Klosterruine Seligenstatt

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Klosterruine Seligenstatt

Die Klosterruine Seligenstatt ist ein ehemaliges Benediktinerinnenkloster bei Seck im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz, von dem nur noch einige Mauern stehen. Die Ruine steht im Rang einer Denkmalzone.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klosterruine Seligenstatt

Das Benediktinerinnenkloster Seligenstatt wurde vermutlich von Siegfried von Runkel gestiftet. Das genaue Gründungsjahr ist unbekannt. 1181 findet sich die erste urkundliche Erwähnung, als die Rheingräfin Mechthild und ihre Miterben Siegfried und Friedrich von Runkel, Ulrich von Bickenbach, Siegfried und Hartmann, Winand und Arnold von Seck das Kloster dem Erzstift Trier schenken.[2] Erzbischof Theodorich von Trier bestätigte 1213/1215 dem Kloster seinen Besitz, darunter zwei Hufen in Stöckgen und die Hälfte des Zehnten in Seck und von Dapprich. Zu dem Besitz wird 1215 auch eine Mühle in Hadamar gezählt, die die Nonnen, da sie sie aufgrund der Entfernung nicht nutzen können, gegen eine Zahlung dem Kloster Eberbach zu erblichem dauerndem Besitz übergeben. 1218 wird dieser Vertrag bestätigt.

Das der Muttergottes und dem heiligen Nikolaus geweihte Kloster ist 1215 als Tochterkloster der Abtei Maria Laach aufgeführt. 1217 wird eine Bruderschaft am Kloster erwähnt. So wird im genannten Jahr beurkundet, dass der Ritter Werner vom Dorf Erbach in die Bruderschaft zu Seligenstatt eintrat und sein gesamtes väterliches Gut diesem Kloster übertrug. Im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden findet sich ein Siegel des Konvents von 1234, das das Bild der Muttergottes zwischen zwei Lilien mit der Umschrift +CO(N)VE(N)TVS IN SELIGESTAT+ zeigt. Da die Mittel des Klosters beschränkt waren, legte Dietrich von Wied, Erzbischof von Trier, 1239 die Zahl der Nonnen auf 30 fest. Eine Überschreitung war nur mit besonderer Erlaubnis möglich.

Bevor sich Siegfried von Runkel 1219 einem Kreuzzug ins Heilige Land anschloss, befreite er das Kloster von allen Rechten und Diensten, die ihm als Vogt zustanden. Der Sage nach soll Siegfried, als er im Kreuzzug am heiligen Grab niederkniete, Maria erschienen sein, die zu ihm sagte: „Deine Seligkeit wirst du finden an der heiligen Statt, die du gegründet hast.“ Nach seiner Heimkehr habe er das Kloster daher „Seligenstatt“ genannt.[3] Für den Fall, dass er aus dem Heiligen Land nicht zurückkehrt, vermacht der Ritter Crafto dem Kloster Seligenstatt den vierten Teil seiner Mühle bei Weilnau.

Zeitweise gehörten zum Kloster auch Mönche, die ein Haus des Klosters in Limburg bewohnten. Im Jahr 1315 ist ein Altar zu Ehren der Hl. Katharina bezeugt.

Seligenstatt war verkehrsgünstig gelegen. Der Besitz des Klosters vermehrte sich im 13. und 14. Jahrhundert durch Schenkungen und Stiftungen. Der Besitz war jedoch weit verstreut und lag in Gebieten der heutigen Landkreise Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill, Gießen, Mayen-Koblenz, Limburg-Weilburg, Neuwied, Rheingau-Taunus und Hochtaunus. Hinzu kam eine schlechte Wirtschaftsführung, sodass sich die Situation des Klosters zunehmend verschlechterte. 1423 ist letztmalig ein Nonnenkonvent im Kloster erwähnt. Das Konventssiegel wurde noch bis 1432 verwendet.

1432 oder 1439/40 wurde das Kloster Seligenstatt schließlich aufgelöst.

