Naturschutzgebiet Laubersmad - Salwidili

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Gebietsnutzung durch den Menschen an der Salwidili
alternative Beschreibung
Juncus stygius im Herbarium in Neuchâtel

Das Naturschutzgebiet Laubersmad-Salwidili (auch als Laubersmad-Salwiden bezeichnet) ist mit 1376 ha das grösste unter Schweizer Bundesschutz stehende Naturschutzgebiet im Kanton Luzern. Es wurde mit der Schutzkategorie IV der IUCN-Kategorie gekennzeichnet.

Das Schutzgebiet befindet sich am Nordhang der Schrattenfluh und des Brienzer Rothorns auf einer Höhe zwischen 1060 und 1900 m ü. M. Diese beiden gehören zu den Helvetischen Decken, die hauptsächlich aus Kalkstein der Kreidezeit bestehen. Dazwischen liegen die nährstoffarmen, sauren Gesteinsformationen der Habkern-Mulde, die teils durch Schiefer und vor allem Flysch gekennzeichnet ist. Diese Bedingungen des felsigen Substrats führten zur Bildung von wasserundurchlässigen Böden, die die Voraussetzung für Moorbildung sind. Die Böden, die sich auf diesem Grund bildeten, sind vor allem hydromorph: Pseudogley, Buntgley und andere Gleys, Anmoor und torfige Böden.[1] Das Gebiet liegt im oberen Teil des Wassereinzugsgebiets mehrerer Bäche, die der Emme und dann der Aare zufliessen und schliesslich in den Rhein münden.

Das Klima begünstigt in besonderer Weise die Bildung von Mooren, vor allem die Höhe von 1400 m mit der entsprechend niedrigen Durchschnittstemperatur und Niederschlägen von 1950 bis 2400 mm pro Jahr. Hinzu kommen schneereiche Winter mit langem Verbleib der Wassermengen an einer Fläche und der dadurch wirkende Druck auf den Boden sowie die Exposition nach Norden. Die Vegetationsperiode dauert etwa vier Monate. Inwieweit Hangmoore ihre Entstehung der Schaffung von Bergweiden verdanken, weil Fichtenwälder gerodet wurden, ist umstritten.[1]

Nach Ramsar-Konvention beherbergt das Gebiet eine breite Palette verschiedener Moortypen, die sich floristisch und nach ihrer Entstehung unterscheiden und sich proportional auf einer kleinen Fläche ausbreiten.[1] Es wird hauptsächlich von einem kleinteiligen Mosaik von Moorlandschaften geprägt, die sich aus unterschiedlichen Moortypen von Flach-, Übergangs- und Hochmooren nationaler Bedeutung zusammensetzen. Dazu gehören auch feuchte Fichtenwälder und Bergwiesen. Laubersmad-Salwidili gilt als die grösste, zusammenhängende Moorlandschaft mit den meisten geschützten Mooren der Schweiz. Besonders charakteristisch sind die mosaikartigen Moorkomplexe aus Flachmooren, Übergangsmooren und Hochmooren, die von feuchten Fichtenwäldern umgeben sind. Aus hydrologischer Sicht besteht die Funktion von Sümpfen in der Bildung von Lebensräumen für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowie der Pufferwirkung des Wasserstands.

Die Rote Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten nennt 33 Tier- und 24 Pflanzenarten, die als die gefährdetsten der Schweiz gelten. Angeführt wird diese Liste mit dem Dreizehenspecht, dem Auerhuhn, dem Birkhuhn und dem Eurasischen Luchs. Auch ist dieses Gebiet wichtiger Lebensraum für Säugetiere und Vögel. Für die Ökologie des Grossraums spielt der Wasserrückhalt eine wichtige Rolle. Seit 2004 werden die Moore renaturiert und menschliche Freizeitaktivitäten wie Bergsportarten, die Beweidung, aber auch Pilze- und Beerensammeln überwacht.[2]

Arten, die an Sümpfe (Hoch- und Niedermoore, Übergangsmoore und Sumpfwälder) gebunden sind, sind von besonderer Bedeutung, wie z. B. die Rosmarinheide (Andromeda polifolia), die Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), der Sonnentau (Drosera obovata), der Flutende Bärlapp (Lycopodiella inundata), das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum), das Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium), das Breitblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium), die Magellan-Segge (Carex magellanica), die Schlamm-Segge (Carex limosa), die Braun-Segge (Carex fusca), die Schnabel-Segge (Carex rostrata) und das Gefleckte Knabenkraut (Orchis maculata).

