Christen im Beruf

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Der Verband FGBMFI Full Gospel Business Men's Fellowship International Christen im Beruf Deutschland e.V. versteht sich als evangelikal-charismatisch geprägte sogenannte Berufs- bzw. Standesmission[1] und überkonfessionelle Vereinigung von Berufstätigen. Christen im Beruf ist der deutschsprachige Zweig der Full Gospel Business Men's Fellowship International (FGBMFI) und besitzt die Rechtsform eines eingetragenen Vereins mit Sitz in Stuttgart.[2] Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in Wesel. Frühere Namen des Vereins waren Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG)[3] und ab 1965 bis 2001 Geschäftsleute des vollen Evangeliums.

Nach eigenen Angaben arbeitet die FGBMFI in 160 Ländern[4].

Die Website weist für Deutschland ca. 85 Ortsgruppen, sogenannte Chapter, aus[5]. Georg Schmid gibt für 2003 ca. 100 Chapters in Deutschland, 16 in der Schweiz und vier in Österreich an.[6]

Der 1994 verstorbene Demos Shakarian gründete im Jahr 1953 mit zwanzig weiteren Gründungsmitgliedern in Los Angeles / Kalifornien die erste FGBMFI-Ortsgruppe. Shakarian berichtet über verschiedene visionäre Erlebnisse, welche diese Gründung eines christlichen Geschäftsmänner-Verbandes veranlasst hätten.[7] Im Jahr nach der Gründung konnte die erste Ausgabe der bis heute existierenden verbandseigenen Zeitschrift VOICE herausgegeben werden, in der neun lokale Gruppen (chapters) der Geschäftsleute des vollen Evangeliums in den USA zu ihren Veranstaltungen einluden. 1956 entstanden erste Gruppen außerhalb der Vereinigten Staaten, so zum Beispiel in Toronto, Kalkutta, Monterrey, Hongkong und London[8].

Die Gründung der deutschen Sektion erfolgte 1958 in Stuttgart. Mitbeteiligt an dieser Gründung war die 1957 fast zeitgleich in Deutschland und in der Schweiz entstandene Internationale Vereinigung christlicher Geschäftsleute, deren Namen der deutsche Zweig auch zunächst übernahm. Zum Präsidenten der Vereinigung wurde Adolf Zisser berufen. Als seinen Stellvertreter wählte die Gründungsversammlung Eugene Bird, einen US-amerikanischen Offizier, der von 1964 bis 1972 Direktor des Kriegsverbrechergefängnisses Spandau und umstrittener Autor einer Heß-Biografie[9] war.

1965 kam es nach einer starken Wachstumsphase zu einer Spaltung innerhalb der deutschen Sektion der FGBMFI. Vor allem die Ehemaligen der 1957 gegründeten Internationalen Vereinigung christlicher Geschäftsleute wehrten sich massiv gegen die pfingstlerischen Einflüsse, denen sich eine Reihe der lokalen Gruppen geöffnet hatte, und traten aus dem internationalen Verband der FGBMFI aus. Die pfingstlich orientierten Kreise, die beim internationalen Verband verblieben, starteten daraufhin neu unter dem Namen Geschäftsleute des vollen Evangeliums.

Ab 1991 war Dr. Ulrich Freiherr von Schnurbein erst der zweite Präsident der deutschen Vereinigung und übergab 2017 das Amt an Andreas Schreiber.

Seit 2001 trägt der deutschsprachige Zweig der FGBMFI den Namen Christen im Beruf und steht – entgegen seinen ursprünglichen Leitlinien – auch Frauen offen[10]. Die letzte Namensänderung zeigt auch, das nicht mehr ausschließlich nur Geschäftsleute die Zielgruppe dieser Vereinigung sind, sondern Berufstätige im weitesten Sinne.

