Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011/800 m der Frauen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
13. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin 800-Meter-Lauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 36 Athletinnen aus 25 Ländern
Austragungsort Korea Sud Daegu
Wettkampfort Daegu-Stadion
Wettkampfphase 1. September (Vorläufe)
2. September (Halbfinale)
4. September (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Goldmedaille Caster Semenya (Sudafrika RSA)
Silbermedaille Janeth Jepkosgei Busienei (Kenia KEN)
Bronzemedaille Alysia Montaño (Vereinigte Staaten USA)
Das Daegu-Stadion im Jahr 2010

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2011 wurde vom 1. bis 4. September 2011 im Daegu-Stadion der südkoreanischen Stadt Daegu ausgetragen.

Weltmeisterin wurde die südafrikanische Titelverteidigerin Caster Semenya. Sie gewann vor der Siegerin von 2007, Vizeweltmeisterin von 2009, Olympiazweiten von 2008, Afrikameisterin von 2006 und Vizeafrikameisterin von 2010 Janeth Jepkosgei Busienei aus Kenia. Bronze ging an die US-Amerikanerin Alysia Montaño, frühere Alysia Johnson.

Bestehende Rekorde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weltrekord 1:53,28 min Tschechoslowakei Jarmila Kratochvílová München, BR Deutschland 26. Juli 1983[1]
WM-Rekord 1:54,68 min WM 1983 in Helsinki, Finnland 9. August 1983

Der seit den ersten Weltmeisterschaften 1983 bestehende WM-Rekord wurde auch hier in Daegu nicht erreicht.

Es wurde ein Landesrekord erzielt:

Geschlechtsstatusfrage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Athletin Caster Semenya die Frage nach dem Geschlechtsstatus auf. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin unter dem Namen Dora Ratjen bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich teilnahm. Alle seine Resultate wurden nach 1938 gestrichen. Allerdings war er im Gegensatz zu Caster Semenya eindeutig ein Mann.[2]

In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal aktuell im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien.[3] Beide verschwanden nach Einführung der damals sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.[4]

Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in ihrer früheren Form abgeschafft. Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus auch kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für Caster Semenya.[5][6]

In diesem Wettbewerb gab es vier Dopingfälle, betroffen waren drei russische und eine ukrainische Athletin.

  • Marija Sawinowa, Russland, zunächst Rang 1. Der Verstoß der Athletin gegen die Antidopingbestimmungen wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS mit einer Sperre von vier Jahren geahndet. Alle ihre vom 26. Juli 2010 bis 19. August erzielten Resultate wurden gestrichen.[7]
  • Jekaterina Kostezkaja, Russland, zunächst Fünfte. Am 28. Juli 2014 gab die IAAF bekannt, dass es Abnormalitäten im Biologischen Pass der Athletin gegeben hatte, die zu einer zweijährigen Sperre bis zum 20. Januar 2015 führten. Kostezkajas betreffende Resultate wurden annulliert, darunter ihr fünfter Rang von diesen Weltmeisterschaften.[8]
  • Julija Stepanowa (frühere Julija Russanowa), Russland, zunächst Achte. Die Athletin gehört zusammen mit ihrem Ehemann Witaly Stepanow zu den bekanntesten Whistleblowern der Sportwelt. Im Jahr 2011 wurden Unregelmäßigkeiten in Stepanowas Biologischem Pass gefunden, die zur Aberkennung von Resultaten führte. Ihr Mann Witaly arbeitete bei der russischen Antidopingagentur RUSADA. Als die beiden dann mit Enthüllungen an die Öffentlichkeit gingen, wurde er bei der RUSADA entlassen. Intensiv trug vor allem auch der deutsche Journalist Hajo Seppelt zu den weiteren Aufklärungen bei. Die Athletin beendete ihre Sportlaufbahn, inzwischen lebt das in Russland geächtete Ehepaar nicht mehr in ihrem Heimatland.[9]
  • Tetjana Petljuk, Ukraine, im Vorlauf ausgeschieden. Es gab für sie einen für den 18. August 2009 gültigen positiven Dopingtest. Sie wurde nach Feststellung der positiven Probe für zwei Jahre bis zum 19. Februar 2015 gesperrt. Zahlreiche Resultate wurden gestrichen, darunter auch ihr Ergebnis von diesen Weltmeisterschaften.[10]