Im Jahr 1481 setzte der Abt von Maria Laach den bisherigen Verwalter, Propst Reinhard Flach, ab und vertraut dem Gemündener Stiftsherrn und Landdechant von Dietkirchen, Werner Hund (Schreibweisen auch als „Hunt“ sowie „Hont“ belegt) sowie Reinhard Apoldi das Kloster mit allen Einkünften an. Werner Hund war zugleich Pfarrer von Montabaur. Der Historiker Hellmut Gensicke vermutet, dass aufgrund dieses Umstandes Hund das heute in der Marien-Wallfahrtskirche in Wirzenborn nahe Montabaur verehrte Gnadenbild aus dem Kloster dorthin überführte, zumal in dieser Zeit (kurz vor 1497) einer der Herren des Klosters, der Graf von Leiningen-Westerburg, Amtmann zu Montabaur war.[4]

Als Miterbe in der Nachfolge trat der Priester Christian Seck auf den Plan, der 1488 vom Mitherrn des Klosters, Johann Herr von Runkel, präsentiert worden war. Christian Seck brachte seine Ansprüch auf das verlassene Kloster gegen Werner Hund und Reinhard Apoldi bis vor die römische Kurie. So wurde das Kloster Gegenstand des Streites zwischen Maria Laach und Leiningen-Westerburg auf der einen und Johann Herr von Runkel bzw. später Graf Johann von Wied-Runkel auf der anderen Seite. Letzterer fand Rückhalt beim Erzbischof von Trier, beschlagnahmte alle Einkünfte es Klosters in seiner Grafschaft und befahl dem Abt von Maria Laach, nichts gegen seinen Willen mit dem Kloster zu unternehmen. Am 29. Juli 1516 wurde im Zusammenhang der sich abzeichnenden Auflösung des Klosters ein Inventar aufgenommen.

Am 6. Juni 1528 setzte Graf Kuno III. von Leiningen-Westerburg Reinhard von Schonenburg als Verwalter der Klostergüter ein. 1538 nutzten Wied-Runkel und Leiningen-Westerburg die „Klause Seligenstatt“ je zur Hälfte. Das Kloster wurde Sitz eines herrschaftlichen Hofmannes, der den früher vom Kloster selbst bewirtschafteten Grundbesitz in der Gemarkung Seck als Klosterhof bebaute. Schon zuvor (um 1510, um 1530 und um 1531) waren bereits große Teile des Klostergutes an Einwohner von Seck verliehen worden. Ab Ende des 16. Jahrhunderts wurden Teile des Klostergutes an die Gemeinde verpachtet, die von ihrem – wie sie es nannten – „Buttergut“ jährlich 95 Maß Butter abzuliefern hatte. 1660 verlieh Fürst Moritz Heinrich von Nassau den zwischenzeitlich in seinen Besitz gekommenen Klosterhof der Gemeinde Seck.

Die Klostergebäude verfielen immer mehr und Steine wurden für den Bau von Häusern abgebrochen. In einem Inventar des Klosters von 1565 sind noch fünf Messgewänder, fünf Alben, ein Messbuch, drei Gesangbücher, ein Altartuch, ein Rauchfass, zwei Messkännchen, die Reliquien sowie ein Kelch, der nach Seck in die Kirche kam, aufgelistet. Die Glocken des Klosters gingen 1591 nach Westerburg und Gemünden. Der Taufstein wurde viele Jahre beim Gemeindebrunnen in Seck benutzt, bevor er (vor 1599) verschwand.

1785 wurde der Klosterhof abgerissen; bereits 1818 werden nur noch alte Mauern und Ruinen erwähnt. Im Jahr 1874 findet Wilhelm Lotz die Reste des Klosters wie folgt vor:

„Es sind nur noch die ca. 1 m starken Umfassungsmauern in einer Höhe von 1 bis 3 m vorhanden, welche einen Acker von 1200 qm Flächeninhalt einschliessen. Rechteck mit westöstlicher Längenaxe. In der Milte der Westseite eine halbrunde Apsis. An den Ecken der Westseite kleine übereckstehend viereckige Thürme, die im Innern auf Stichbogen ruhen, welche über die Winkel des Rechtecks geschlagen sind. Thüren oder Fenster nicht sichtbar.“[5]

Das Gelände wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfüllt und diente bis Mitte der 1950er-Jahre als Acker. Die Bewirtschaftung der Fläche wurde 1955 im Zusammenhang der Flurbereinigung aufgegeben.

Den Zinsregistern des Klosters verdanken eine Anzahl an Dörfern in der Umgebung (etwa Rennerod, Hüblingen, Willmenrod 1213/15 sowie die Wüstungen Schorrenberg, Stöckgen, Oberndorf, Bruchhausen und Fackenhahn) ihre erste urkundliche Erwähnung.

Gebäude und Umfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Die Außenmauern der Klosterruine haben eine Länge von 36 mal 72 m und sind an ihrer höchsten Stelle 9 m hoch. Noch vorhanden sind die von Lorz beschriebene halbrunde Apsis sowie zwei Ecktürme, von denen die Stichbogen noch teilweise existieren.

