Juan Esquivel Barahona

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Juan Esquivel Barahona, Holzschnitt aus dem Missarium liber primus (1608)

Juan Esquivel Barahona (* um 1560 in Ciudad Rodrigo; † nach 1623 ebenda) war ein spanischer Komponist und Kirchenmusiker.

Juan Esquivels genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert, aber in den Kirchenakten der Kathedrale von Ciudad Rodrigo ist vermerkt, dass er am 22. Oktober 1568 als Chorknabe aufgenommen wurde, was seinerzeit in Spanien typischerweise im Alter von 8 Jahren geschah.[1] Dort dürfte er seine Ausbildung bei Juan Navarro Hispalensis (um 1530–1580) erfahren haben, der seinerseits ein Schüler von Cristóbal de Morales war, dessen Einflüsse in Esquivels Kompositionen erkennbar sind. 1581 wurde Esquivel zum maestro de capilla der Kathedrale von Oviedo ernannt; er soll damals noch keine 20 Jahre alt gewesen sein.[2] 1583 empfing er dort vermutlich die Priesterweihe. In den folgenden Jahren verschuldete er sich stark, hauptsächlich wegen der Gagen der von ihm engagierten Musiker, was dazu führte, dass er Ende des Jahres 1585 seine Position in Oviedo übereilt verließ. Er konnte schnell eine Anstellung als maestro de capilla an der Kathedrale von Calahorra finden, die er bis 1591 innehatte. Danach kehrte er als Kirchenmusiker an die Kathedrale seiner Heimatstadt zurück. In Pedro Ponce de León (1561–1615?), der von 1605 bis 1610 Bischof von Ciudad Rodrigo war,[3] fand er einen Förderer, der den Druck seiner drei Notenbände finanzierte. Nach dem Erscheinen des dritten Bandes 1613 ist kein direktes Lebenszeichen von Esquivel mehr überliefert. Der Chronist Antonio Sánchez Cabañas († 1627)[4] erwähnt einen vierten Band mit Liedern, Fauxbourdon-Sätzen, Hymnen und Motetten, der 1623 erschienen sein soll, aber nicht erhalten ist.[5] Sánchez Cabañas beschreibt in seiner um 1625 abgeschlossenen Chronik weiter bereits das Grab von Esquivel, das sich unter einem Seitenaltar der Kathedrale von Ciudad Rodrigo befand. Dies legt die Vermutung nahe, dass Esquivel um 1623/24 verstorben sein dürfte.[6]

Juan Esquivel zählt zu den produktivsten und durch Notendrucke bestdokumentierten Komponisten der spanischen Renaissancemusik. Stilistisch verharrte er in den Satztechniken der älteren Komponistengeneration eines Francisco Guerrero und ordnete Möglichkeiten der Weiterentwicklung des musikalischen Satzes den liturgischen Erfordernissen unter.[2] Nur wenige seiner Werke liegen in modernen kritischen Ausgaben vor.

  • Missarum Ioannis Esquivelis in alma ecclesia civitatensi portionarii, et cantorum praefecti, liber primus, Salmanca 1608 (enthält fünf Messen zu 4, 5 und 8 Stimmen sowie ein 5stg. Requiem)[7]
  • Motecta festorum et dominicarum, ebd. 1608 (enthält 69 Motetten zu 4 bis 6 Stimmen)[8]
  • Psalmorum, hymnorum, magnificarum, et B. Mariae quatuor antiphonarum de tempore, necnon et missarum, tomus secundus, ebd. 1613 (enthält sechs Messen zu 4 bis 5 Stimmen, ein Requiem zu 4 Stimmen, 7 Psalmen 4stg., 31 Hymnen 4stg., 8 Magnificat 4–6stg. und 4 Antiphonen 4–5stg.)
  • »Peccavi super numerum arenae maris«, 4stg. Motette (im Druck von 1608 nicht enthalten)
  • Albert Geiger: Juan Esquivel: ein unbekannter spanischer Meister des 16. Jahrhunderts. In: Festschrift zum 50. Geburtstag. Adolf Sandberger überreicht von seinen Schülern. Ferdinand Zierfuss, München 1918, S. 138–169; digitale-sammlungen.de.
  • Michael Brian O’Connor: The 1608 and 1613 Requiem Masses of Juan Esquivel Barahona: a Study of the Tridentine ‘Missa pro defunctis’ in Spain. thesis, School of Music, Florida State University, 1995
  • Michael Brian O’Connor: The Polyphonic Compositions on Marian Texts by Juan De Esquivel Barahona: A Study of Institutional Marian Devotion in Late Renaissance Spain. Ph.D. diss., The Florida State University, 2006; Florida State University.
  • Robert J. Snow: The 1613 Print of Juan Esquivel Barahona. Information Coordinators, Detroit 1978.
  • Robert Stevenson: Esquivel Barahona, Juan (de). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • Cristina Urchueguía: Esquivel Barahona, Juan (de). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 6 (Eames – Franco). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2001, ISBN 3-7618-1116-0, Sp. 509–510 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Clive Walkley: Juan Esquivel: a master of sacred music during the Spanish golden age. Boydell, Woodbridge 2010, ISBN 978-1-84383-587-5; DOI:10.1017/9781846159053, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.

Einzelnachweise

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  1. Michael Brian O’Connor 2006, S. 11.
  2. a b Cristina Urchueguía: Esquivel Barahona, Juan (de). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 6 (Eames – Franco). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2001, ISBN 3-7618-1116-0, Sp. 509–510 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. Eintrag zu Bishop Pedro Ponce de Léon, O.P. † auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 9. Dezember 2023.
  4. Antonio Sánchez Cabañas: Historia de la M.N.Y.M.L. Ciudad de Ciudad-Rodrigo, comprensiva de su situacion, antigüedad, variedad de poseedores que ha tenido, y otras particularidades dignas de atencion por D. Antonio Sánchez Cabañas, Capellan de número de la Sancta Iglesia Catedral de la misma Ciudad. Mss. 1708–1710 (ca. 1626). Gekürzte Buchausgabe: José Benito Polo (Hrsg.): Antonio Sánchez Cabañas, Historia de Ciudad Rodrigo. Salamanca 1967, OCLC 1368304479.
  5. Michael Brian O’Connor 2006, S. 20.
  6. Francisco J. Rodilla León: Juan Esquivel (de) Barahona. Real Academia de la Historia, abgerufen am 10. Dezember 2023 (spanisch).
  7. RISM ID: 990017201
  8. RISM ID: 990017202