Gestalter für immersive Medien

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Der Gestalter für immersive Medien ist ab 1. August 2023 ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf nach Berufsbildungsgesetz. Es handelt sich um den ersten Ausbildungsberuf, der immersive Medien erstellt: Sie ermöglichen dem Benutzer, virtuelle Umgebungen und digitale Elemente zu erleben und als real wahrzunehmen. Typische Anwendungsbereiche sind AR, VR und MR.[1][2][3][4]

Darstellung der Aufgaben und Rollen für den Ausbildungsberuf

Voruntersuchung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einsatzmöglichkeiten immersiver Medien haben sich seit den 2010er-Jahren erheblich erweitert. Hard- und Software wurden anwendungsfreundlicher. AR-, VR- und MR-Anwendungen halten in immer mehr Branchen Einzug. Experten gingen daher davon aus, dass der Bedarf an qualifiziertem Personal in diesem Bereich ebenfalls steigen wird. Eine nach Berufsbildungsgesetz geregelte Qualifizierung fehlte bislang jedoch. Die Erstellung und Gestaltung immersiver Medien erfolgte daher bislang vielfach durch Quereinsteiger; zum Teil haben private Bildungsdienstleister versucht, den Qualifizierungsbedarf zu decken. Beides reichte nicht aus, um den Bedarf an Fachkräften zu decken.[5] Hinzu kommt, so Experten weiter, dass immersive Medien ihr „Nischendasein“ verlassen haben und den Sprung geschafft haben, „eine normale Technik zu werden, so wie andere digitale Medien auch“[6]. Sie heben hervor, dass ein „eigener Wirtschaftszweig entstanden sei“, der für „viele Industriezweige neue Möglichkeiten“[7] schaffe.

Der DGB und das KWB haben daraufhin das BMWK gebeten, eine Voruntersuchung zu einem möglichen Qualifizierungsbedarf durchzuführen. Das BMWK beauftragte wiederum das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit der Durchführung der Voruntersuchung. Diese fand von Mitte 2020 bis Mitte 2021 statt. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass in der deutschen Wirtschaft ein Bedarf an einem eigenständigen Berufsprofil für einen dreijährigen Ausbildungsberuf besteht.[8] Auf dieser Grundlage hat das BMWK das BIBB gebeten, gemeinsam mit den Sozialpartnern den Entwurf einer Ausbildungsordnung zu erstellen. Dieser Entwurf liegt Ende 2022 vor.[9]

Struktur und Ausbildungsdauer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ausbildungsberuf wird ein Monoberuf, d. h. verfügt über keine Spezialisierungen wie Fachrichtungen oder Schwerpunkte. Die Ausbildungsdauer beträgt 36 Monate.[1] Die Ausbildung kann entsprechend den Vorgaben des Berufsbildungsgesetzes verkürzt oder verlängert werden.

Inhalte und Prüfungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Auszubildenden erlernen innerhalb der drei Ausbildungsjahre unter anderem 3D-Modeling, 3D-Animation, Shading, Texturing und 3D-Audio. Die Entwicklung der Produkte erfolgt dabei durch Spiel-Engines wie Unity oder Unreal. Weitere Lerninhalte sind die Kundenberatung und das Projektmanagement. Die Fachkräfte arbeiten dabei in Teams mit Programmierern und 3D-Artists zusammen. Sie erstellen eigenverantwortlich Bild- und Tonaufnahmen für die Produktion und unterstützten die Präsentation und Demonstration von Lösungen bei Kunden. Experten bewerten das Ergebnis als eine „sehr runde Sache“[10] und stellen die Effizienz und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten heraus.

Die Ausbildungsordnung sieht für diesen Ausbildungsberuf eine Zwischenprüfung (ZP) und eine Abschlussprüfung (AP) vor. Die ZP soll im vierten Ausbildungshalbjahr stattfinden und findet in den beiden folgenden Prüfungsbereichen statt: „Immersive Medienprodukte in Entwicklungsumgebungen vorbereiten und erstellen“ und „3D-Modelle und Medienprodukte erstellen“. Im ersten genannten Prüfungsbereich soll der Auszubildende unter anderem nachweisen, dass er Produktionsmittel zur Erstellung und Bearbeitung von Bild- und Tonaufnahmen auswählen sowie deren Einrichtung und Einsatz beschreiben kann. Die Prüfung findet schriftlich statt und dauert 120 Minuten. Im zweiten genannten Prüfungsbereich soll der Auszubildende unter anderem nachweisen, dass er Bild- und Tonaufnahmen für reale und virtuelle Produktionen durchführen und anpassen sowie grundlegende 3D-Modellierungen von Körpern vornehmen und diese animieren kann. Die Prüfung findet als Arbeitsprobe statt und dauert 30 Minuten.