Bei einer Probegrabung im Jahr 2000 wurde festgestellt, dass sich die nicht mehr sichtbaren Mauerzüge noch deutlich weiter nach Osten hin erstreckten.[6][7] Dabei wurde eine Tonscherbe aus dem 14. Jahrhundert sowie ein Ring aus dem 16. Jahrhundert gefunden, heute ausgestellt im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg.

Unmittelbar an der Ruine befindet sich der Klosterweiher, der in den 1970er-Jahren auf Initiative des damaligen Secker Jagdpächters neu aufgestaut wurde.

Förderverein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 gründete sich ein Förderverein, der seither umfangreiche Sicherungsmaßnahmen durchführen ließ. Eine bei der Ruine aufgestellte Infohütte, die jederzeit zugänglich ist, informiert über die Geschichte des Klosters. Am 17. Juni 1992 wurde die Ruine unter Denkmalschutz gestellt.

Die Sage vom Schwedenkönig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Nähe der Klosterruine sind zwei Heiligenhäuschen errichtet, das eine in unmittelbarer an der Ruine (50° 34′ 55,3″ N, 8° 2′ 33,2″ O), das andere etwa 400 Meter am Ortseingang von Seck von Hellenhahn kommend (50° 34′ 42,8″ N, 8° 2′ 45″ O). Der Legende nach soll einem Wanderer auf seiner nächtlichen Heimkehr von Hellenhahn nach Seck eine weiße Gestalt erschienen sein, die ihm den Weg versperrt habe. Der Wanderer gelobte, bei unbeschadeter Rückkehr am Kloster ein Heiligenhäuschen zu bauen. Die weiße Gestalt ließ ihn passieren, klammerte sich aber sofort danach an seinen Rücken. Der Wanderer gelobte, bei unversehrter Heimkehr einen weiteren Bildstock zu errichten. Das Gelübde wurde im Frühjahr 1856 durch den Bau der beiden Heiligenhäuschen erfüllt. Der Wanderer sah in der unheimlichen Erscheinung später den Schwedenkönig Gustav II. Adolf, der wegen der Zerstörung des Klosters Seligenstatt im Dreißigjährigen Krieg keine Ruhe gefunden haben soll.

Historisch ist darauf zu verweisen, dass das Kloster bereits Ende des 15. Jahrhunderts im Verfall begriffen war, die Gebäude zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) also schon nicht mehr als Benediktinerinnenkloster genutzt wurde.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Lotz: Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden. Hrsg.: Friedrich Schneider. von Ernst & Korn, Berlin 1880.
  • Hellmuth Gensicke: 900 Jahre Seck. Geschichte eines Westerwälder Dorfes und Kirchspiels. o. O. 1959.
  • Wolf-Heino Struck (Hrsg.): Das Johanniterhaus Pfannstiel und die Klöster Seligenstatt und Walsdorf. Regesten 1156–1634. Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte im Gebiet der mittleren Lahn bis zum Ausgang des Mittelalters, Band 4. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Band 12) Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden, 1962, ISBN 3-922244-18-1
  • Helmut Jung: Streifzug durch die Secker Dorfgeschichte. Seck 2006.
  • Helmut Jung: Chronik der Gemeinde. In: Gemeindeverwaltung Seck (Hrsg.): 950 Jahre Seck, 1059–2009. Seck 2008

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klosteruine Seligenstatt (Westerwald) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Westerwaldkreis. Mainz 2021, S. 59 (rlp.de [PDF; abgerufen am 1. Juni 2024]).
  2. Wolf-Heino Struck: Das Johanniterhaus Pfannstiel und die Klöster Seligenstatt und Walsdorf. Regesten 1156–1634. In: Wolf-Heino Struck (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte im Gebiet der mittleren Lahn bis zum Ausgang des Mittelalters, Band 4. Wiesbaden 1962, 1531.
  3. Otto Runkel: Aus dem Sagenschatz der Heimat. Westerwaldsagen. Julius Beltz, Walluf 1972, S. 273 (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1929).
  4. Hellmut Gensicke: 900 Jahre Seck. Geschichte eines Westerwälder Dorfes und Kirchspiels. o. O. 1959, S. 78.
  5. Wilhelm Lotz: Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden. Hrsg.: Friedrich Schneider. von Ernst & Korn, Berlin 1880, S. 406 (archive.org [abgerufen am 30. Mai 2024]).
  6. Christian König: Seck – Klosterruine Seligenstatt – regionalgeschichte.net. Abgerufen am 22. Juli 2021.
  7. Das Kloster Seligenstatt bei Seck | VG Rennerod. Abgerufen am 22. Juli 2021.

Koordinaten: 50° 34′ 55,3″ N, 8° 2′ 32,6″ O