Dactylogyrus

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Dactylogyrus

Dactylogyrus unter dem Mikroskop. (a) Vieraugenpunkte, (b) Halteapparate

Systematik
Unterstamm: Neodermata
Klasse: Hakensaugwürmer (Monogenea)
Unterklasse: Monopisthocotylea (Kiemenwürmer)
Ordnung: Dactylogyridea
Familie: Dactylogyridae
Gattung: Dactylogyrus
Wissenschaftlicher Name
Dactylogyrus
Diesing, 1850

Dactylogyrus ist eine homoxene Plattwurm-Gattung aus der Klasse der Hakensaugwürmer (Monogenea), Unterklasse Kiemenwürmer. Dactylogyrus ist ein Ektoparasit (äußerer Parasit) und befällt überwiegend die Kiemen von Fischen. Hier lebt er schmarotzend von Schleim und Blutpartikeln der Kiemen. Ein Kiemenwurmbefall wird auch als Dactylogyrose bezeichnet.

Charakteristisches Merkmal sind die am hinteren Ende gelegenen Halteapparate aus einer komplexen Konstruktion (Opisthaptor) verschiedener Haken, Zähne und Klammern. Mittels dieser Halteapparate ist es ihm möglich sich in der Haut oder den Kiemen seines Wirtes zu verankern. Am vorderen Ende des Kopfes von Dactylogyrus befindet sich das vierzipfelige Ende mit einer Mundöffnung, durch die er seine Nahrung bestehend aus Kiemen oder Blutpartikeln aufnimmt. Bei Gyrodactylus, einer verwandten Art von Dactylogyrus, ist dieses Ende zweizipfelig. Unter dem Mikroskop kann man Dactylogyrus gut an seinen Vieraugenpaaren erkennen. Gyrodactylus fehlen diese Augenpaare.

Dactylogyrus ist ein eierlegender Parasit und kann je nach Art bis zu 2,3 mm groß werden. In der Regel erreichen die meisten Arten eine Größe von etwa 0,5 mm bis 1,0 Millimetern. Er gilt somit als eine der größten Gattungen unter den Vielzellern. Die am häufigsten bei einheimischen Fischen auftretende Art ist Gyrodactylus vastator der vornehmlich Karpfenartige befällt wie dem Koi. Nach Beendigung der Eiablage sterben adulte Kiemenwürmer ab, deren abgelegte Eier sinken zu Boden und nach maximal 10 Tagen schlüpfen aus diesen Eiern schwimmfähige Wimperlarven die innerhalb von 24 Stunden einen neuen Wirt finden müssen. Larven die nach 24 Stunden keinen Wirt gefunden haben sterben ab. Adulte Kiemenwürmer verenden nach ca. 2 bis 14 Tagen ohne Wirt je nach Art.

Kiemenwürmer werden durch Wasserpflanzen, auf denen Eier liegen, oder neuen Fischbesatz in den Altbestand übertragen. Wildfänge sind so gut wie immer mit Kiemenwürmern behaftet. Bei Aquarienfischen finden sich vorwiegend Kiemenwürmer der Art Monocoelium und Gyrodactylus. Dactylogyrus darf man fast als Dauergast bei Fischen betrachten, wobei einige Fische sogar eine regelrechte Resistenz gegen die verschiedensten Parasiten bilden und der Kiemenwurm hier so gut wie keine Schädigungen hervorruft. Erst durch schwächende Faktoren, die stressauslösend wirken, kommt es zu einem Massenauftreten. Stressfaktoren sind verschlechterte Wasserparameter, ein Mangel oder Überangebot an Sauerstoff, zu hoher Gehalt an Ammonium, Nitrit oder Kohlendioxid sowie ungünstige pH-Werte, falsche Wassertemperatur, fehlende Versteckmöglichkeiten, falsche Artenwahl oder zu starke Strömung. Unbehandelt endet ein Massenauftreten von Dactylogyrus immer tödlich. Schlechte Haltungsbedingungen und verminderte Hygiene gelten als Hauptursache, die einen Ausbruch von Dactylogyrus begünstigen.

