NARP-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
E88.8 Sonstige näher bezeichnete Stoffwechselstörungen
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das NARP-Syndrom, Akronym für Neuropathie, Ataxie und Retinitis Pigmentosa, ist eine sehr seltene angeborene fortschreitende Erkrankung mit einer Kombination von proximaler nervenbedingter (neurogener) Muskelschwäche, sensomotorischer Neuropathie (Nervenerkrankung), Ataxie (Störung der Bewegungskoordination) und Netzhautdegeneration (Retinitis pigmentosa). Die Erkrankung tritt bereits im Kindesalter auf und wird durch maternale (mütterliche) mitochondriale Vererbung weitergegeben. Das Syndrom gehört zu den Mitochondrialen Retinopathien.[1][2]

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1990 durch den englischen Neurologen I. J. Holt und Mitarbeiter.[3] Die Namensbezeichnung wurde im Jahre 2000 durch John B. Kerrison und Mitarbeiter vorgeschlagen.[4]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häufigkeit wird mit 0,8 auf 100.000 angegeben, das Syndrom wird mitochondrial vererbt.[1][2]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erkrankung liegt meist eine Punktmutation (Nukleotidaustausch (m.8993T>C/G)) in der Untereinheit 6 des mitochondrialen H(+)-ATPase-Gens (MTATP6) zugrunde. Diese Punktmutation ist auch beim maternal vererbten Leigh-Syndrom zu finden.[5][6] Seltener können andere Mutationen wie m.8839G>C, m.8989G>C, m.8618-8619insT, m.9032T>C und m.9127-9128 delAT nachgewiesen werden.[1][2]

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[1][7]

  • Manifestation im Kindesalter oft mit Lernschwierigkeiten
  • Muskelschwäche,
  • sensorische Neuropathie
  • Ataxie
  • Retinopathie

Der Krankheitsverlauf kann über viele Jahre stabil sein, dann oft im Zusammenhang mit viralen Infekten schubartig schlechter werden.

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination klinischer Befunde einschließlich Elektroretinogramm, Elektromyographie und Magnetresonanztomographie des Gehirns und kann durch humangenetische Untersuchung gesichert werden.[1]

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abzugrenzen sind:[1][2]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ursächliche Behandlung ist nicht bekannt, es können lediglich Symptome angegangen werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind angezeigt. Vermieden werden sollten einige Medikamente wie Natriumvalproat, Barbiturate und Anästhetika sowie Dichloracetat.[1]

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Fortschreiten der Erkrankung sind die Aussichten eingeschränkt. Lebensqualität und Selbständigkeit werden schlechter. Die neurogene Muskelschwäche kann einen Rollstuhl erforderlich machen.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Zeviani, V. Carelli: Mitochondrial Retinopathies. In: International Journal of Molecular Sciences. Band 23, Nummer 1, Dezember 2021, S. , doi:10.3390/ijms23010210, PMID 35008635, PMC 8745158 (freier Volltext) (Review).
  • K. G. Claeys, A. Abicht, M. Häusler, S. Kleinle, M. Wiesmann, J. B. Schulz, R. Horvath, J. Weis: Novel genetic and neuropathological insights in neurogenic muscle weakness, ataxia, and retinitis pigmentosa (NARP). In: Muscle & nerve. Band 54, Nummer 2, August 2016, S. 328–333, doi:10.1002/mus.25125, PMID 27015314.
  • G. Sgarbi, G. A. Casalena, A. Baracca, G. Lenaz, S. DiMauro, G. Solaini: Human NARP mitochondrial mutation metabolism corrected with alpha-ketoglutarate/aspartate: a potential new therapy. In: Archives of neurology. Band 66, Nummer 8, August 2009, S. 951–957, doi:10.1001/archneurol.2009.134, PMID 19667215.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h NARP-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. a b c d Eyewiki
  3. I. J. Holt, A. E. Harding, R. K. Petty, J. A. Morgan-Hughes: A new mitochondrial disease associated with mitochondrial DNA heteroplasmy. In: American Journal of Human Genetics. Band 46, Nummer 3, März 1990, S. 428–433, PMID 2137962, PMC 1683641 (freier Volltext).
  4. J. B. Kerrison, V. Biousse, N. J. Newman: Retinopathy of NARP syndrome. In: Archives of ophthalmology. Band 118, Nummer 2, Februar 2000, S. 298–299, doi:10.1001/archopht.118.2.298, PMID 10676807.
  5. Neuropathy, Ataxia, And Retinitis Pigmentosa. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  6. ATP SYNTHASE 6; MTATP6. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  7. David R. Thorburn, Shamima Rahman: Mitochondrial DNA-Associated Leigh Syndrome and NARP. In: GeneReviews. PMID 20301352.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]