Victor Gonzalez (Orgelbauer)

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Victor Gonzalez (* 2. Dezember 1877 in Hacinas (Provinz Burgos, Spanien); † 3. Juni 1956 in Paris) war ein französischer Orgelbauer und Vertreter der neoklassischen Orgel.

Gonzalez wurde in Spanien geboren. Er war einer der letzten Schüler von Aristide Cavaillé-Coll und erlernte ab 1894 in seinem Betrieb die Grundlagen des Orgelbaus. Von 1899 bis 1905 vertiefte er seine Kenntnisse bei Merklin-Gutschenritter. Anschließend arbeitete er bei Limonaire Frères, der sich auf mechanische Musikinstrumente spezialisierte, danach als Intonateur bei Gustave Masure. Im Jahr 1921 machte sich Gonzalez mit einer Werkstatt in Paris selbstständig, die 1929 nach Châtillon-sous-Bagneux verlegt wurde. Ab 1930 stieg sein Bruder Fernand in die Firmenleitung ein. Neben Orgelneubauten bauten sie zahlreiche Orgeln im neoklassischen Stil um, besonders romantische Orgeln. Etwa 200 Neubauten und Restaurierungen gehen auf die Firma zurück.[1]

Zusammen mit dem Organisten und Musikwissenschaftler Norbert Dufourcq und dem Organisten André Marchal, die ihn förderten, begründete Gonzalez die französische neoklassische Orgel („orgue néo-classique“). Sie bildete zwischen 1930 und 1960 eine Gegenbewegung zur romantischen, symphonischen Orgel, die in Cavaillé-Coll ihren Höhepunkt fand. Gonzalez verfolgte mit anderen Traktursystemen, Dispositionen und Klangidealen das Konzept einer Universalorgel.[2] Er griff auf die Prinzipien des klassischen französischen Orgelbaus zurück und drängte den Einfluss von Cavaillé-Coll zurück, um zu einer möglichst authentischen „Bach-Orgel“ zu gelangen.[3]

Gonzalez wurde bei einem Autounfall schwer verletzt. Er starb wenige Monate später, nachdem beide Beine amputiert werden mussten.[4] Nach seinem Tod führte Georges Danion das Unternehmen im Geist von Gonzalez fort. Die Werkstatt „Danion-Gonzalez“ wurde 1964 in die Vogesen verlegt. Seit 1980 firmiert das Unternehmen unter Leitung von Georges Danion und Annik Danion-Gonzalez unter dem Namen „La Manufacture Languedocienne de Grandes Orgues“.[5]

Werkliste (Auswahl)

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In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand sowie Links mit weiterführender Information. Kursivschreibung zeigt an, dass die Orgel nicht mehr oder nur das historische Gehäuse erhalten ist.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1929 Dieppe St. Jaques
III/P 44
1930 Paris St-Nicolas-des-Champs
V/P 58 Erneuerung der Orgel von François-Henri Clicquot (1777)[6]
1932 Meaux Kathedrale von Meaux
II/P 33 Restaurierung und Umbau
1932 Paris St-Eustache
IV/P 84 Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Joseph Merklin (1876) im Gehäuse von 1854; weitere Arbeiten von Gonzalez zwischen 1945 und ca. 1963 an dieser Orgel.[7] Sie wurde 1989 ersetzt.
1933 Bailleul (Nord) Église Saint-Vaast
1991 erweitert
1934 Le Vésinet Église Saint-Marguerite III/P 31
1935 Lyon Auditorium Maurice Ravel IV/P 82 Revision der Orgel von Cavaillé-Coll (1878, ursprünglich im Palais du Trocadéro) → Orgel des Auditorium Maurice Ravel
1935–1936 Bayonne Kathedrale von Bayonne III/P 53 Revision der romantischen Orgel von Merklin-Schütze (1865) im Stil des Neoklassizismus
1936 Versailles Schlosskapelle
IV/P 37 Rekonstruktion der Orgel von Robert Clicquot (1711); 1995 ersetzt[8]
1937 Laroque-d’Olmes Église du Saint-Sacrement
IV/P 30
1937–1938 Reims Kathedrale von Reims
IV/P 86 Neubau unter Einbeziehung älterer Register
1947 Paris St-Merry
IV/P 63 Umbau der Orgel von Jean und François de Heman (1650)/Cavaillé-Coll (1857)
1948 Rennes Église Sainte-Thérèse de l’Enfant Jésus II/P 21 Neubau
1948 Vitré (Ille-et-Vilaine) Église Saint-Martin
III/P 43
1952 La Madeleine (Nord) Église Notre-Dame-de-Lourdes III/P 41
1954–1955 Vincennes Église Saint-Louis
II/P 18 Neubau der kleinen Orgel
1956 Soissons Kathedrale von Soissons III/P 67 Neubau mit Barkermaschinen
  • Georges Danion: Origine du développement de l’orgue néoclassique français. In: L’Orgue. Nr. 276, 2006, S. 131–142.
  • Victor Gonzalez – Master Builder. In: Organ Institute Quarterly. Bd. 6/7, 1956, S. 17–31.
  • Gonzalez, Victor (1877–1956). In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • L’Orgue. Nr. 81, 1956, S. 97–148. [Hommage für Victor Gonzalez.]

Einzelnachweise

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  1. Michel François (Hrsg.): Gonzalez, Victor. In: Encyclopédie de la musique. Bd. 2. Fasquelle, Paris 1959, S. 304.
  2. Kurt-Ludwig Forg: Symphonisch oder orchestral? Die Symphonische Orgel Aristide Cavaillé-Colls – eine orchestrale Orgel? In: Organ – Journal für die Orgel. 4/1999, S. 16.
  3. Christopher S. Anderson (Hrsg.): Twentieth-century organ music. Routledge, New York 2012, ISBN 978-0-415-87565-3, S. 19.
  4. Rollin Smith: Louis Vierne. Organist of Notre-Dame Cathedral. Pendragon Press, Hillsdale 1999. ISBN 1-57647-004-0, S. 218.
  5. Homepage Manufacture Languedocienne de Grandes Orgues, abgerufen am 10. Januar 2015.
  6. Orgel in Paris, St-Nicolas-des-Champs, abgerufen am 10. Januar 2015.
  7. Historique | Grand Orgue de Saint-Eustache | France. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  8. Orgel in Versailles, abgerufen am 10. Januar 2015.