Kirche Laukischken

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirche Laukischken
(russisch: Кирха Лаукишкена)
Baujahr: 1809 bis 1812
Stilelemente: Neugotik
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Laukischken,
Kirchenprovinz Ostpreußen,
Kirche der Altpreußischen Union
Lage: 54° 49′ 39,3″ N, 21° 14′ 21,6″ OKoordinaten: 54° 49′ 39,3″ N, 21° 14′ 21,6″ O
Standort: Saranskoje
Kaliningrad, Russland
Zweck: Evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Gemeinde: nicht mehr vorhanden, Kirchengebäude in zweckfremdem Gebrauch
Kirchengebäude

Die Kirche in Laukischken ist ein zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenes Bauwerk und war bis 1945 evangelisches Gotteshaus für das Kirchspiel des heute russisch Saranskoje genannten Dorfes. Das Gebäude dient heute kulturellen Zwecken.

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saranskoje am Flüsschen Kamenka (früher deutsch: Mauergraben), das wenig später in die Deime (Deima) mündet, liegt südöstlich der Stadt Polessk (Labiau) an der russischen Fernstraße A 190 (ehemalige deutsche Reichsstraße 126) im Einmündungsbereich der aus Richtung Prawdinsk (Friedland) und Snamensk (Wehlau) kommenden Fernstraße R 514. Die nächste Bahnstation ist Scholochowo (Schelecken, 1938–1946 Schlicken) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit). Das Kirchengebäude steht im Südosten der Gemeinde Saranskoje südlich des Landweges nach Petino (Bartuszen, 1936–1938 Bartuschen, 1938–1946 Bartelshöfen).

Kirchengebäude

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1607 ersetzte ein stabiles Gebäude eine bis dahin aus vorreformatorischer Zeit stammende hölzerne Kapelle in Laukischken. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde ein völliger Kirchenneubau[1] fällig, der in den Jahren 1809 bis 1812 erfolgte und eine mit neugotischen Stilelementen versehene Kirche mit Glockenturm an der Westseite erstehen ließ[2]. Aus der Vorgängerkirche wurde eine Taufschale von 1668 aus Messing übernommen, ebenso ein Stollenstuhl aus dem 17. Jahrhundert. Kanzel und Altar der Kirche waren zu einem Kanzelaltar vereinigt.

Im Kriegsjahr 1914 wurde die Kirche stark beschädigt und in den Jahren 1920 bis 1924 wieder hergerichtet.[3] Anstelle des zerstörten Glockenturms wurde 1920 ein kleiner Aufsatz aus Holz auf dem westlichen Dachgiebel aufgebracht.

Durch den Zweiten Weltkrieg kam die Kirche unversehrt[4] und war bis 1996 relativ gut erhalten.[5] Sie wird als Kulturhaus und Diskothek genutzt.[6] Anlässlich einer Dachreparatur beseitigte man das Turmhäuschen und vermauerte die meisten Fenster.[7]

Kirchengemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erste Kirche dürfte auf dem damals prußischen Friedhof im 1258 gegründeten Laukischken gebaut worden sein, der 1318 urkundliche Erwähnung findet. Von der prußischen Zeit zeugte vor 1945 ein Weihwasserstein im Pfarrgarten. Im 14. Jahrhundert bereits wurde Laukischken als Kirchdorf genannt, und zu Beginn des 16. Jahrhunderts amtieren die ersten lutherischen Geistlichen hier. Bis 1945 gehörte Laukischken mit seinem weitflächigen Kirchspiel zum Kirchenkreis Labiau[8] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Bei einer Volkszählung im Jahr 1925 waren in Laukischken und Umgebung 6600 evangelische Gemeindeglieder registriert, die von einem Ortspfarrer sowie einem Hilfsprediger betreut wurden.

Aufgrund von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und eine restriktive Religionspolitik der Sowjetunion kam das kirchliche Leben in dem seit 1946 „Saranskoje“ genannten Dorf zum Erliegen. Heute liegt das Dorf im Einzugsbereich einer in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Lomonossowka (Permauern, 1938–1946 Mauern), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[9] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Während das Kirchengebäude heute noch steht, wurde das Pfarrhaus im Jahre 1993 abgerissen.

Das Kirchspiel der Kirche Laukischken umfasste vor 1945 außer dem Pfarrort noch 58 Orte, Ortschaften und Wohnplätze[10] (* = Schulorte):