Bei Dactylogyrus Befall sind die Kiemen verändert. Neben Zerstörungen besonders an der Spitze der Kiemenblättchen fallen starke Wucherungen auf, die oft fadenförmig vorstehen. Im fortgeschrittenen Stadium verendet der Wirt durch seine zerstörten Kiemen an Sauerstoffmangel. Dieser Kiemenwurm lässt sich bereits bei geringer Vergrößerung unter einem Mikroskop gut erkennen.

Typische Krankheitszeichen bei befallenen Fischen sind:

Äußere Erkennungsmerkmale

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  • ausgedehnte Hauttrübungen
  • fetzenartige Schleimhautablösungen
  • Dunkelfärbung
  • Kiemen stark rosa gefärbt
  • Kiemen verfärben sich von gelblich-rot bis hin zu weiß-gelb
  • Kiemen werden blass
  • Abstehende Kiemendeckel
  • ein Kiemendeckel bleibt geschlossen
  • Hornhauttrübungen des Auges
  • begrenzt, gerötete Stellen
  • Würgebewegungen
  • Fische scheuern sich an Gegenständen
  • schreckhafter als üblich
  • Absondern und versteckt bleiben
  • Apathie
  • Fressunlust oder Verweigerung
  • Fisch liegt auf dem Boden
  • Fisch schnappt nach Sauerstoff an der Oberfläche
  • Kachexie
  • Flossenklemmen, dadurch Taumeln
  • heftiges, schwerfälliges Atmen
  • „Schießen“ durchs Wasser

Innere Merkmale

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  • Kiemenblättchen verschleimen

Einer Erhöhung der Temperatur ist bei Kiemenwürmern abzuraten, da die Fische bereits Schwierigkeiten haben Sauerstoff aufzunehmen und diese Prozedur bei höheren Temperaturen noch erschwert wird.

Befallene Fische können in einem Trypaflavin Dauerbad behandelt werden. Ein Befall mit Dactylogyrus kann ebenso mit dem Antihelminthikum Levamisol (z. B. Concurat®, Citarin®, Ripercol®) in Form einer Badelösung oder durch Verfütterung von mit dem Medikament versehenen Lebendfutter behandelt werden. Levamisol hat eine direkte cholinerge Wirkung, in höheren Dosen zusätzlich eine hemmende Wirkung auf Acetylcholinesterase und führt zu einer spastischen Lähmung des Parasiten. Weiterhin besitzt der Wirkstoff beim Wirt immunstimulierende Eigenschaften. Bei offenen Verletzungen sollte Levamisol nicht zum Einsatz kommen da durch glucosehaltige Medikamente eine massive Bakterienblüte auftritt, die dann offene Wunden infizieren und z. B. eine infektiöse Bauchwassersucht verursachen.

  • Amlacher, E. 1992. Taschenbuch der Fischkrankheiten, 6th ed., Gustav Fischer Verlag, Jena Stuttgart
  • Zeitschrift Parasitology Research, Verlag Springer Berlin / Heidelberg, Zur Kenntnis der Gattung Dactylogyrus Diesing 1850 (Monogenoidea), Volume 25, Number 5 / September 1965
  • Zeitschrift Systematic Parasitology, New and known species of Dactylogyrus Diesing, 1850 (Monogenea, Dactylogyridae) from Iranian freshwater cyprinid fishes, Volume 25, Number 3 / Juli 1993
  • Heinz Mehlhorn, Encyclopedic Reference of Parasitology, Biology, Structure, Function, Verlag Springer Berlin Heidelberg, Seite 155, ISBN 978-3-540-66819-0
  • Rudolf Hoffmann: Fischkrankheiten. 2005, ISBN 978-3-8252-8241-7
  • Rüdiger Spangenberg: Dactylogyrosen. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.): Das große Lexikon der Aquaristik. Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-7497-9, S. 318.