Shakarian blieb bis zu seinem Tod Präsident der internationalen Vereinigung. Nachfolger wurde sein Sohn Richard Shakarian, der dieses Amt bis zu seinem Tod 2017 innehat.[8]

Lehre und Ziele

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Die Christen im Beruf bekennen sich zu den Lehraussagen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, setzen aber daneben besondere Akzente, die sie als evangelikal-charismatische Bewegung ausweisen. So halten sie die Bibel „in ihrer Gesamtheit [als] von Gott inspiriert und unfehlbarer Maßstab in Glaubens- und Verhaltensfragen“.[11] Die persönliche Erfahrung der Geistestaufe gehört für sie zur geistlichen Grundausrüstung eines Christen – verbunden vor allem mit der Gabe der Zungenrede, aber auch weiteren im Neuen Testament aufgeführten Charismen. Ihr wichtigstes Anliegen sehen sie in der Befolgung des sogenannten Missionsbefehls Jesu.[12]

Erklärtes Ziel des Vereins ist es, berufstätigen Christen verschiedener Konfessionen und Berufsschichten eine Plattform für geistlichen Erfahrungsaustausch im Alltag zu sein. Außerdem ist die intensive Weltevangelisation und Missionsarbeit gemäß dem Missionsbefehl mit nachfolgenden Zeichen ihr Ziel.

Um die Einheit zu wahren, werden Fragen, bei denen die Meinungen auseinandergehen können, ausgeklammert. Die Mitglieder bleiben in der Regel weiterhin in ihrer Kirche. Christen im Beruf verzichtet darauf, irgendeine Kirche zu empfehlen.[6]

Arbeitsweise und Organisation

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Voraussetzung für die Mitgliedschaft in einem Chapter ist die Anerkennung der 10 Lehrsätze der FGBMFI.[13] Der Besuch der in der Regel monatlichen Chapter-Abende steht jedoch allen Interessierten offen und übersteigt meist die Mitgliederzahl der einzelnen Ortsgruppe beträchtlich.

Die Chapter-Abende finden ausschließlich in öffentlichen Räumlichkeiten statt. Dazu gehören bewirtschaftete Vereins- und Bürgerhäuser, Hotels und Restaurants. Im Mittelpunkt einer Veranstaltung steht neben einem Essen, das jeder Teilnehmer selbst zu zahlen hat, der häufig zweiteilige Vortrag eines Gastredners, der von der Rolle des christlichen Glaubens in seinem persönlichen und beruflichen Werdegang berichtet. Es folgen Erfahrungsaustausch und Diskussion. Daneben gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Aussprache und zum Fürbittegebet für private Anliegen.

Neben den örtlichen Treffen finden regionale Konferenzen und nationale Kongresse statt, die vom Deutschlandbüro der Christen im Beruf koordiniert und organisiert werden. Zum geschäftsführenden Vorstand gehören Andreas Schreiber (Präsident), Peter Rode (Vizepräsident), Klaus Dennstädt (Schatzmeister, * 28. März 1958[14]), Luis Blanco, Georg Damböck und Baptist Deuber.

Weitere Arbeitszweige

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Christen im Beruf geben die deutschsprachige Ausgabe der internationalen FGBMFI-Zeitschrift[15] VOICE heraus. Diese Zeitschrift erscheint vierteljährlich und trägt den Untertitel Forum zur Lebensgestaltung in Familie und Beruf.[16] Die Redaktion befindet sich im so genannten Deutschlandbüro Deggendorf der Christen im Beruf.

Der sozialdiakonische Verein Miteinander e.v. ist ein weiterer Arbeitszweig. Über diesen Verein wird u. a. eine familienentlastende Einrichtung für behinderte Kinder und Jugendliche in Jerusalem unterstützt[17].

Darüber hinaus praktizieren Christen im Beruf die Zusammenarbeit mit anderen konfessionellen und überkonfessionellen Verbänden, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen. So gehören sie zum Beispiel zum Trägerkreis der Christlichen Wirtschaftskonferenz[18] und beteiligen sich an der Christlichen Kooperationsbörse[19].

  • Demos Shakarian, John Sherill, Elizabeth Sherrill: Die glücklichsten Menschen auf Erden. 17. Auflage. Erzhausen 2001, ISBN 978-3-87482-501-6.
  • Georg Schmid, Georg Otto Schmid (Hrsg.): Die Kirchen, Sekten, Religionen. Ein Handbuch. Begründet von Oswald Eggenberger. 7. Aufl. 2003, Evangelische Verlagsanstalt, ISBN 3-290-17215-5.