Die Abschlussprüfung findet am Ende der Ausbildung statt und umfasst die folgenden vier Prüfungsbereiche: „Immersive Medien produzieren“, „Immersive Medien konzipieren und gestalten“, „Produktion von immersiven Medien organisieren und umsetzen“ sowie „Wirtschafts- und Sozialkunde“. Im ersten genannten Prüfungsbereich führt der Auszubildende einen realen Betrieblichen Auftrag in seinem Ausbildungsbetrieb durch. Zuvor muss er die Aufgabenstellung und die Angabe des geplanten Durchführungszeitraums dem Prüfungsausschuss zur Genehmigung vorlegen. Anschließend führt der Auszubildende seinen betrieblichen Auftrag durch und dokumentiert ihn. Hierfür stehen ihm 40 Stunden zur Verfügung. Zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert er seinen Auftrag vor einem Prüfungsausschuss, der mit ihm ein Fachgespräch führt. In den beiden weiteren Prüfungsbereichen findet ebenfalls eine schriftliche Prüfung statt, für die jeweils 120 Minuten zur Verfügung stehen. Der Prüfungsbereich „Wirtschafts- und Sozialkunde“ enthält nicht fachbezogene, schriftlich zu beantwortende Fragestellungen zu allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen der Berufs- und Arbeitswelt. Hierfür stehen 60 Minuten zur Verfügung. Sowohl bei der ZP wie auch bei der AP werden bundesweit einheitliche, schriftliche Prüfungsaufgaben zum Einsatz kommen. Diese Prüfungsaufgaben entwickeln ehrenamtlich besetzte Ausschüsse, die vom ZFA in Kassel betreut werden.

Berufsschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beschulung erfolgt an den folgenden Standorten (Stand: Februar 2024):

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): 2.2.338 – Voruntersuchung zum Bedarf beruflicher Qualifizierung für die Gestaltung immersiver Medien, Abschlussbericht eines Entwicklungsprojektes von Heike Krämer und Ulrike Azeez, Bonn, Juli 2021, S. 18.
  • Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien MedienBildung VerlagsGmbH (Hrsg.): Druck- und Medien-Abc, Oktober 2022, 69. Jahrgang, S. 16–18

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gestalter für immersive Medien/Gestalterin für immersive Medien (Ausbildung), Webseite des BIBB, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  2. Neues Berufsbild: Gestalter/-in für immersive Medien, Webseite print.de, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  3. Gestalter für immersive Medien: Ein Beruf entsteht, Webseite von Torsten Fell, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  4. Gestalter:in immersive Medien, Webseite des XR HUB Bavaria, Medien.Bayern GmbH, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  5. Zwei Neuordnungen in der Grafischen Industrie in Planung, Webseite der IHK Region Stuttgart, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  6. Neuer Beruf für die virtuelle Welt, Artikel von Kathrin Hedtke in der ver.di-Branchenzeitung DRUCK + PAPIER, Ausgabe vom 5. Dezember 2021.
  7. Jens Epe im Interview mit Thilo Kunze: Eintauchen in neue (Ausbildungs-)Welten, S. 24 und 25, veröffentlicht in: DIHK (Hrsg.): POSITION, IHK-Magazin für Berufsbildung, 56. Jahrgang 2023.
  8. Gestalter für immersive Medien, Webseite des Verbandes Druck + Medien Nord-West, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  9. Informationen zu Aus- und Fortbildungsberufen, Webseite des BiBB, abgerufen am 22. Dezember 2022.
  10. Thomas Hagenhofer: Interview mit …, veröffentlicht in: Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien MedienBildung VerlagsGmbH (Hrsg.): Druck- und Medien-Abc, Oktober 2022, 69. Jahrgang, S. 18
  11. Gestalterinnen und Gestalter für immersive Medien, Webseite der Beruflichen Schule in Farmsen, abgerufen am 16. Februar 2024.
  12. GESTALTER:IN FÜR IMMERSIVE MEDIEN, Webseite des Georg-Simon-Ohm-Berufskollegs, abgerufen am 16. Februar 2024.
  13. Duale Ausbildung | Gestalter für immersive Medien (m/w/d), Webseite der Johannes-Gutenberg-Schule, abgerufen am 16. Februar 2024.
  14. Die Julius-Wegeler-Schule Koblenz ist kompetenter Partner für die berufliche Ausbildung im Medienbereich, Webseite der Julius-Wegeler-Schule, abgerufen am 16. Februar 2024.
  15. Medien, Webseite der Martin-Segitz-Schule, abgerufen am 16. Februar 2024.
  16. Ausbildungsberufe, Webseite des OSZ KIM, abgerufen am 16. Februar 2024.
  17. Gestalter:innen für immersive Medien Webseite der IHK Kassel-Marburg, abgerufen am 16. Februar 2024.