Lotus 100T

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Lotus 100T

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Lotus
Designer: Gérard Ducarouge
Vorgänger: Lotus 99T
Nachfolger: Lotus 101
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque aus faserverstärktem Kunststoff
Radstand: 2776 mm
Gewicht: 540 kg
Reifen: Goodyear
Benzin: Elf
Statistik
Fahrer: Brasilien Nelson Piquet
Japan Satoru Nakajima
Erster Start: Großer Preis von Brasilien 1988
Letzter Start: Großer Preis von Australien 1988
Starts Siege Poles SR
32
WM-Punkte: 23
Podestplätze: 3
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Lotus 100T war ein Formel-1-Rennwagen des britischen Rennstalls Lotus, der in der Formel-1-Saison 1988 eingesetzt wurde.

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rennwagen war eine Schöpfung von Lotus’ Chefkonstrukteur Gérard Ducarouge. Wider Erwarten erwies sich der von ihm entwickelte Lotus 100T nicht als Siegfahrzeug. Das in Verbundbauweise aus mit Kohlenstoff- und Aramidfasern verstärktem Kunstharz gefertigte Chassis basierte im Wesentlichen auf dem des Lotus 99T aus dem Vorjahr und reagierte auf die verschiedenen Setupeinstellungen der Fahrer träge oder gar nicht. Insbesondere wurde dem Wagen ein äußert schlechtes Kurvenverhalten attestiert. Es wurden insgesamt vier Chassis gebaut.

Angetrieben wurde der Lotus 100T von einem 6-Zylinder-Honda-Turbomotor des Typs RA 168E mit einem Hubraum von 1.494 cm³. Bei einer Drehzahl von etwa 13.800/min entwickelte er mit auf 2,5 bar begrenztem Ladedruck eine Leistung von ca. 670 kW. Das manuell zu schaltende Getriebe von Hewland hatte sechs Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Der Tank fasste 150 Liter. Die Bremsanlage stammte von Brembo und die Stoßdämpfer von Bilstein. Wegen technischer Unzulänglichkeiten wurde auf den Einbau einer aktiven Radaufhängung verzichtet. Alle Räder waren einzeln an Doppelquerlenkern aufgehängt.

Hauptsponsor war die zur R. J. Reynolds Tobacco Company gehörende Zigarettenmarke Camel, entsprechend wurde das Team in den Meldelisten der Saisonrennen als Camel Team Lotus Honda geführt. Daneben warben das Elektronikunternehmen Epson sowie das britische Textilunternehmen Courtaulds auf dem Fahrzeug.

Trotz der schlechten Fahreigenschaften des Lotus 100T gelangen vor allem Nelson Piquet Achtungserfolge. Bei den Großen Preisen von Brasilien, San Marino und Australien wurde er jeweils Dritter. Bei weiteren Rennen fuhr er regelmäßig in die Punkteränge. Teamkollege Satoru Nakajima hatte mangels fahrerischen Talents größere Probleme mit dem Fahrzeug und verpasste zweimal die Qualifikation. Insgesamt holten die beiden Fahrer 23 Weltmeisterschaftspunkte für Lotus, was für Rang vier in der Konstrukteursweltmeisterschaft reichte.

Im Ergebnis waren die erreichten Leistungen zu wenig. In Konsequenz hieraus kündigte Honda seinen Motorenvertrag mit Lotus zum Jahresende auf. Teamchef Peter Warr, der vor allem das schlechte Chassis für die Misserfolge verantwortlich machte, entließ Ducarouge und warb stattdessen Frank Dernie als neuen Chefkonstrukteur an.

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Weltmeisterschaft 1988 23 4.
Brasilien N. Piquet 1 3 3 DNF DNF 4 DNF 5 5 DNF 8 4 DNF DNF 8 DNF 3
Japan S. Nakajima 2 6 8 DNQ DNF 11 DNQ 7 10 9 7 DNF DNF DNF DNF 7 DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Der dreimalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart testete im Sommer 1988 den Lotus 100T für die Filmreportage Jackie Stewart’s World of Speed auf dem Snetterton Motor Racing Circuit. Sein Urteil zum Fahrzeug fiel ernüchtert aus. Stewart kritisierte einerseits das schlechte Ansprechverhalten des Honda-Motors, dem er den Cosworth-GBA-Turbo aus dem von ihm für die gleiche Sendung getesteten Benetton B187 entgegenhielt. Zudem bemängelte Stewart die fehlende Steifheit des Fahrwerks und zuletzt noch das beengte Cockpit, in dem sich teilweise die Finger zwischen Lenkrad und Abdeckung verkanten konnten.

  • Jean-François Krause: Fahrzeugdatenblatt: Lotus 100T-Honda V6. Die letzte Chance! In: Das große Formel-1-Archiv, Weltbild Verlag Augsburg, o. S.
  • Anthony Pritchard: Lotus: The Competition Cars-All the Racing Type Numbers from 1947 to the Modern Era. Haynes Publishing Sparkford 2006, ISBN 978-1-84425-006-6, S. 196, 255.
  • Achim Schlang: Grand Prix. Die Rennen zur Automobil-Weltmeisterschaft 1988. Motorbuch Verlag Stuttgart 1988, ISBN 978-3-613-01242-4, S. 14 f.
Commons: Lotus 100T – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien