Josefine Klee-Helmdach

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Josefine Klee-Helmdach (* 26. Januar 1903 in Frankfurt am Main; † 2. Oktober 1994 ebenda), geborene Klee, war eine deutsche Hörfunk-Redakteurin, Hörspiel-Sprecherin, Regisseurin, Theater- und Fernseh-Schauspielerin.[1]

Die Schillerschule, eine Höhere Töchterschule (Lyzeum) in Frankfurt am Main, im Jahr 1908

Josefine Klee besuchte die Schillerschule in Frankfurts Stadtteil Sachsenhausen, seinerzeit eine Höhere Töchterschule, die den Mädchen ab 1911 auch ein Abitur ermöglichte und 1914/15 zur Ausbildungsschule wurde.

Klee-Helmdach besuchte die Schauspielschule in Frankfurt am Main. Sie hatte anschließend als Theaterschauspielerin Bühnenengagements am Stadttheater Essen, am Stadttheater Königsberg, in München, am Altonaer Stadttheater und in Leipzig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom Nationalsozialismus unbelastete Mitarbeiter für den Rundfunk gesucht.[2] US-Kontrolloffizier und Zensor Golo Mann, verantwortlich für die Personalauswahl und Programmgestaltung bei Radio Frankfurt, stieß auf Klee-Helmdach. Ab März 1946 war die 43-jährige für den Kinderfunk des im Vorjahr von den US-Amerikanern gegründeten Senders und des 1948/49 daraus entstandenen Hessischen Rundfunks tätig, den sie für 22 Jahre bis 1968 leitete. Zunächst in dem nach Zerstörung durch Bombardement notdürftig wiederhergestellten alten Funkhaus in der Eschersheimer Landstraße angesiedelt, zog sie ab 1. Juni 1951 mit in das neue Funkhaus am Dornbusch an der Bertramstraße bzw. Bertramswiese. Die Kinderfunk-Sendungen wurden in den Studios des umgewidmeten so genannten Rundbaus produziert, der ursprünglich als Sitz des Deutschen Bundestages vorgesehen war, wäre Frankfurt am Main Bundeshauptstadt geworden. Zeitgleich mit der Einführung seines zweiten Hörfunkprogramms (heute: hr2) am 15. Oktober 1950 erhielt dort der Kinderfunk tägliche Sendezeit, immer fünf Minuten vor den 19-Uhr-Nachrichten.[3]

1946: Radio Frankfurt in der Eschersheimer Landstraße

Klee-Helmdach erlebte mit, als Eberhard Beckmann am 1. Juni 1946 von den US-Amerikanern zum ersten deutschen Nachkriegsintendanten von Radio Frankfurt ernannt wurde. Sie war ebenfalls dabei, als Beckmann am 18. Januar 1949 aus den Händen von General Lucius D. Clay die Sendelizenz für den Hessischen Rundfunk erhielt und als der US-Kontrolloffizier Robert H. Lochner am 24. Mai 1949 verabschiedet wurde. Ein wichtiger Meilenstein war auch die am 11. November 1950 beschlossene und per 1. Januar 1952 realisierte Einrichtung des Lautarchivs des Deutschen Rundfunks (heute: Deutsches Rundfunkarchiv), das beim Hessischen Rundfunk auf dem Gelände des Funkhauses am Dornbusch in Frankfurt angesiedelt wurde.[4][5] Dieses ermöglichte es durch Zustiftungen anderer Sender, bei Kinderhörspielen mehr und mehr auf Ton- und Geräuschaufnahmen zurückgreifen zu können, ohne diese in jedem einzelnen Fall durch einen versierten Geräuschemacher relativ aufwendig nachahmen lassen zu müssen.

