Larisch-Stickerei

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Kragenspiegel Generale und Beamte im Generalsrang, Wehrmacht bis 1945
Kragenspiegel Generale und Beamte im Generalsrang, Wehrmacht bis 1945

Larisch-Stickerei, historisch präzise aber Alt-Larisch-Stickerei,[1] daneben aber auch Altpreußische Stickerei, Arabeskenstickerei[2] oder umgs. Generalsstickerei genannt, ziert seit dem Jahr 1900 die Kragenspiegel preußischer, seit 1918/19 (nahezu) aller deutschen Generale. Das gilt auch für die Kragenspiegel der Generale der Bundeswehr. Sie ist typischerweise als Goldstickerei auf hochrotem Abzeichentuch ausgeführt. Admirale führ(t)en die Larisch-Stickerei nicht, ebenso die Generale der Wehrmachts-Luftwaffe. Zeitweise schmückte die Larisch-Stickerei auch die Ärmelaufschläge in Form besonderer Ärmelpatten, dies jedoch nie in der Bundeswehr.

Der Ursprung der Larisch-Stickerei reicht bis in das frühe 18. Jahrhundert zurück, als sie zur Knopflochverzierung der Offiziersuniformen des altpreußischen Infanterie-Regiments Nr. 26 diente.

Aussehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Kragenstickerei bilden das Zentrum des Arabeskenmusters vier Blätter, die paarig ober- und unterhalb des stilisierten Knopflochs angeordnet sind. Das jeweilige Blätterpaar ist durch eine schmale, vertikale Ranke voneinander getrennt. Die Arabeske endet hinten in einer schmalen, vertikalen Ranke und einem daran anschließenden sechsstrahligem Schweif, der die einst vollgefertigte Quaste nachempfindet. Vorne mündet die Stickerei in einer von vier schmalen Ranken umfassten gegliederten Spitze. Bei Generalen ist die Stickerei goldfarben, die Kragenpatte aber hochrot. Bei Beamten und Richtern im Generalsrang wich in der Vergangenheit die Farbgebung ab.

Für Generalfeldmarschälle existierte von 1941 bis 1945 eine Sonderform. Diese war etwas länger und die blattförmige Verzierung in der Mitte der Stickerei um ein Blatt pro Seite erweitert.

Die Ärmelpatten ähnlich, doch ohne Schweif.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprung und Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kragenstickerei bei Bundeswehr-Generalen von Luftwaffe (links) und Heer (Mitte, halb verdeckt)

Die erst später so genannte (Alt-)Larisch-Stickerei zierte die Knopflöcher der Offiziersuniform des preußischen Infanterie-Regiments Nr. 26, zuletzt genannt „Alt-Larisch“. Das Regiment wurde am 7. November 1806, mit der Kapitulation Blüchers bei Ratekau, aufgelöst.[3] Damals waren die ihm 1730 verliehenen „Puschel-Litzen“ bereits außer Tragung.[4]

Die Namensgebung der Stickerei ergibt sich aus einer Besonderheit der Militärgeschichte: Bis 1806 führten die Regimenter der preußischen Armee keine Nummern, sondern waren nach ihrem jeweiligen Chef benannt. Das war in anderen europäischen Heeren jener Zeit ebenfalls üblich. Mit jedem Wechsel an der Regimentsspitze änderte sich der Name des Regiments. Von 1795 bis Oktober 1800 hieß das Regiment „von Larisch“, nach seinem damaligen Regimentschef, Generalleutnant Johann Karl Leopold von Larisch. Dann erfolgte die Änderung in „Alt-Larisch“, zur Unterscheidung von dem Regiment „Jung-Larisch“ (Altpreußisches Infanterieregiment No. 53 (1806), vorher Regiment „von Anhalt“), als dessen Chef seit Oktober 1800 Wilhelm Christian von Larisch fungierte.[5] Dieser war der jüngere Bruder des Erstgenannten.[6]

Deutsches Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittes Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Per A.K.O. vom 23. März 1900 bestimmte Wilhelm II., in seiner Eigenschaft als preußischer König, die Larisch-Stickerei als Kragenauszeichnung der Generale der preußischen Armee.[4] Die bisherige aufwändige Rankenstickerei an Kragen und Aufschlägen entfiel. Die Königreiche Bayern und Sachen, deren Heereskontingente in Friedenzeiten unter dem Befehl des Landesherrschers standen, folgten dem nicht und beließen es bei ihrer traditionellen Generalsstickerei an Kragen und Aufschlägen. Das Königreich Württemberg, das ebenfalls die Wehrhoheit über die eigenen Verbände innerhalb des deutschen Heeres besaß, übernahm die preußische Neuerung hingegen noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Erst in der Reichswehr, dem ersten einheitlich organsierten deutschen Heer der Geschichte, führte die gesamte Generalität die Larisch-Stickerei. seitdem ist sie ununterbrochen ein typisches äußeres Merkmal der deutschen Generale, sei es nachfolgend in Wehrmacht, Nationaler Volksarmee oder Bundeswehr; eine Ausnahme bilden traditionell jedoch die Admirale sowie, im Dritten Reich, die Generale der Luftwaffe.

Im Ersten Weltkrieg war die Larisch-Stickerei auch Bestandteil der Uniform der Generalintendanten. Wehrmachtbeamte des Heeres im Generalsrang trugen auf den Kragenspiegeln die gleiche Stickerei, jedoch auf dunkelgrünem statt hochrotem Abzeichentuch mit Vorstößen in der „Nebenwaffenfarbe“ ihres Verwaltungszweigs.

Arabeskenstickerei bei Generalen/Admiralen der NVA
„hochrote“ Patten: LaSK/ MfS
„marine­blaue“ Patten: Volks­marine (Lorbeerstickerei nach sowjetischem Muster)
„himmelblaue“ Patten: LSK

Bewaffnete Organe der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Generäle der bewaffneten Organe der DDR trugen ebenfalls die Larisch-Stickerei auf dem Kragenspiegel. Hier wurde der Larisch-Spiegel als Arabeske bezeichnet.

Bundeswehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in der Bundeswehr tragen Generale, sofern sie nicht im Generalstabsdienst tätig sind, die Larisch-Stickerei.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Handbuch für den Einjährig-Freiwilligen (...), III. Teil, achte, vollständig durchgesehene Auflage, hrsg. von C. Th. Müller und Th. v. Zwehl, München 1900, S. 19
  2. Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte, 1. Auflage (Liz.5, P189/84, LSV:0547, B-Nr. 746 635 0), Militärverlag der DDR (VEB) – Berlin, 1985, Band 1, S. 396 „Arabeskenstickerei“.
  3. Offizierliste des Regiments Larisch. In: Karl Neander von Petersheiden: Anschauliche Tabellen, 1801, Anhang, S. 13.
  4. a b Ernst Friedrich Rudolf von Barsewisch: Von Rossbach bis Freiberg 1757-1763: Tagebuchblätter eines friderizianischen Fahnenjunkers und Offiziers. Neu herausgegeben, kommentiert und bearbeitet von Jürgen Olmes. Nach dem wortgetreuen Erstabdruck von 1863. (Hermann) Rühl Verlag. Krefeld 1959, S. 216
  5. Gerhard Johann David von Scharnhorst: Private und dienstliche Schriften: Lehrer, Artillerist, Wegbereiter (Preussen 1801–1804). Böhlau Verlag Köln Weimar, 2005, ISBN 978-3-412-25005-8, S. 757 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter. Neunter Jahrgang, Brünn 1884, S. 275