Arthur W. Upfield

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Arthur Upfield

Arthur William Upfield (* 1. September 1890[1] in Gosport, Hampshire, England; † 12. Februar 1964 in Bowral, New South Wales.[2]) war ein britisch-australischer Autor von Kriminalromanen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arthur William Upfield wurde als William Arthur Upfield geboren, die Vornamen aber schon früh in umgekehrter Reihenfolge verwendet.[3] Er hatte vier jüngere Brüder und war ein schwieriges Kind, so dass die Eltern ihn überwiegend bei den Großeltern aufwachsen ließen. Um den Jahreswechsel 1910/1911 schob sein Vater ihn – vermeintlich endgültig – nach Australien ab. Als Begründung gab er an, aus Arthur W. Upfield werde sowieso nichts, Australien sei weit genug weg, damit er seiner Familie keinen Ärger machen könne und er würde nie genug Geld verdienen, um sich eine Schiffspassage zurück leisten zu können.[4]

Er versuchte sich in verschiedenen Gelegenheits-Jobs und war vom „Outback“, der Natur und den Menschen, fasziniert. Im Laufe der Zeit reparierte er Grenzzäune, arbeitete als Rinder- und Schafhirte, jagte professionell Kaninchen, suchte nach Opalen, war Erntehelfer, Koch und Manager einer Schaf-Ranch. Beim Job-Wechsel schob er seine Habseligkeiten auf einem Fahrrad, dessen Pedalen abgeschraubt waren, und ging zu Fuß. Bei seinen Wanderungen über den Kontinent sammelte er die zahlreichen Erfahrungen über das Leben und Überleben im „Bush“, die er in seinen Werken verarbeitete.[5] An der australischen Gesellschaft faszinierte ihn die existenzielle Abhängigkeit der Menschen voneinander in dem menschenarmen, über eine riesige Fläche sich erstreckenden Outback.[6]

Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich im August 1914 als Kriegsfreiwilliger und war in der Australian Imperial Force in der Schlacht von Gallipoli, in Ägypten und in Frankreich eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges blieb er zunächst für weitere fünf Jahre in Großbritannien, wo er als Privatsekretär eines Generals arbeitete. 1924 kehrte er nach Australien zurück.[7]

1948 führte er eine Expedition der Zeitschrift Australian Geographic über 8.000 km durch den Nordwesten Australiens.[8]

Literarisches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Snowy Rowles, der die sogenannten Murchison-Morde beging – eine Fotografie von Arthur Upfield. Die Opfer wurden genauso beseitigt wie in seinem Roman The Sands of Windee (Ein glücklicher Zufall). Der Mörder und Upfield hatten, als Upfield an dem Roman schrieb, über eine unfehlbare Methode, Mordopfer zu beseitigen, diskutiert.[9]

Arthur W. Upfield schrieb 36 Romane[10] und zahllose Kurzgeschichten.[11] Die Erfahrungen, die er in den Jahren in der Wildnis sammelte, prägen die 29 Kriminalromane um Kriminalinspektor Napoleon Bonaparte, „Bony“, die Upfield ab 1929 veröffentlichte. Umgekehrt enthält die Figur des Bony sehr viel Autobiografisches. Ähnliches gilt für die Figur von Clarnce B. Bagshott, einen Schriftsteller, den er in den beiden Romanen The Devil's Steps (Der Pfad des Teufels) und An Author Bites the Dust (Die Leute von nebenan) auftreten lässt.[12] Der permanente Konflikt zwischen den unterschiedlichen Interessen und Lebensweisen der europäischen Siedler und der Aborigines ist ein herausragendes Thema für Upfield und in der zentralen Figur des Bony personifiziert, in dessen fiktiver Biografie er ihn Sohn eines weißen Vaters und einer Aboriginie-Mutter sein lässt.[13] Upfield hängt dabei einer romantischen Konzeption an, die sich die Gesellschaft der Aborigines vor der weißen Einwanderung als paradiesischen Zustand vorstellt.[14] Neben dem permanenten Konflikt zwischen europäischen Siedlern und Aboriginies sind für Upfield die australischen Naturgewalten ein herausragendes Thema.[15]

Einer der Romane Upfields, in dem Natur und Zeit sich gelungen mit dem Handlungsablauf verbinden und als eigener Ablauf Spannung erzeugen, ist Death of a Lake, 1954, (Der sterbende See, 1955): In der extremen Hitze und Trockenheit des Hochsommers im südlichen Hinterland Australiens warten sechs Männer und zwei Frauen auf einem einsamen Außenposten auf das Austrocknen eines Sees. Auf seinem Grund soll sich die Leiche eines Mannes befinden, der vor Jahren nach einem großen Lottogewinn eines Nachts beim Schwimmen im See verschwand. Getarnt als Pferdezureiter nimmt Bony in der erdrückenden Hitze seine Ermittlungen auf.