Benachteiligt waren zwei Teilnehmerinnen im Medaillenbereich sowie sechs Athletinnen, denen der Einzug in die jeweils nächste Runde verwehrt wurde. Unter Zugrundelegung der hier erzielten Resultate waren folgende Läuferinnen betroffen:

Die Vorrunde wurde in fünf Läufen durchgeführt. Die ersten vier Athletinnen pro Lauf – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus vier zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – qualifizierten sich für das Halbfinale.

1. September 2011, 11:40 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Jenny Meadows Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:01,11
2 Maggie Vessey Vereinigte Staaten USA 2:01,32
3 Rosibel García Kolumbien Kolumbien 2:01,33
4 Eunice Jepkoech Sum Kenia Kenia 2:01,37
5 Eglė Balčiūnaitė Litauen Litauen 2:02,88 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
6 Yvonne Hak Niederlande Niederlande 2:03,05
DOP Julija Stepanowa Russland Russland 2:01,38 für das Halbfinale zugelassen

1. September 2011, 11:48 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Kenia Sinclair Jamaika Jamaika 2:01,66
2 Halima Hachlaf Marokko Marokko 2:01,80
3 Julija Krewsun Ukraine Ukraine 2:01,88
4 Maryna Arsamassawa Belarus Belarus 2:01,97
5 Fantu Magiso Athiopien Äthiopien 2:02,58
6 Merve Aydin Turkei Türkei 2:04,88
7 Huh Yeon-Jung Korea Sud Südkorea 2:08,05
8 Zourah Ali Dschibuti Dschibuti 2:36,36

1. September 2011, 11:56 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Janeth Jepkosgei Busienei Kenia Kenia 1:58,36
2 Alysia Montaño Vereinigte Staaten USA 1:59,62
3 Marilyn Okoro Vereinigtes Konigreich Großbritannien 1:59,74
4 Luiza Gega Albanien Albanien 2:03,21 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
5 Margarita Mukaschewa Kasachstan Kasachstan 2:04,24
DOP Jekaterina Kostezkaja Russland Russland 1:59,61 für das Halbfinale zugelassen
DOP Tetjana Petljuk Ukraine Ukraine DNF
Caster Semenya (links) und Alice Schmidt im vierten Vorlauf

1. September 2011, 12:04 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Caster Semenya Sudafrika Südafrika 2:01,01
2 Cherono Koech Kenia Kenia 2:01,03
3 Alice Schmidt Vereinigte Staaten USA 2:01,11
4 Emma Jackson Australien Australien 2:01,17
5 Tintu Lukka Indien Indien 2:01,89
6 Trương Thanh Hằng Vietnam Vietnam 2:03,52
DOP Marija Sawinowa Russland Russland 2:01,01 für das Halbfinale zugelassen

1. September 2011, 12:12 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Annet Negesa Uganda Uganda 2:02,75
2 Zahra Bouras Algerien Algerien 2:02,77
3 Lucia Klocová Slowakei Slowakei 2:02,81
4 Lilija Lobanowa Ukraine Ukraine 2:02,84
5 Nikki Hamblin Neuseeland Neuseeland 2:02,87 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
6 Lemlem Bereket Kanada Kanada 2:03,62
7 Swjatlana Ussowitsch Belarus Belarus 2:05,62

In den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils ersten beiden Athletinnen – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus zwei zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – für das Finale.