„Tante Jo und ihre kleine Bande“ vor dem Studiomikrofon, rechts vorne hockend Josefine Klee-Helmdach

Vom Office of Military Government for Germany (U.S.) (OMGUS) anfänglich als Instrument der Reeducation betrachtet, wurden der hessische Kinderfunk und Klee-Helmdach insbesondere durch die wöchentliche Sendung „Tante Jo und ihre kleine Bande“, jeweils sonntags um 14:00 Uhr, an der sie als „Tante Jo“ stets mit einer Gruppe von wechselnden Kindern nebst „Onkel Wullewatz“ maßgeblich mitwirkte, über viele Jahre und für sehr viele Kinder von Frankfurt am Main, in Hessen und angrenzenden Empfangsgebieten zu einer Institution, an die sich die Nachkriegsgeneration noch heute lebhaft erinnert.[6][7][8]

Heiter sind wir, immer froh, wir und uns’re Tante Jo! – Wer Radio hört im Hessenlande, der kennt auch uns, die kleine Bande. – Hat's euch gefallen, liebe Kinderlein, dann schaltet nächsten Sonntag wieder ein!

O-Ton Radio Frankfurt bzw. Hessischer Rundfunk

In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre war der Rundfunk das wichtigste Informations- und Unterhaltungsmedium der deutschen Bevölkerung, auch der Kinder und Jugendlichen. Bis etwa zum Alter von 14 Jahren lauschten die Hörer, sowie auch viele Erwachsene, den Sendungen, in denen „Tante Jo“ ihre „kleine Bande“ belehrte. In den 1950er Jahren avancierte der Rundfunk (gemeint: der Hörfunk) zum Kultmedium, jedes zweite Kind unter 14 Jahren hörte fast täglich Kindersendungen.[8] So erklären sich Klee-Helmdachs Bedeutung und Bekanntheitsgrad. „Tante Jo und ihre kleine Bande“ war zu dieser Zeit das Gegenstück zu Berlins „Onkel Tobias“ vom RIAS (Fritz Genschow) oder zu „Onkel Eduard“ vom NWDR bzw. dem späteren NDR (Eduard Marks). Die Hochphase des Hörfunks dauerte bis in die 1960er Jahre an, als das Fernsehen zunehmend Verbreitung fand und viele Funktionen übernahm.

Im Kollegenkreis erfreute sich Klee-Helmdach eines guten Rufes. Die Leiterin des Frauenfunks von Radio Frankfurt, die dort ebenfalls 1946 anfing, Dr. med. Gabriele Strecker, bezeichnete sie als „die immer liebenswürdige Leiterin des Kinderfunks, viel zu beschäftigt... “[9]

Klee-Helmdach war außerhalb des Funkhauses an zahlreichen Veranstaltungen beteiligt, teils mit ihrer „kleinen Bande“, beispielsweise vor Kindervorführungen in Frankfurter Filmtheatern (u. a. im Metro im Schwan im Steinweg) oder mit dem Kinderchor des hr.[10]

Bei einer Reihe von Hörfunkproduktionen und Hörspielen führte sie Regie.[11] Für den hr übernahm sie 1961 die Regie der Hörspielfassung des Kinderbuchs „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler.[12]

Klee-Helmdach war in Hessen eine der Protagonisten, die das Radioprogramm in seiner Blütezeit prägten, neben Peter Frankenfeld, Otto Höpfner, Hans-Joachim Kulenkampff oder Heinz Schenk, die in den 1950er Jahren für das Hörfunkprogramm des hr standen. Auch die bekannte Serie „Die Hesselbachs“ von und mit Wolf Schmidt startete dort als Hörspiel mit insgesamt 77 Folgen bis 1956. Klee-Helmdachs Kontakt zu Liesel Christ und Lia Wöhr ergab sich daher zwangsläufig. Sie trat nach 1971 wiederholt als Partnerin von Liesel Christ an deren Frankfurter Volkstheater auf.[13][14][15]

Nach ihrer Zeit beim Kinderfunk war Klee-Helmdach an weiteren Hörspielproduktionen, Theateraufführungen und bei Fernsehsendungen und -serien beteiligt.

