Fomocain

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Strukturformel
Struktur von Fomocain
Allgemeines
Freiname Fomocain
Andere Namen

N-[3-(4-Phenoxymethylphenyl)propyl]morpholin (IUPAC)

Summenformel C20H25NO2
Kurzbeschreibung

farb- und geruchlose Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 626-114-6
ECHA-InfoCard 100.154.545
PubChem 71693
ChemSpider 64745
Wikidata Q1435626
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C05AD59

Wirkstoffklasse

Lokalanästhetikum

Wirkmechanismus

unspezifische Membranexpansion am Natrium-Kanal[2]

Eigenschaften
Molare Masse 311,4 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 54–56 °C (Base)[2]
  • 173–175 °C (Hydrochlorid)[3]
pKS-Wert

Base: 7,1[1]

Löslichkeit
  • Base: praktisch wasserunlöslich[1]
  • Hydrochlorid: leicht löslich in Wasser, löslich in Chloroform, schwer löslich in Ethanol[4]
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[5]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​317​‐​318​‐​400
P: 273​‐​280​‐​305+351+338[5]
Toxikologische Daten

175 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Fomocain ist ein Morpholin-Derivat das, als Lokalanästhetikum aus der gleichnamigen Klasse der Fomocaine, bis 2003 als Oberflächenanästhetikum eingesetzt wurde.

Der deutsche Pharmazeut Herbert Oelschläger suchte in den 1950er Jahren nach stabilen und hochwirksamen Lokalanästhetika mit geringer Toxizität und fand in der Base Morpholin einen brauchbaren Baustein. 1967 wurde Fomocain unter dem Handelsnamen Erbocain® in die Therapie eingeführt. 1979 erfolgte die Aufnahme des Hydrochlorids in den Deutschen Arzneimittel-Codex, 1991 die der Base.[6]

Fomocain wurde in Salben und Gelen in der Dermatologie und in Suppositorien zur Behandlung des hämorrhoidalen Symptomkomplexes eingesetzt. Seit 2003 sind allerdings keine Präparate mehr im Handel.

Fomocain wirkt an spannungsabhängigen Natrium-Kanälen in den Zellmembranen der Nervenzelle sowohl durch Blockade als auch durch Einlagerung in die Membran (unspezifische Membranexpansion). Auch eine Blockade von Calcium-Kanälen ist möglich, bei denen Fomocain eine ähnliche Affinität wie z. B. Flecainid aufweist.

Die systemische Toxizität ist im Vergleich zu anderen Lokalanästhetika wie Tetracain und Lidocain gering. Eine Ursache dafür ist die hohe Plasmaeiweißbindung.

Pharmakokinetik

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Fomocain wird zu 95 % an Plasmaproteine gebunden, davon der größte Teil an Serumalbumin. Die Affinität hierfür wird über die beiden aromatischen Ringe und die Alkylengruppe vermittelt.

Biotransformation

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Fomocain wird nahezu vollständig metabolisiert, weniger als 5 % wird unverändert ausgeschieden. Die wichtigsten Metaboliten sind 4-OH-Fomocain, Fomocain-N-oxid und 4-OH-Fomocain-N-oxid, insgesamt sind 13 bekannt. Dabei wirkt das Derivat 2-Hydroxy-Fomocain im Cornea-Test noch deutlich lokalanästhetisch.

Einzelnachweise

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  1. a b c Dahse, Thomas: Synthese, Pharmakodynamik und Biotransformation des Fomocain-Derivats Oe 9000, S. 23ff. Dissertation (PDF, 3,8 MB).
  2. a b c Knauthe, Sophie: In-vitro Untersuchungen zur Beeinflussung des mikrosomalen Cytochrom P450-System der Rattenleber und zu möglichen pro- und/oder antioxidativen Eigenschaften neuer Fomocainderivate und einiger Fomocainmetabolite im Vergleich zu Fomocain, Procain, Lidocain, Dissertation, S. 16–17.
  3. Eintrag zu Fomocain. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. Juni 2014.
  4. Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch 9. Auflage 2004, ISBN 3-11-017475-8, S. 603–604.
  5. a b Datenblatt FOMOCAINE bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 2. April 2011 (PDF).
  6. Herbert Oelschläger: Die Fomocaine aus chemischer, pharmakokinetischer und pharmakologischer Sicht : Aktueller Stand und Ausblick. In: Pharmazie in unserer Zeit. Band 29, Nr. 6, S. 358–364, doi:10.1002/1615-1003(200012)29:6<358::AID-PAUZ358>3.0.CO;2-3.