Wolfgang Heise

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Peter Wolfgang Heise (* 8. Oktober 1925 in Berlin; † 10. April 1987 ebenda) war ein deutscher Philosoph, der an der Humboldt-Universität zu Berlin utopische Philosophie lehrte.

Die Familie von Wolfgang Heise wurde in der NS-Zeit verfolgt. Seine Mutter musste wegen ihrer jüdischen Abstammung Zwangsarbeit leisten und sein Vater Wilhelm Heise erhielt wegen seiner Ehefrau Berufsverbot. 1946 war sein Vater als Dekan der Pädagogischen Fakultät der Berliner Universität tätig, als Heise dort ein Philosophie-Studium begann, das er 1952 mit einer Dissertation über Johann Christian Edelmann abschloss. 1963 folgte die Habilitation zum Thema „Entwicklungstendenzen der modernen bürgerlichen Philosophie in Deutschland“.

Heise gehörte als korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften an und wurde mit dem Nationalpreis der DDR geehrt.

Zu seinem Tod schrieb Heiner Müller:

»Heise hatte einen Lehrstuhl für Ästhetik an der Humboldt-Universität, er war Prorektor bis zu seiner Weigerung, eine Resolution gegen Robert Havemann zu unterschreiben…… Er war wichtig als Anregung und Motivation für die Studenten, für Autoren und Maler……. Er hat jahrzehntelang versucht, die Vernunft, die Ratio, oder was er als Marxist dafür hielt, zu behaupten in einer zunehmend absurden und irrationalen Welt, in einem System, das langsam in den Veitstanz überging oder in die Katatonie …….. Als ich erfuhr, dass er tot ist, habe ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten geweint.«[1]

Er war mit der Literaturwissenschaftlerin[2] Rosemarie Heise verheiratet. Der gemeinsame Sohn Thomas Heise war Dokumentarfilmer.[3]

Zu den Studenten, die Heise unterrichtete, gehörten neben Fritz Marquardt und Jürgen Kuttner[4] die späteren Dissidenten Rudolf Bahro und Wolf Biermann, der Heise bei der nachträglichen Überreichung seiner Urkunde als Diplom-Philosoph im Jahre 2008 als den „wahrscheinlich einzig richtigen Philosophen in der ganzen DDR“ bezeichnete und hinzufügte, dass Heise zu jenen gehört habe, die an der Marxschen Utopie von einer befreiten Gesellschaft festhielten, aber zugleich mit den restriktiven Verhältnissen in der DDR nicht zurechtkamen. Dazu sang Biermann:[5]

Mein Lehrer Wolfgang Heise
Im Krieg der Illusionen
Ein Waisenkind der Weisheit
Und ist daran zerbrochen
Brach auf zur letzten Reise
Im Jahre Sieb’n-und-achtzig
Hat haßgeliebt sein Vaterland
Sein Herz blieb stehn aus Rebellion
Er war mein DDR-Voltaire,
Denn er durchschaute immer schon
Auch seine eig’ne Illusion
Ce qui touche le cœur …

Darstellung Heises in der bildenden Kunst der DDR

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  • Schriften in zwei Bänden. Band 1: Schriften 1975–1987. Band 2: Aus seinem Leben und Denken. Hrsg. Gerd Irrlitz, Ernst Müller, Stroemfeld, Frankfurt am Main/Basel 2013, ISBN 978-3-86600-153-4.
  • Hölderlin. Schönheit und Geschichte. Mit einer Nachbemerkung von Rosemarie Heise. Aufbau Verlag, Berlin/Weimar 1988, ISBN 3-351-00641-1

Einzelnachweise

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  1. Heiner Müller: Krieg ohne Schlacht – Leben in zwei Diktaturen. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1992, ISBN 978-3-462-02172-1, S. 336.
  2. Barbara Wurm: Thomas Heise über seinen Berlinale-Film: „Der Osten ist ein Pickel“. In: taz.de. 9. Februar 2019, abgerufen am 25. August 2020.
  3. a b Kerstin Decker: Thomas Heise bei der Berlinale: Dokumentarfilmer mit Hang zur Grausamkeit. In: Tagesspiegel.de. 14. Februar 2019, abgerufen am 25. August 2020.
  4. Bericht über sein Studium. März 2002, abgerufen am 3. Mai 2023.
  5. Wolf Biermann: Wolfgang Heise – mein DDR-Voltaire. (pdf; 63 kB) In: edoc.hu-berlin.de. Öffentliche Vorlesungen der Humboldt-Universität zu Berlin, Heft 155, 2009, 7. November 2008, S. 41, abgerufen am 4. März 2021 (Festvortrag anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde).
  6. Prof. W. Heise, Berlin | Ronald Paris | Bildindex der Kunst & Architektur - Bildindex der Kunst & Architektur - Startseite Bildindex. Abgerufen am 28. Februar 2023.
  7. Steffen Wagner: Crossing Europe 2019: Heimat ist ein Raum aus Zeit von Thomas Heise. In: festivalblog.com. 10. Februar 2019, abgerufen am 4. März 2021.