Upfield versetzt das klassische „Who-dun-it“[Anm. 1] des Detektivromans in eine für die meisten Leser exotische Umgebung. Eine gekonnte Schilderung der grandiosen Landschaften Australiens und seiner Natur zusammen mit einer in Romanen seltenen Darstellung der Kultur der australischen Ureinwohner verschaffen den Kriminalromanen Upfields eine besondere Rolle in diesem Genre.

Arthur W. Upfield war ein begeisterter Geschichten-Erzähler. Die Durchsicht seiner Manuskripte und der Korrekturfahnen lag ihm dagegen weniger.[16]

Als er 1964 starb, schrieb er an seinem 34. Roman, dem 29. mit Bony als Ermittler[17], der unter dem Titel The Lake Frome Monster von J. L. Price und Dorothy Strange fertig geschrieben wurde.

Im deutschsprachigen Raum erscheinen die Romane Upfields seit Mitte der 1950er-Jahre in der Buchserie Rote Reihe des Goldmann Verlags, der die Bücher kontinuierlich neu auflegt. Die Buchreihe war die literarische Vorlage für die australische Fernsehserie Boney, die 1972/73 entstand. Der 1990 produzierten Fernsehfilm Bony: Fahrt in den Tod und die 1992 entstandene Fernsehserie Bony und sein Kommissar sind freie Adaptionen der von Upfield entwickelten Konstellation.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den beiden Auszeichnungen war Upfield 1956 auch für den Gold Dagger der britischen Crime Writers' Association für The Cake in the Hatbox (Der schwarze Brunnen / Sinister Stones) nominiert.

Privat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arthur W. Upfield heiratete 1915 Anne Douglas, mit der er einen Sohn hatte, Arthur James Upfield.[18] Die Ehe verlief nicht dauerhaft harmonisch, oft lebten die Ehepartner getrennt, ab den 1930er Jahren dann dauerhaft. Da Anne einer Scheidung nicht zustimmte, blieb die Ehe formal bestehen. Er lebte dann mit Jessica Urens zusammen.[19]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jahresdaten beziehen sich auf die Original- bzw. deutschen Erstausgaben. Eine deutsche ISBN wurde angegeben, soweit sie bei Erscheinen bereits vorhanden war.

Napoleon-Bonaparte-Serie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1929 The Barrakee Mystery[20]. Hutchinson, London.
  • 1931 The Sands of Windee. Hutchinson, London
    • Ein glücklicher Zufall. Goldmann, München 1958
  • 1936 Wings Above the Diamantina[22]. Angus & Robertson, Sydney
  • 1937 Mr. Jelly's Business[23]. Angus & Robertson, Sydney
    • Mr. Jellys Geheimnis. Goldmann, München 1965
  • 1937 Winds of Evil. Angus & Robertson, Sydney
    • Bony stellt eine Falle. Goldmann, München 1961
  • 1938 The Bone is Pointed. Angus & Robertson, Sydney
    • Todeszauber. Goldmann, München 1965
  • 1939 The Mystery of Swordfish Reef. Angus & Robertson, Sydney + London
    • Der Kopf im Netz. Krimi-Verlag, Wollerau/Schweiz 1943[24]
  • 1940 Bushranger of the Skies[25]. Angus & Robertson, Sydney + London
    • Bony und die Todesotter. Goldmann, München 1965
  • 1945 Death of a Swagman. Doubleday, Doran & Co., Garden City/New York
    • Bony wird verhaftet. Goldmann, München 1964
  • 1946 The Devil's Steps. Doubleday, Garden City/New York
  • 1948 An Author Bites the Dust. Doubleday, Garden City/New York
    • Die Leute von nebenan. Goldmann, München 1957
  • 1948 The Mountains Have a Secret. Doubleday, Garden City/New York
  • 1950 The Bachelors of Broken Hill. Doubleday, Garden City/New York
    • Die Junggesellen von Broken Hill. Goldmann, München 1957
  • 1950 The Widows of Broome. Doubleday, Garden City/New York
    • Die Witwen von Broome. Goldmann, München 1956
  • 1951 The New Shoe[26]. Doubleday, Garden City/New York
    • Der neue Schuh. Goldmann, München 1955
  • 1952 Venom House. Doubleday, Garden City/New York
    • Die Giftvilla. Goldmann, München 1956
  • 1953 Murder Must Wait. Doubleday, Garden City/New York
    • Viermal bei Neumond. Goldmann, München 1955
  • 1954 Death of a Lake. Doubleday, Garden City/New York
    • Der sterbende See. Goldmann, München 1955
  • 1954 Sinister Stones[27]. Doubleday, Garden City/New York
    • Der schwarze Brunnen. Goldmann, München 1957
  • 1956 The Battling Prophet. Heinemann, London
    • Der streitbare Prophet. Goldmann, München 1958
  • 1956 Man of Two Tribes. Doubleday, Garden City/New York
  • 1957 Bony Buys a Woman[28]. Heinemann, London
    • Bony kauft eine Frau. Goldmann, München 1958
  • 1959 Bony and the Mouse[29]. Heinemann, London
    • Bony und die Maus. Goldmann, München 1959
  • 1959 Bony and the Black Virgin[30]. Heinemann, London
    • Bony und die schwarze Jungfrau. Goldmann, München 1960
  • 1960 Bony and the Kelly Gang[31]. Heinemann, London
    • Fremde sind unerwünscht. Goldmann, München 1961
  • 1961 Bony and the White Savage[32]. Heinemann, London
    • Bony und die weiße Wilde. Goldmann, München 1962
  • 1962 The Will of the Tribe. Heinemann, London
    • Wer war der zweite Mann? Goldmann, München 1963
  • 1963 Madman's Bend[33]. Heinemann, London
    • Bony übernimmt den Fall. Goldmann, München 1964
  • 1966 The Lake Frome Monster[34]. Heinemann, London
    • Gefahr für Bony[35]. Goldmann, München 1967

Standalones[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Standalones liegen nicht in deutscher Übersetzung vor

  • 1928 The House of Cain. Hutchinson, London
  • 1930 The Beach of Atonement. Hutchinson, London
  • 1932 A Royal Abduction. Hutchinson, London
  • 1932 Gripped by Drought. Hutchinson, London
  • 1934 The Murchison Murders. Midget Masterpiece Publishing, Sydney
  • 1987 Breakaway House. Angus & Robertson, North Ryde NSW/Australien + London
  • 1996 The Great Melbourne Cup Mystery[36]. ETT Imprint, Watsons Bay NSW/Australien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ray B. Browne: The spirit of Australia. The crime fiction of Arthur W. Upfield. University Press, Bowling Green 1988, ISBN 0-87972-402-1
  • Klaus Johansen: Arthur Upfield. En bibliografi. Edition Bibliomanen, Odense 1995, ISBN 87-90011-71-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arthur W. Upfield – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eigentlich „Who has done it“ (Wer ist der Täter?).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemäß AustLit: „this is confirmed by his birth certificate although the year of his birth is variously listed as between 1888 and 1892.“
  2. Browne, S. 11.
  3. Browne, S. 4.
  4. Browne, S. 4f.
  5. Browne, S. 6.
  6. Browne, S. 8.
  7. Browne, S. 7.
  8. Browne, S. 6, 47 (Karte).
  9. Arthur Upfield (Fotograf): Rowles standing beside James Ryan's car.
  10. Browne, S. 2.
  11. Browne, S. 19.
  12. Browne, S. 6.
  13. Browne, S. 17.
  14. Browne, S. 24.
  15. Browne, S. 17.
  16. Browne, S. 11.
  17. Browne, S. 11.
  18. Browne, S. 7.
  19. Browne, S. 7.
  20. ebenfalls 1965 bei Doubleday, Doran & Co., Garden City/New York, für den „Crime Club Doubleday“ unter dem Titel The Lure of the Bush veröffentlicht.
  21. zeitgleich bei Wollerau, Schweiz.
  22. erschien auch unter dem Titel Winged Mystery bei John Hamilton, London 1937 und unter Wings above the Clayplan bei Doubleday, Doran & Co., Garden City/New York, 1943
  23. erschien bei Doubleday, Doran & Co., Garden City/New York, 1943 unter dem Titel Murder Down Under
  24. bei Goldmann, München, erst 1956 erschienen
  25. 1944 bei Doubleday, Doran & Co., New York, unter dem Titel No Footprints in the Bush erschienen
  26. erschien auch unter dem Titel The Clue of the New Shoe 1955 bei Pan Books, London
  27. erschien auch unter dem Titel The Cake in the Hat Box 1955 bei Heinemann, London
  28. erschien ebenfalls 1957 (aber später) bei Doubleday, Garden City/New York, unter dem Titel The Bushman who Came Back
  29. erschien ebenfalls 1959 bei Doubleday, Garden City/New York, unter dem Titel Journey to the Hangman
  30. erschien 1986 bei Collier Books, New York, unter dem Titel The Torn Branch
  31. erschien ebenfalls 1960 bei Doubleday, Garden City/New York, unter dem Titel Valley of Smugglers
  32. erschien ebenfalls 1961 bei Doubleday, Garden City/New York, unter dem Titel The White savage
  33. erschien ebenfalls 1963 bei Doubleday, Garden City/New York, unter dem Titel The Body at Madman's Bend
  34. posthum vollendet von J. L. Price und Dorothy Strange
  35. 1972 bei Goldmann, München, unter dem Titel Gefahr für Bony erschienen
  36. Der Roman soll bereits 1933 entstanden sein und auf einer wahren Begebenheit beruhen