Auch im hohen Alter war Josefine Klee-Helmdach noch vollständig über die aktuellen Interessen und Themen von Kindern und Jugendlichen orientiert und konnte mit dieser Altersgruppe in einer Weise kommunizieren, die den seit ihrer Zeit beim hr-Kinderfunk noch größer gewordenen Altersunterschied kaum spürbar werden ließ.[16]

Sie verstarb 91-jährig in der Medizinisch-Geriatrischen Klinik des Diakonissen-Krankenhauses im Frankfurter Stadtteil Nordend und wurde auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.[17]

Hörfunk (Auszug)

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Theater (Auszug)

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Freundeskreis ehemaliger Funkkinder

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1983, aus Anlass des 80. Geburtstages von Josefine Klee-Helmdach, hatte sich die Funkkinder- und Purzelgruppe zusammengefunden, um sich auch im Erwachsenenalter an die Zeit ihrer gemeinsamen Auftritte beim Kinderfunk zu erinnern. Diese Treffen fanden auch danach regelmäßig statt.[20]

  • Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. De Gruyter, Berlin 1956, DNB 010075518, S. 358.
  • Gabriele Strecker: Überleben ist nicht genug: Frauen 1945–1950. Herder, Freiburg im Breisgau 1981. ISBN 3-4510-7915-1.
  • Horst Heidtmann: Zur Geschichte des Kinderradios in der Bundesrepublik. In: Alle mal herhören: Kinder wollen Radio. Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (Hrsg.). Bielefeld 2002.
  • Sabine Hock: Liesel Christ. Volksschauspielerin. Eine Biographie. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-782-90546-6.
  • Helga Schwuchow: Wir Kinder der 40er & 50er Jahre. Aufgewachsen in Frankfurt. Wartberg-Verlag. Gudensberg 2008. ISBN 978-3-8313-1834-6.

Einzelnachweise

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  1. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Bestandsname Klee-Helmdach, Josefine. Signatur S 1/345, Laufzeit: ca. 1920–1994
  2. Radio-Mann. Ich schämte mich doppelt. auf: spiegel.de
  3. Blütezeit Hörfunk – Anfänge Fernsehen, 1949–1959, Chronik des Hessischen Rundfunks auf: hr-online.de
  4. Rundfunk-Geschichte. Der Sound der Stunde Null auf: spiegel.de
  5. Robert H. Lochner zum 85. Geburtstag auf: dra.de
  6. Interview von Hans-Peter Hess (hr) mit Josefine Klee-Helmdach, Tape 3, 1984
  7. Helga Schwuchow: Wir Kinder der 40er & 50er Jahre. Aufgewachsen in Frankfurt.
  8. a b Horst Heidtmann: Heiter sind wir, immer froh, wir und uns’re Tante Jo. Zur Geschichte des Kinderradios in der Bundesrepublik. 2002. (Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2016. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.hdm-stuttgart.de Online auf hdm-stuttgart.de, PDF-Datei, 77 kB)
  9. Dr. Gabriele Strecker: Überleben ist nicht genug: Frauen 1945–1950. S. 23
  10. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2016. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/damals-im-kino.stoer.de Märchenfilme für Kinder in Frankfurter Kinos@1@2Vorlage:Toter Link/damals-im-kino.stoer.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf: damals-im-kino.stoer.de
  11. Die Geschichte einer Reise von Deutschland nach Deutschland Lexikon der deutschen Krimiautoren
  12. Die kleine Hexe (Memento vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today), www.hoerspieltipps.net
  13. Sabine Hock: Liesel Christ. Volksschauspielerin. Eine Biographie. S. 163
  14. Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Band 69, S. 456
  15. Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Band 87, S. 147
  16. Anmerkungen zum Interview mit Josefine Klee-Helmdach von Hans-Peter Hess (hr), 1984
  17. Für Kinder war sie „Tante Jo“. Josefine Klee-Helmdach ist im Alter von 91 Jahren gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Oktober 1994, Nr. 231, S. 46
  18. Hörspiele mit Josefine Klee-Helmdach auf: hoerdat.in-berlin.de
  19. Jovan Evermann, Thomas Hruska: Der neue Serien-Guide. Das Lexikon aller Serien im deutschen Fernsehen von den Anfängen bis heute. Band 1. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2004. ISBN 3896025139
  20. Heiter sind wir, immer froh. In: Senioren-Zeitschrift Frankfurt 2/2003. S. 41 (Memento vom 6. Juli 2016 im Internet Archive) auf: senioren-zeitschrift-frankfurt.de (PDF-Datei, 3,1 MB)