Einzelnachweise

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  1. Zum Begriff siehe: Paul Gerhard Möller: Artikel: Berufsmissionen, in: Evangelisches Gemeindelexikon, Wuppertal 1978 (hrsg. von H. Burkhardt, E.Geldbach und Kurt Heimbucher), S. 59 Sp2 – S. 61, Sp1
  2. Impressum. (Memento vom 23. Mai 2016 im Internet Archive) In: Christen-im-Beruf.de.
  3. Hansjörg Hemminger, Annette Kick: Die Pfingstbewegung. In: gemeindedienst.de. Archiviert vom Original am 5. Februar 2007; abgerufen am 22. August 2008: „… Die Internationale Vereinigung der Geschäftsleute des vollen Evangeliums (GDVEI) / Christen im Beruf wurde 1953 in den USA unter dem Namen Full Gospel Business Men's Fellowship gegründet […] Die GDVEI darf nicht mit der Internationalen Vereinigung christlicher Geschäftsleute (IVCG) verwechselt werden, die äußerlich in ähnlicher Weise arbeitet und die sich jedoch 1965 von der GDVEI trennte und seither die Pfingsttheologie kritisch betrachtet. Sie ist evangelikal in einem weiten Sinn und überkonfessionell ausgerichtet.“
  4. Website der Christen im Beruf; eingesehen am 20. August 2008
  5. Christen im Beruf / Verzeichnis der Chapter in D, eingesehen am 21. August 2008
  6. a b Kirchen, Sekten, Religionen, 2003
  7. Demos Shakarian: Die glücklichsten Menschen auf Erden, Darmstadt 1997 (5. Auflage)
  8. a b Geschichte der FGBMFI / Christen im Beruf (Memento vom 10. Mai 2009 im Internet Archive), abgerufen am 19. August 2008
  9. Eugene Bird: Hess. Der Stellvertreter des Führers. Englandflug und britische Gefangenschaft. Nürnberg und Spandau München 1974
  10. Geschichte des Chapters Heidelberg. Christen im Beruf, Chapter Heidelberg, Dezember 2008, archiviert vom Original am 11. April 2012; abgerufen am 20. August 2008 (unter dem Datum 18. September 2001): „[…]trat aus der Vereinigung aus, weil er die Namensänderung in „Christen im Beruf“ und die Möglichkeit der Frauenmitgliedschaft nicht länger mit tragen wollte.“
  11. zitiert nach Glaubensgrundsätze der Christen im Beruf / FGBMFI (Memento vom 10. Mai 2009 im Internet Archive), abgerufen am 21. August 2008
  12. ebd
  13. Die 10 Grundsätze der FGBMFI, eingesehen am 3. Oktober 2012
  14. Roland Röhrich, Winfried Stadtmüller: Jahresbericht 1971/72. Röntgen-Gymnasium Würzburg, Würzburg 1972, S. 21.
  15. Seite von VOICE international (Memento vom 27. August 2008 im Internet Archive), abgerufen am 3. September 2008
  16. Webseite Christen im Beruf, Zeitschrift VOICE (Memento vom 9. Dezember 2009 im Internet Archive), abgerufen am 3. September 2008
  17. Christen im Beruf / Informationen zu Nofshon Akim (Memento vom 27. April 2009 im Internet Archive), abgerufen am 3. September 2008
  18. Pressemitteilung der Christlichen Wirtschaftskonferenz: „Im Trägerkreis der Konferenz wirken Mitglieder verschiedener Verbände, Gruppierungen und Kirchen mit: Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU), Bund katholischer Unternehmer (BKU), Christen im Beruf (CiB), Christen in der Wirtschaft (CiW), Freie Christliche Jugendgemeinschaft (FCJG), Gesprächsforum Leben und Glauben (GLG), Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), International Council of Christians in Commerce (ICCC), Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), der Freikirchen sowie der Evangelischen und Katholischen Kirche.“; abgerufen am 3. September 2008
  19. Christliche Kooperationsbörse / Liste der Organisationen (Memento vom 18. September 2008 im Internet Archive); abgerufen am 3. September 2008