Diskussion:Christian Frank (Heimatforscher)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Mautpreller in Abschnitt HuPflA Kaufbeuren
Zur Navigation springen Zur Suche springen

HuPflA Kaufbeuren

[Quelltext bearbeiten]

Frank muss in seiner beruflichen Tätigkeit die Aktivitäten des Direktors der Heil- und Pflegeanstalt, Valentin Faltlhauser, ziemlich hautnah mitbekommen haben. In allen Dimensionen: von den reformerischen Ansätzen (Offene Fürsorge) über die eugenischen Initiativen (Zwangssterilisierung) bis hin zur Aktion T4. Darüber gibt es doch sicherlich Literatur?--Mautpreller (Diskussion) 09:52, 14. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Um ehrlich zu sein: Ich hab mich das auch gefragt, ob und wieviel Frank in Irsee mitbekommen hat. Eigentlich kann ers nicht übersehen haben. Leider neigen wir Oberbayern und Allgäuer in der Aufarbeitung unserer Geschichte zur Verdrängung und zum "Nichtbeschmutzen" von Persönlichkeiten (und Mitläufern). Aus eigener Erfahrung kann ich das aus Landsberg am Lech, Kaufering und Kaufbeuren berichten. Vielleicht helfen die Kaufberer Geschichtsblätter weiter: Brenner, Anton.: Kurat Christian Frank (1867-1942), Priester und Heimatforscher. In: KGBl 12 (1990/92). S. 460-468. Nachdem die T4-Geschichte Irsees erst seit ca. 10-15 Jahren wirklich offen thematisiert wird, könnte das in den KGBl auch noch ein "Harmlostext" sein wie das hier: http://sstoffen.bnv-gz.de/Texte/christian_frank.pdf.

Möglicherweise wäre der Anton Brenner aus Kaufbeuren hier doch ein Ansprechpartner, er hat sich u.a. mit der Nazivergangenheit Kaufbeurens recht aktiv beschäftigt, siehe z.B. hier: http://www.zeit.de/1995/15/Ein_Journal_der_leisen_Toene. Brenner ist m.W. Architekt, die TelNummer einfach übers Netz zu recherchieren. Ansonsten bleibt von Cranachs Standardwerk: (Cranach hat in den 80ern als erster mit der Aufarbeitung der Irseer Vergangenheit angefangen: Die Psychiatrie in der Zeit des Nationalsozialismus, Schwabenakademie, Irsee 1990, Michael von Cranach); Interessant hier insbesondere Seite 284. Dort wird aus dem Tagebuch des Irseer Pfarrers von 1940 zitiert (der Nachfolger von Frank wurde), dass eh alle Bescheid wussten, dass sie nicht lebend zurückkommen. Auch Pater Clemens Kesser (s. 291ff, ebenfalls seit '42 dort Seelsorger) und andere Geistliche werden dort mit Belegen zitiert. --Ordercrazy (Diskussion) 00:13, 15. Aug. 2012 (CEST)Beantworten

Danke, das ist ja ein guter Hinweis. Vielleicht magst Du mal in die Kaufbeurer Geschichtsblätter gucken? Auf jeden Fall hat Faltlhauser nicht erst mit der Aktion T4 eugenisches Gedankengut vertreten, sondern schon deutlich früher (siehe etwa Otto Merkt#Eugenik), zT sogar im Zusammenhang seiner Reformideen. Zwangssterilisierungen hat er in den Dreißigern selbst betrieben. Das ist natürlich noch etwas anderes als die Tötung "lebensunwerten Lebens", die dann mit T4 einsetzte und die Faltlhauser bis zum Kriegsende (ja sogar darüber hinaus) mit zunehmender Radikalität betrieb. Ich weiß nicht, wie Frank sich (bis zu seinem Tod) dazu verhielt. Beteiligt war er wohl kaum, dass er davon nichts gewusst hätte, erscheint aber äußerst unwahrscheinlich. Frank hatte auf jeden Fall eine völkische Vorstellung von Heimat, wie Martina Steber ("Ethnische Gewissheiten") kürzlich anhand von sehr viel Material gezeigt hat.--Mautpreller (Diskussion) 10:38, 16. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Ich will beileibe nix relativieren. Aber Frank war halt ein Kind seiner Zeit. Man muss sich zudem vergegenwärtigen, dass (siehe wieder Cranachs Buch) viele Klosterschwestern und "weltliches" Pflegepersonal in der Anstalt beschäftigt waren, die zwar Hintergründe und Systematik von T4 nicht kannten, sonst aber recht genau wussten, was da vorgeht, ohne dass deswegen einer zum Märtyrer geworden wäre. Auch Franks Nachfolger nach 1942 wussten Bescheid. Cranach zitiert immer wieder aus Gerichtsakten und Vernehmungsprotokollen des Pflegepersonals und der Anstaltspfarrer. Er wird halt ein Mitläufer gewesen sein. Ich fürchte, es findet sich wenig Konkretes und Belegbares über Franks verhalten als Anstaltsgeistlicher. Im Moment ist Sommer - in Bibliotheken und Archive gehe ich gerne wieder, wenn der erste Schnee liegt. :) --Ordercrazy (Diskussion) 11:28, 16. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Ja, klar war er ein Kind seiner Zeit. Eugenik war in den Zwanzigern ein topmodisches Thema, auf das keineswegs nur oder auch nur vor allem die Nazis eingestiegen sind (man denke nur an Alfred Grotjahn). Das heißt, wie ich ja grad schon andeutete, noch lange nicht, dass man auch die Ermordung von angeblich "Erbgeschädigten" billigen musste. Mir geht es auch nicht darum, Frank zu dämonisieren. Es kann sehr gut sein, dass ihm überhaupt nicht wohl bei der Sache war und dass er sich schlicht als ohnmächtig wahrnahm und deshalb auf die Seelsorge beschränkte. Was mich nur beschäftigt, ist, dass man im Artikel kein Wort dazu erfährt.
Interessant ist allerdings, dass Franks Heimatpflege sehr viel weniger unpolitisch war, als es sich im Artikel darstellt. Dazu kann ich auf jeden Fall was schreiben. Auch das bedeutet nicht, dass er in die Naziecke gehört; aber eine "neurechte" Positionierung ist belegt (übrigens keinesfalls eine antisemitische, wohl aber eine völkische).--Mautpreller (Diskussion) 11:41, 16. Aug. 2012 (CEST)Beantworten
Dem Artikel (und sicher auch der Frank-Rezeption) würden belegbare und neutral dargestellte Fakten guttun! Ich rechne mit Gegenwind, stehe aber für belegte Fakten gerne mit ein und halte den Artikel auf der Watchlist. Die Darstellung von Otto Merkt finde ich gelungen, insbesondere aufgrund eines gesunden Verhältnisses, das Merkt nicht nur auf die dreissiger und vierziger reduziert. Liebe Grüße aus Kaufbeuren, Thomas --22:13, 16. Aug. 2012 (CEST)