dserver.bundestag.de. 5. Oktober 1988, abgerufen am 7. Januar 2022 (Deutscher Bundestag, 11. Wahlperiode, Drucksache 11/3058, S. 17).
  5. So Dorothee Wilms, die letzte Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen, in ihrer Rede zur Verleihung des Preises am 23. Oktober 1987, Abdruck in: Texte zur Deutschlandpolitik, Bundes-Verlag, Bonn 1988, hier S. 334.
  6. Thomas-Dehler-Preis verliehen. In: Nordwest-Zeitung, 24. Juli 1968.
  7. a b c Handbuch der Kulturpreise und der individuellen Künstlerförderung in der Bundesrepublik Deutschland 1978. Im Auftrag des Bundesministeriums des Innern erstellt von Karla Fohrbeck und Andreas Johannes Wiesand, DuMont, Köln 1978, S. 427, ISBN 978-3-7701-1089-6.
  8. Alfred Kantorowicz erhielt „Thomas-Dehler-Preis“. In: Nordwest-Zeitung, 6. August 1969.
  9. a b 10000-Mark-Dekoration. In: Die Zeit, 24. Juni 1970, abgerufen am 6. Januar 2022.
  10. Thomas-Dehler-Preis für Joachim Fest. In: Nordwest-Zeitung, 5. Dezember 1973.
  11. Robert Cohen: Intellektuelle und Künstler in der Revolution: Trotzki im Exil und Hölderlin, in: ders.: Peter Weiss in seiner Zeit, J.B. Metzler, Stuttgart 1992, Zusammenfassung des Kapitels, Springer Link.
  12. Preis für Peter Weiß (sic!). In: Nordwest-Zeitung, 18. November 1977.
  13. Deutsche Literatur, Teil 1987, Reclam (=Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 8404), Stuttgart 1988, ISBN 978-3-15-008404-5, S. 128.
  14. a b Ein fabulierender Realist. Hans Joachim Schädlich erhielt Thomas-Dehler-Preis 1989. In: General-Anzeiger, 4. November 1989.
  15. Der Fischer Weltalmanach 1991. Fischer, Frankfurt am Main 1990, Sp. 1035, ISBN 978-3-596-19091-1.
  16. Theo Buck: Hans Joachim Schädlich. Leben zwischen Wirklichkeit und Fiktion, Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2015, ISBN 978-3-412-22449-3, S. 254.
  17. Hans Wagener: Sarah Kirsch (Köpfe des 20. Jahrhunderts, Bd. 113), Colloquium-Verlag, Berlin 1989, S. 13, ISBN 978-3-7678-0751-8.
  18. Sarah Kirsch, Christa Wolf: „Wir haben uns wirklich an allerhand gewöhnt“. Der Briefwechsel. Herausgegeben von Sabine Wolf unter Mitarbeit von Heiner Wolf. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-42886-3, (Online-Nachweis).
  19. Freiheit und Recht. Die Stimme der Widerstandskämpfer und der Verfolgten, Jahrgang 15 (1969), S. 4.
  20. Helmut Müssener: „Du bist draußen gewesen“. Bemerkungen zur unmöglichen Heimkehr des Peter Weiss. In: Helmut G. Asper: Wenn wir von gestern reden, sprechen wir über heute und morgen. Festschrift für Marta Mierendorff zum 80. Geburtstag. Edition Sigma Bohn, Berlin 1991, S. 277–286, hier. S. 279.