Name Namensänderung
1938 bis 1946
Russischer
Name
Name Namensänderung
1938 bis 1946
Russischer Name
(Adlig) Rathswalde Isobilnoje Krakau Krasny Bor
*Alt Gertlauken Nowaja Derewnja Leischkidde Kleineichenberg
Alt Kirschnabeck Kirschbeck Nowodworki Leiszen,
ab 1936: Leischen
Hirschdorf Nowodworki
Balance Preußenberg Lenkhügel
Bartuszen,
ab 1936: Bartuschen
Bartelshöfen Petino *Lucknojen Neuenrode Sapowedniki
Dedawe Deimehöh Isobilnoje Medlauken
Dwielen Meißnershof Fewralskoje Meyerhof Lomonossowka
Eichenberg
Kr. Labiau
Müllershorst Krasny Bor
Friedrichsbruch Neu Gertlauken Geroiskoje,
jetzt: Nowaja Derewnja
Geidlauken Heiligenhain Berjosowka Neu Holland
Gertlauken Nowaja Derewnja Neu Kirschnabeck Kleinhirschdorf Jelnikowo
Groß Kirschnakeim Kirschkeim Fewralskoje Paddeim
Groß Mühlwalde Papsten
Groß Rudlauken Rotenfeld Petino Perdollen Petino
Groß Schmerberg Peremtienen Krasny Bor
Groß Steindorf ab 1940: Steindorf Marksowo *Permauern Mauern Lomonossowka
Groß Wannegen Peschlitz
*Heidenberg Petruschkehmen Kleinburgsdorf Berjosowka
Jorksdorf Pfeil (Ob.-Först.)
Juwendt, Forst Möwenort, Forst Rasino Powangen Saranskoje
*Kallweninken Schanzkrug Malyschewo Sandberg
*Kelladden Waldwinkel Iljitschowo Schelecken Schlicken Scholochowo
Klein Fließ Isobilnoje Schönbruch
Klein Kirschnakeim Kleinschanzkrug Fewralskoje Schweizutt Wildhügel
Klein Mühlwalde Skrusdienen Steinrode Marksowo
Klein Rudlauken Steingrenz Marksowo
Klein Schmerberg Szerszantinnen,
ab 1936: Scherschantinnen
Kleinwaldwinkel
Klein Steindorf ab 1940: Steindorf Krasny Bor Tuttenberg
Klein Wannegen Waldienen

Von der Reformation bis 1945 amtierten als evangelische Pfarrer, ab 1863 verstärkt um Hilfsprediger, in Laukischken[11]:

  • Augustin Jamund, bis 1563
  • Daniel Gallus (Hahn), 1590
  • Alexander Hartwich, bis 1641
  • Johann Partatius, 1641–1646, der erste Ehemann von Ännchen von Tharau
  • Christoph Grube, 1646–1652, Ännchen von Tharaus zweiter Ehemann
  • Johann Melchior Beilstein, 1653–1676, Ännchen von Tharaus dritter Ehemann
  • Johann Rebentisch, 1676–1691
  • Johann Albrecht Beilstein, 1691–1710, Ännchen von Tharaus jüngster Sohn
  • Georg Friedrich Zimmermann, 1711–1713
  • Gotthelf Schultz, 1713–1742
  • Daniel Stoppelberg, 1742–1776
  • Christian Ernst Jahnke, 1776–1800
  • Friedrich Wilhelm Mielke, 1799–1800
  • Karl Friedrich Samuel Bulbeck, 1800–1827
  • Ernst Wilhelm Gottl. Huwe, 1828–1840
  • Karl Wilhelm Otto Glogau, 1840–1847
  • Johann Friedrich Brenke, 1847–1878[12]
  • August Adolf Ansat, 1863–1864
  • Johann Emil Richard Schneller, 1864–1866
  • Anton Gustav Laudien, 1866–1867
  • Johann Ferdinand Kuehn, 1867–1905
  • Karl Heinrich Bernhard Moeller, 1872–1875
  • Karl Louis Paul Gauer, 1887–1890
  • K. Ed. Albert Salewski, 1890–1891
  • Viktor Bruno Paul Stadie, 1891–1893
  • Walter Wilhelm G. Eichhorst, 1894–1899
  • Konrad Oloff, 1899–1900
  • Richard Echternach, 1900–1901
  • Fritz Moser, 1901
  • Friedrich Otto Bierfreund, 1901–1902
  • Hermann Cölestin Georg Ebel, 1906–1926
  • Franz Ruhnke, ab 1907
  • Paul Korzitzki, 1912–1917
  • Erich Krüger, 1927–1928
  • Alfred Müller, ab 1928
  • Hermann Leuschner, bis 1945

Folgende Kirchenbücher der Pfarrei Laukischken haben sich erhalten und werden bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig verwahrt:

  • Taufen: 1823 bis 1830
  • Trauungen: 1823 bis 1830
  • Begräbnisse: 1823 bis 1830.

„Ännchen von Tharau“ als Pfarrfrau in Laukischken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mit dem Lied Ännchen von Tharau besungene Pfarrerstochter Anna Neander aus Tharau (heute russisch: Wladimirowo) lebte von 1641 bis 1676 als Pfarrfrau in Laukischken. Ihr erster Mann, der Pfarrer Johann Partatius verstarb schon 1646. Sie heiratete daraufhin den Amtsnachfolger Christoph Grube, der bereits 1652 verstarb. Nun ehelichte sie dessen Amtsnachfolger Johann Melchior Beilstein und lebte im Pfarrhaus bis zu dessen Tod im Jahre 1676. Sie zog dann nach Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk), wo ihr ältester Sohn Pfarrer an der Lutherkirche war. In das Laukischkener Pfarrhaus zog 1691 die Familie ihres jüngsten Sohnes Johann Albrecht Beilstein und blieb dort bis 1710.

  1. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 60, Abb. 197.
  2. Bild der Kirche aus der Zeit vor 1914.
  3. Laukischen bei genealogy.net.
  4. Das Dorf Laukischken bei ostpreussen.net.
  5. Patrick Plew, Kirchen im Samland/Kirche Laukischken.
  6. Bilder der Kirche aus dem Jahre 2004.
  7. Кирха Лаукишкена Kirche Laukischken bei prussia39.ru (mit Bildern aus dem Jahre 2012).
  8. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 464.
  9. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info (russisch/deutsch)
  10. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 (wie oben), Seite 464 bis 465
  11. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 83
  12. Friedrich Brenke († 1886) war Angehöriger des Corps Littuania.