Halbfinallauf 1

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2. September 2011, 19:25 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Maggie Vessey Vereinigte Staaten USA 1:58,98
2 Jenny Meadows Vereinigtes Konigreich Großbritannien 1:59,07 eigentlich für das Finale qualifiziert
3 Eunice Jepkoech Sum Kenia Kenia 1:59,94
4 Rosibel García Kolumbien Kolumbien 2:00,79
5 Annet Negesa Uganda Uganda 2:01,51
6 Maryna Arsamassawa Belarus Belarus 2:02,13
DNF Halima Hachlaf Marokko Marokko
DOP Julija Stepanowa Russland Russland 1:58,73 für das Finale zugelassen

Im ersten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 2

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2. September 2011, 19:33 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Janeth Jepkosgei Busienei Kenia Kenia 1:58,50
2 Alysia Montaño Vereinigte Staaten USA 1:58,67
3 Lilija Lobanowa Ukraine Ukraine 1:59,38 eigentlich für das Finale qualifiziert
4 Emma Jackson Australien Australien 1:59,77
5 Tintu Lukka Indien Indien 2:00,95
6 Lucia Klocová Slowakei Slowakei 2:01,85
7 Zahra Bouras Algerien Algerien 2:12,08
DOP Marija Sawinowa Russland Russland 1:58,45 für das Finale zugelassen

Im zweiten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 3

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2. September 2011, 19:41 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Caster Semenya Sudafrika Südafrika 1:58,07
2 Kenia Sinclair Jamaika Jamaika 1:58,93
3 Fantu Magiso Athiopien Äthiopien 1:59,17 NR eigentlich für das Finale qualifiziert
4 Alice Schmidt Vereinigte Staaten USA 2:01,16
5 Cherono Koech Kenia Kenia 2:01,48
6 Marilyn Okoro Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:01,54
7 Julija Krewsun Ukraine Ukraine 2:05,37
DOP Jekaterina Kostezkaja Russland Russland 1:58,64 für das Finale zugelassen

Im dritten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

4. September 2011, 20:15 Uhr

Platz Name Nation Zeit (min)
1 Caster Semenya Sudafrika Südafrika 1:56,35
2 Janeth Jepkosgei Busienei Kenia Kenia 1:57,42
3 Alysia Montaño Vereinigte Staaten USA 1:57,48
4 Maggie Vessey Vereinigte Staaten USA 1:58,50
5 Kenia Sinclair Jamaika Jamaika 1:58,66
DOP Marija Sawinowa Russland Russland 1:55,87
Jekaterina Kostezkaja Russland Russland 1:57,82
Julija Stepanowa Russland Russland 1:59,74

Einzelnachweise und Anmerkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 12. Januar 2022
  2. Das Doppelleben der Dora Ratjen, ndr.de 18. November 2011, abgerufen am 3. Januar 2021
  3. Zwischen Ruhm und Argwohn. In: Allgemeine Zeitung 26. April 2014, abgerufen am 3. Januar 2021
  4. Intersexualität als Problem des Hochleistungssports, Jennifer de Antoni, Diplomarbeit, Wien, Mai 2011 (PDF; 757 KB), abgerufen am 3. Januar 2021
  5. Stichwort Sex-Test. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 20. August 2009, abgerufen am 3. Januar 2021
  6. Olympias »schöne« Töchter von Petra Welzel, der Freitag 15. September 2000, abgerufen am 3. Januar 2021
  7. Savinova stripped of London Games 800m gold for doping, reuters.com, 10. Februar 2017, englisch, abgerufen am 3. Januar 2021
  8. Yekaterina Kostetskaya, alchetron.com, 30. Mai 2018, englisch, abgerufen am 3. Januar 2021
  9. Julya und Vitaly STEPANOV: Wie das russische Staatsdoping enttarnt wurde@1@2Vorlage:Toter Link/www.angestaslicht.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., angestaslicht.de, 7. Mai 2019, abgerufen am 3. Januar 2021
  10. Athletes currently suspended from all competitions in athletics following an Anti-Doping Rule Violation as at: 09.04.14, S. 17, iaaf.org, (PDF; 161 KB), englisch, abgerufen am 3. Januar 2021