Eine aussergewöhnliche Besonderheit des Standorts ist die Styx-Binse (Juncus stygius), die nur in der Schweiz vorkommt. Sie ist in der Schweiz nur in dieser Region zu finden und wird auf der CR-Liste als vom Aussterben bedroht eingestuft. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Torfmoosen, insbesondere Magellans Torfmoos, Hain-Torfmoos, Sphagnum majus, Warziges Torfmoos, Sphagnum recurvum, Sphagnum recurvum, die besonders bedroht sind. Das Überleben dieser Arten ist an den Schutz der Moore gebunden.

Gefährdete Pflanzen- und Tierarten

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Art Art wissenschaftlich Gefährdung Rote Liste der gefährdeten Arten
Anastrepta orcadensis VU Rote Liste der Moose 2004
Mannweibiges Streifensternmoos Aulacomnium androgynum VU Rote Liste der Moose 2004
Calypogeia sphagnicola VU Rote Liste der Moose 2004
Campyliadelphus elodes VU Rote Liste der Moose 2004
Hautfarnähnliches Neusternmoos Cyrtomnium hymenophylloides EN Rote Liste der Moose 2004
Geflecktes Knabenkraut Dactylorhiza maculata CR Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Dicranella cerviculata EN Rote Liste der Moose 2004
Peitschen-Gabelzahnmoos Dicranum flagellare EN Rote Liste der Moose 2004
Langblättriger Sonnentau Drosera anglica VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Drosera obovata VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Alpen-Mannstreu Eryngium alpinum VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Zweispaltiger Hohlzahn Galeopsis bifida VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Kreuz-Enzian Gentiana cruciata VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Blaugrüner Schwaden Glyceria declinata EN Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Moor-Binse Juncus stygius CR Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Sumpf-Bärlapp Lycopodiella inundata VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Papaver occidentale VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Wald-Läusekraut Pedicularis sylvatica VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Buchtiges Riccardimoos Riccardia chamedryfolia VU Rote Liste der Moose 2004
Gewöhnliches Pfeilkraut Sagittaria sagittifolia EN Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Blumenbinse Scheuchzeria palustris VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Kleiner Wasserschlauch Utricularia minor VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Gewöhnliche Moosbeere Vaccinium oxycoccos VU Rote Liste der Gefässpflanzen 2002
Wiesenpieper Anthus pratensis VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Steinadler Aquila chrysaetos VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Uhu Bubo bubo EN Rote Liste der Brutvögel 2010
Rohrweihe Circus aeruginosus VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Wachtelkönig Crex crex CR Rote Liste der Brutvögel 2010
Bartgeier Gypaetus barbatus CR Rote Liste der Brutvögel 2010
Heidelerche Lullula arborea VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Bienenfresser Merops apiaster EN Rote Liste der Brutvögel 2010
Grosser Brachvogel Numenius arquata CR Rote Liste der Brutvögel 2010
Fischadler Pandion haliaetus LC Rote Liste der Brutvögel 2010
Fitis Phylloscopus trochilus VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Braunkehlchen Saxicola rubetra VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Waldschnepfe Scolopax rusticola VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Auerhuhn Tetrao urogallus EN Rote Liste der Brutvögel 2010
Wacholderdrossel Turdus pilaris VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Ringdrossel Turdus torquatus VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Wiedehopf Upupa epops VU Rote Liste der Brutvögel 2010
Alpen-Mosaikjungfer Aeshna caerulea VU Rote Liste der Tagfalter und Widderchen 2014
Bembidion bruxellense LC Rote Liste der Prachtkäfer, Bockkäfer, Rosenkäfer und Schröter 1994
Hochmoor-Perlmuttfalter Boloria aquilonaris EN Rote Liste der Tagfalter und Widderchen 2014
Brachyptera seticornis VU Rote Liste Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen 2012
Erdkröte Bufo bufo VU Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Amphibien 2005
Wolf Canis lupus LC Rote Liste der Säugetiere (ohne Fledermäuse) 1994

Einzelnachweise

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  1. a b c Meinrad Küttel: Fiche descriptive sur les zones humides Ramsar (FDR), 15. Januar 2005
  2. Laubersmad-Salwidili. Ramsar Information Sheet, 29. März 2017

Koordinaten: 46° 47′ 54″ N, 7° 59′ 26″ O; CH1903: 642135 / 183167